Gewitter Titelbild

Benjamin über Sturmjagd und Unwetterfotografie

Stürme und Gewitter zählen zu den atemberaubenden Naturphänomenen, die auch in Europa oft zu beobachten sind. Für die ganze Atmosphäre genommen, gibt es zu jeder Zeit etwa 1800 Gewitter. Da ist eine Menge Strom im Spiel, denn die Energie eines einzelnen Blitzes würde bereits reichen um eine 50 Watt Glühbirne fast ein Jahr lang leuchten zu lassen. Aber weg von den Zahlen und hin zum Erlebnis der Stürme. Denn die dokumentiert mein heutiger Interviewpartner Benjamin auf seinen Fotos und seinem Blog. Im Interview erzählt er uns mehr über sein Hobby.

 

 

Wie bist du dazu gekommen, Unwetter zu fotografieren?

Ich fürchtete mich als Kind sehr vor Gewittern. Diese Furcht ist nach und nach der tiefen Faszination und Begeisterung gewichen. Als die ersten digitalen Kameras erschwinglich waren, begann ich damit von zu Hause aus Gewitter zu dokumentieren. Da aber jede Menge Glück dazu gehört, dass einen das Gewitter an einem festen Ort genau richtig trifft, war der Führerschein für mich gleichzeitig auch der Startschuss dafür, den Gewittern hinterher beziehungsweise voraus zu fahren. Seit nun mehr 10 Jahren dokumentiere ich Gewitter und andere Extremwetterereignisse ausführlich.


 

Wie findest du solche interessanten und anderen Wetterszenen?

Im Grund muss man nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das ist allerdings oft alles andere als einfach. Neben Gewittern gibt es eine Vielzahl anderer Naturphänomene, die mich in ihren Bann ziehen. Dazu zählen beispielsweise Polarlichter, Vulkane, Kometen aber auch einfach stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen. Um diese Dinge dann letztlich auch vor die Kamera zu bekommen, informiere ich mich unter Anderem auf allerhand Internetseiten.

 

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Wie viel von den bizarren Wolken- und Lichtkonstellationen sehen einfach so aus und wie viel erreichst du da durch Nachbearbeitung?

Es ist häufig so, dass man die Szenerien vor Ort live miterlebt, fotografiert und dann daheim am Rechner feststellt, dass die Bilder die Stimmung nicht so wirklich wiedergeben. Ich fotografiere im Rohdatenformat (RAW) mit einer Vollformat-Spiegelreflexkamera. Dadurch übernimmt für mich nicht die Kamera die Bildbearbeitung, wie es sonst im jpeg-Format der Fall ist, sondern ich kann und muss die Bilder am Rechner selbst bearbeiten. Das versuche ich in der Regel so zu machen, dass die Bilder möglichst originalgetreu das zeigen, was man gesehen hätte, wenn man live vor Ort war. Bei der Bearbeitung lässt dann letztlich jeder Fotograf auch eine gewisse eigene Perspektive einfließen. Daher werden Bilder wohl nie 100% objektiv sein und zeigen auch eine Art künstlerischen Einfluss.

 

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In welcher Position vom Unwetter bekommt man die besten Fotos? Eher ein bisschen davon weg oder möglichst nah zum Unwetter?

Das kommt ganz darauf an was man sehen und fotografieren möchte. Eine von Blitzen erleuchtete Gewitterwolke bei Nacht wird man nur aus einer Distanz von einigen Kilometern auf Bild bannen können. Die tiefen, turbulenten und oft furchteinflößenden Wolken an der Unterseite eines starken Gewitters wiederum sehen erst richtig gut aus, wenn man sehr nahe am Geschehen ist. Manchmal ist es auch möglich verschiedene Perspektiven einer Gewitterzelle mitzunehmen.

 

Was sind deine Lieblingsmotive?

Prinzipiell mag ich fast alle Motive, die ich zu sehen bekomme. Jedes Gewitter sieht anders aus und verändert sein Aussehen auch ständig. Es hängt dann letztlich auch viel vom fotografischen Geschick ab, damit diese Motive richtig in Szene gesetzt werden. Eine richtig gut getroffene Blitzentladung bei Nacht oder die Wolkenformationen eines Unwetters, kurz bevor es über die eigene Position hereinbricht, reizen mich allerdings besonders.

 

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Wie weit muss man zu reisen bereit sein, um regelmäßig Unwetter fotografieren zu können?

Das hängt von vielen Faktoren ab: Der Wohnort, der Gewitteraktivität allgemein, der zur Verfügung stehenden Zeit und letztlich auch dem Ausmaß, mit dem man dieses Hobby betreibt. In Deutschland gibt es Regionen, in denen Gewitter deutlich häufiger sind als in anderen. Gerade hier in Süddeutschland ist durch die Topografie von Schwarzwald und schwäbischer Alb im Sommer häufig viel los. Ich muss daher oft nicht allzu weit fahren. Die Wetterlage an sich entscheidet natürlich auch darüber, wo Gewitter möglich sind. Es kommt daher häufig vor, dass ich mit Kollegen einige hundert Kilometer fahre, um Gewitter vor die Linse zu bekommen. Immer wieder wagen wir uns dabei auch ins Nahe Ausland. In Norditalien und im östlichen Frankreich beispielsweise konnte ich bereits sehr schöne Aufnahmen machen. Solche Touren ziehen sich dann aber meist auch über mehrere Tage.

 

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Muss man viel meteorologisches Wissen mitbringen?

Das muss man vermutlich nicht. Wenn man aber erfolgreich sein will, dann schadet ein meteorologisches Grundwissen mit Sicherheit nicht. Ich persönlich habe mir das über die Jahre autodidaktisch angeeignet. Ich bin daher auch in der Lage, mir meine eigenen Vorhersagen zu machen. Speziell Gewitter stellen ein extrem schwer zu vorhersagendes Wetterphänomen dar. Dabei stoßen selbst gelernte Meteorologen schnell an ihre Grenzen. Daher zählt vor allem auch viel Erfahrung auf dem Gebiet der synoptischen Meteorologie. Zum einen ist man dann in der Lage recht gut einschätzen zu können wo man hinfahren muss, um tolle Gewitter zu sehen, zum anderen weiß man auch ungefähr, welche Gefahren auf einen zukommen. Der Schweregrat eines Gewitters hängt nämlich von den meteorologischen Randbedingungen ab, unter denen es sich entwickelt.


Was macht dir Spaß am Sturmjagen und Fotografieren?

Es ist die Ästhetik, mit der einem diese Erscheinungen begegnen. Diese Art der Fotografie stellt einen als Fotograf außerdem fast immer vor neue Herausforderungen. Es ist auch die Zeit, die ich dabei mit meinen Kollegen und guten Freunden draußen in der wunderbaren Natur verbringe. Ich fühle mich dabei auch immer sehr geerdet und sehr frei. Nicht zuletzt ist es häufig auch sehr spannend und toll, wenn man es schafft zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

 

 

Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel, Benjamin/ sturmjagd.wordpress.com

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