Quartett hat wohl jeder von uns schon einmal gespielt, vor allem als Kind. Die richtigen Karten in der Hand halten und mit Eckdaten zu trumpfen ist auch heute für Kinder noch eine gängige Beschäftigung, schließlich gibt es auch Quartette zu allen möglichen Themen die man sich so vorstellen kann. Aber wie das mit Spielzeug oft so ist, stößt es nicht nur bei klein sondern auch bei groß auf Anklang und die Quartette bilden da keine Ausnahme. Mein heutiger Interviewpartner Chris kennt sich gut damit aus. Er sammelt Quartette und erklärt uns auf seinem Quartettblog sowie heute im Interview alles rund um die Karten zum trumpfen.
Wie bist du zu den Quartetten gekommen?
Naja, in den 70ern, also während meiner Kindheit, waren Quartette das Spielzeug für Jungs schlechthin! Bevor es Computer- oder Konsolenspiele gab, hatte eigentlich jeder zwischen 8 und 12 einen ganzen Karton von Autoquartetten, die man dann so auf dem Schulhof und bei jeder Gelegenheit bis zum Gehtnichtmehr gezockt hat. Im Lauf der weiteren Jugend sind die Quartette erstmal in Vergessenheit geraten, aber dann hab ich das eine oder andere alte Spiel auf dem Flohmarkt wiederentdeckt und aus nostalgischen Gründen gekauft. So nach und nach entstand daraus eine Sammelleidenschaft. Da es nur wenig Informationen über Quartette im Internet gab, habe ich dann vor über fünf Jahren den Quartettblog gestartet.
Was fasziniert dich so an Quartetten?
Da gibt es einiges: Erstens halt der Nostalgieeffekt! Die alten Quartette durchzublättern, mit all den unscharfen Fotos und damals auswendig gelernten km/h- und PS-Angaben, das hat schon was von einer Zeitreise in die Ära von zum Beispiel Opel GT, Porsche 917, Lamborghini Miura oder Mercedes C111. Ich mag ja auch die Oldtimer der 60er- bis 80er und andere historische Technik. Quartette sind so gesehen ein Stück Automobil- und Technikgeschichte. Zum Beispiel gab es früher viele Quartette, die sich mit der Mondlandung beschäftigten: es ist einfach interessant, diese damalige, naive Technikfaszination nachzuempfinden. Dann gefallen mir diese Quartette früherer Zeiten auch wegen der Gestaltung, die sehen gar nicht aus wie Kinderspielzeug sondern fast wie Datenblätter. Heute sind Quartettspiele viel bunter und kindgemäßer gestaltet.
Und dann sind Quartette auch objektiv als Sammelobjekte interessant, genau wie von mir aus Euromünzen oder Modellautos… Bei den meisten Quartetten existieren verschiedene Varianten, leicht unterschiedliche Auflagen, mehrere Jahrgänge und allerlei Raritäten. Immer wieder kommen neue Varianten ans Licht. Man fühlt sich fast wie ein Forscher, der eine neue Art entdeckt! Auch die Leser meines Quartettblogs beteiligen sich daran, die Quartett-Welt bis ins Detail zu katalogisieren. Bisschen nerdig, schätz ich!
Hast du ein Lieblingsquartett?
Mehrere: die Sportwagen- und Superautos-Quartette von FX Schmid (etwa Ende der 60er bis 70er Jahre), das „Rainer Günzler/Schnelle Autos“ von Berliner Spielkarten und Amerikanische Auto-Asse von ASS. Die hatte ich schon als Kind. Und dann habe ich drei Jahre lang nach einem Autos-Quartett mit Querkarten von Piatnik gesucht, das einen wunderbaren gelben Fiat X 1/9 auf dem Titel hat… (Blog-Artikel dazu).
Wie viel Geld ist so ein seltenes, älteres Quartett heute wert?
Die allermeisten Spiele der 60er-80er rangieren so im Wert von 5 bis 20 Euro, wobei Autoquartette, speziell mit Serienautos, im Allgemeinen mehr wert sind als zum Beispiel Flugzeug-, Motorrad- oder Schiffsquartette. Andererseits gibt es auch einige Raritäten aus den 60er-Jahren, die sehr gesucht sind – auf dem Quartettblog ist ein Spiel von 1961 abgebildet, dass über 700 Euro wert sein kann, wenn es vollständig und gut erhalten ist! Auf meiner Webseite gebe ich eine Seltenheit- und Werteinschätzung und wer Fragen zu einem Dachbodenfund hat, kann mich gern anmailen.
Kaufst du dir auch heute noch neue Quartette oder reizen dich nur ältere?
Gelegentlich kaufe ich auch neue Quartette, zum Beispiel jetzt im Urlaub ein schwedisches Quartett als Mitbringsel.
Spielst du mit deinen Quartetten noch oder geht es hauptsächlich ums Sammeln?
Ums Spielen gehts mir eher nicht, allerdings daddel ich seit Kurzen mit meiner kleinen Tochter ein Sandmännchen-Quartett…
Gibt es noch weitere Spielvarianten außer dem normalen ausstechen mit einzelnen Eckdaten?
Ja, die hergebrachte Quartett-Spielregel. Man muss die 4 Karten eines Quartetts zusammensammeln (zum Beispiel A1-A4) und dann auslegen. Mit technischen Quartetten, also mit Angaben, wird diese Regel wohl eher selten gespielt.
Was ist das ungewöhnlichste Quartett das du kennst?
Ach je, was ungewöhnliche Themen angeht, sind vielleicht ein paar neuere Quartette führend: etwa Tyrannen, Öltanker-Katastrophen, Plattenbauten, Punkbands, Alkoholfolgen… Diese Spiele sind ganz lustig, aber mir liegen die bodenständigen Autoquartette mehr. Etwa „Sportwagen kontra Polizeiautos“ von circa 1974, da konnte man sich gut Autoverfolgungsjagden vorstellen… oder „Tolle Autos“ mit Raketenautos, Hot Rods, Experimentalwagen, Filmautos und alles mögliche. Als ungewöhnlich kann man auch zum Beispiel die runden Quartettkarten von Pelikan bezeichnen, die in einer reifenförmigen Verpackung stecken (Blog Artikel dazu). Mehr für den Sammler sind Spiele ungewöhnlich, die einen seltsamen Tippfehler haben, oder eine Kartenrückseite, die unüblich ist und so weiter.
Hast du einen Tipp wie man beim Quartettspielen gewinnt?
Das ist ganz einfach: Man sollte die Karten des Spiels gut kennen, dann weiß man stets, welche die beste Angabe zum Trumpfen ist! Früher haben wir übrigens auch ziemlich viel geschummelt, um unbedingt zu gewinnen, was nicht selten zu zerrissenen und zerknüllten Karten geführt hat…
Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Chris/Quartettblog