Etwa 186 Euro gibt jeder Deutsche im Jahr für Sportartikel aus, was allein in Deutschland für einen Umsatz von 7,31 Milliarden Euro sorgt, weltweit werden über 150 Milliarden umgesetzt. In diesem großen Teich sind es aber nur die kleinen Fische, die sich Gedanken über Nachhaltigkeit, Arbeitsbedingungen und Co. machen. Mein heutiger Interviewpartner Bastian will das ändern, indem er auf seinem Blog über nachhaltige und faire Hersteller für Sportbekleidung informiert. Was es damit genau auf sich hat und warum man das unterstützen sollte, verrät er heute im Interview.
Wie bist du dazu gekommen, dich so intensiv mit Sport zu beschäftigen?
Spätestens seit ich in meiner Jugend als Rad-Bundesligafahrer Radrennen bestritten habe und auch während meines mehrjährigen Auslandsaufenthaltes in Spanien, ist mir bewusst geworden wie wichtig Sport für mich als Ausgleich ist und wie viel Freude er mir bereitet. Heute vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht zumindest an Sport denke. Obwohl ich mit beiden Beinen im Berufsleben stehe.
Welche Sportarten zählen zu deinen Favoriten?
Egal welcher Sport: Spaß bedeutet er für mich immer! Daher ist er mir auch als Ausgleich zum Alltag so wichtig.
Aber wenn Du wissen willst, welche Sportarten mir am meisten Spaß machen, dann sind dies Ausdauersportarten. Momentan konzentriere ich mich auf Triathlon und Biken. In diesen Sportarten bestreite ich auch Wettkämpfe im Amateurbereich.
Mit einer Gruppe von Freunden mache ich außerdem Krafttraining im Crossfit-Stil. Weil es eben mit Freunden so viel Spaß macht.
Daneben bin ich auch schnell für Ballspiele aller Art zu haben. Klar, hat das alles perfekte Nebeneffekte wie der Gesunderhaltung und Verbesserung der Fitness und so weiter. Das ist das tolle am Sport.
Sollte man momentan wenn es heiß ist lieber morgens oder abends Sport machen, um der Hitze zu entgehen?
Das hängt zuerst einmal von Deiner Fitness ab. Ich finde in unseren Breitengraden wird es nur sehr selten so heiß, dass Sport selbst für fitte Menschen gefährlich wird. Aber Vorsicht: Wenn Deine Gesundheit angeschlagen ist, was man nicht unbedingt immer sofort merkt, oder Deine Fitness eher schlecht ist, ist Hitze gefährlich. In dem Fall rate ich aber auch nicht komplett von Sport ab. Es gilt dann das Training und das Verhalten den Temperaturen anzupassen. Wichtig ist beispielsweise viel zu trinken, pralle Sonneneinstrahlung zu meiden und die Intensität zu verringern. Das alles ist immer noch besser als nix zu tun.
Denn letzten Endes, wenn Du berufstätig bist, so wie ich, musst Du Deine Trainingszeiten dem Job anpassen. Das ist leider in den meisten Fällen so.
Was sind nachhaltige Sportartikel?
Durch den Sport bin ich besonders aufmerksam auf gesellschaftliche Zustände und Umweltprobleme auf unserem Planeten geworden. Als Outdoor-Sportler bin ich zusätzlich mit der Natur in einer besonderen Beziehung. Denn sie bietet mir den Raum für meinen Sport. Dieser ist so unglaublich vielfältig. Das erfährt man am besten beim Sportmachen.
Das gleichzeitig verdeutlicht mir aber auch, dass das alles geschützt werden muss. Denn machen wir weiter wie gehabt, so merken wir schon heute, geht es steil bergab.
Ich bin da nicht alleine mit diesem Denken. Doch umso mehr verwundert es mich, dass nachhaltiges Wirtschaften bei der Sportbekleidung noch nicht so fortgeschritten ist. Genau aus diesem Grund habe ich den Sports.Punk – Blog gestartet. Dort berichte ich über nachhaltige Sportprodukte -und besonders: faire Sportbekleidung.
Damit meine ich Sportsachen, die entweder so hergestellt werden, dass dadurch die Arbeitsbedingungen der Hersteller gerecht sind oder die Umwelt weniger belastet wird als durch herkömmliche Sportprodukte. Also Erfindungen, die entweder soziale Missstände verbessern oder unseren Planeten weniger belasten. Wenn natürlich beides mit dieser Idee verbessert werden kann… umso besser.
Ich möchte dem Leser zeigen: Schau, es geht doch besser und nachhaltiger, auch im Sport.
Welche Hersteller machen das? Auch die großen wie Adidas und Nike?
Nein, bei der großen Masse ist nachhaltiger Konsum noch nicht sehr verbreitet. Das liegt vordergründig daran, dass die großen Labels dort kein Marketing machen.
Puma war hier mal unter seinem früheren Chef Jochen Zeitz wirklich progressiv. Später sind Sie dann jedoch wieder zurück zu Altbewährtem gegangen. Mittlerweile sind auch dort wieder die meisten Aktionen in diese Richtung als „greenwashing“ zu bezeichnen. Die wirklichen Ursachen für Umweltverschmutzung und soziale Missstände packen die großen Marken -wenn überhaupt- nur stiefmütterlich an.
Daher rede ich auch auf dem Sports.Punk – Blog oft über kleinere Marken oder gar Start-Ups.
Als Marke aus Deutschland hat Vaude beispielsweise eine grüne Linie namens Green Shape. Hier werden recycelbare Materialien zur Herstellung verwendet. Doch auch das geht noch besser. Schaut man sich mal die Skibekleidung des Start-Ups Pyua an. Sie nehmen Deine alte Jacke zurück und machen aus recycelten Materialien voll funtionstüchtige Skibekleidung.
Oder die kleine Laufbekleidungsmarke Kossmann Laufdesign: Sie liefern hochqualitative Laufbekleidung, die wirklich in Deutschland hergestellt wurde. Nicht, weil vielleicht nur das Etikett in Deutschland maschinell angenäht wurde, der Rest jedoch in Bangladesh und daher auf dem Etikett dann „made in Germany“ prangt.
Woher weiß man dass Hersteller wirklich nachhaltig produzieren und es nicht einfach nur sagen?
Hier kommt der Verbraucher ins Spiel. Denn wenn ich mich ein wenig informiere bekomme ich das schnell raus und kann mir so eine Meinung bilden. Wenn das immer mehr Menschen tun, merken die Big Player das sehr schnell und stellen sich darauf ein. Auch dabei möchte ich mit dem Sports.Punk – Blog helfen.
Generell kann man davon ausgehen: Je mehr Nachhaltigkeit (wie auch immer geartet) im Mittelpunkt der Firmenstrategie ist, desto transparenter sind sie auch. Daher kann man in solchen Fällen eher davon ausgehen, dass es nicht bloß um greenwashing geht, also Imagepolierung. Je zentraler und umfangreicher also die Frage nach der Herstellung beispielsweise auf der Firmenhomepage platziert ist, desto mehr hat dieses Thema Gewicht. Ob dies dann den Vorstellungen jedes Einzelnen genügt, muss der Einzelne dann selber beurteilen.
Bei der Beurteilung helfen jedoch vor allem Gütesiegel und Zertifikate. Dabei ist jedoch zu beachten, Siegeln von externen Prüfstellen denen von Hersteller-gebundenen Vorrang bei der Auswahl zu geben. Diese sind selbstverständlich aussagekräftiger.
Bezüglich Sozialstandards gibt es zum Beispiel Zertifizierungen der Fair Wear Foundation oder die Clean Clothes Campaign. Hinsichtlich ökologischer Standards gibt es unter anderem das Bluesign-Siegel, den GOTS (Global Organic Textile Standard) oder gar die Cradle to Cradle – Zertifizierung.
Ist es nicht nachhaltiger wenn man einfach erst gar keine extra Sportartikel kauft und normale T-Shirts nimmt statt eben atmungsaktive?
Damit sprichst Du das Thema an, warum ich meinen Blog über nachhaltige Sportbekleidung gestartet habe: Bekleidung wird für uns immer billiger. Daher haben wir immer mehr Klamotten im Schrank hängen, die wir gar nicht tragen. Man sagt so ca. 40% Deines Kleiderschrankes bleibt ungetragen. Pro Kopf landen circa 15kg Kleidung pro Jahr im Müll. In den USA summiert sich der Müll alleine aus Textilien auf über 9 Milliarden Tonnen!
Du hast Recht, wenn Du sagst, es wäre besser das zu nehmen was man hat. Denn für die Herstellung alleine eines Baumwollshirts wird die Menge Wasser eines Swimmingpools benötigt. Also enorm viel Ressourcen gehen für die Textilherstellung drauf.
Andererseits bietet spezielle Sportbekleidung enorme technische Vorteile. Die will keiner missen. Nur weil er oder sie nachhaltig leben will. Und das muss auch keiner. Daher suche ich nach diesen super Ideen und berichte darüber auf meinem Blog. Es gibt sie nämlich, die Kreativen, die es schaffen, technologisch fortschrittliche Sportbekleidung herzustellen und dabei die Umwelt schützen. Als Beispiele gibt es da Radbekleidung von Zimtstern oder die eben genannte Skibekleidung von Pyua. Genauso gibt es Sportbekleidungs-Hersteller, denen ihre Arbeiter wichtig sind. Als Beispiel nenne ich hier die Lunge Laufschuhe oder thoni mara Laufbekleidung. Sie produzieren in Deutschland und Europa. So sind die Produktionsbedingungen viel besser zu überwachen.
Wo kaufst du deine Sportartikel?
Wo es geht bei den Marken über die ich in meinem Blog schreibe. Doch es muss noch viel entwickelt werden. Meistens ist nachhaltige Sportmode nicht so billig wie Massenware. Selbstverständlich. Aber dafür ist die Qualität besser und die Sachen halten länger.
Ich suche nach den Einzelhändlern, die diese Marken führen und lasse mich dort beraten. Online finde ich monagoo.com klasse. Die haben eine Sektion nur mit nachhaltiger Sportmode.
Was macht dir Spaß am Sport generell?
Sport ist für mich der Ausgleich zum Alltag. Er bringt mir Entspannung, trotz der körperlichen Anspannung. Oder vielleicht gerade deswegen. Er bringt mir Spaß, Zeit auf mich selber zu fokussieren und gleichzeitig mit Freunden die Freizeit zu verbringen. Mens sana en corpore sano: Ein gesunder Geist steckt nur in einem gesunden Körper.
Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Bastian / sportspunk.de