Jeder Deutsche trinkt im Jahr ca. 106,6 Liter Bier, was auf das gesamte Land gerechnet einen Konsum von 8729474000 (87,29 Milliarden) Litern Bier pro Jahr bedeutet. Und das obwohl der Bierkonsum pro Jahr stetig abfällt, im Jahr 2000 lag er noch bei 125,6 Litern pro Kopf. Deutschland ist also eine Biernation, und da gibt es natürlich unzählige Sorten auszuprobieren. Damit man das nicht alles selbst machen muss gibt es Leute wie Daniel, der das Verkosten auf seinem Bier-Blog für einen übernimmt. Im Interview erzählt er uns mehr über die Hopfenteeschorle.
Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Seite über Bierverkostung zu starten?
Das war eigentlich recht einfach. Nachdem ich immer wieder in Diskussionen darüber verstrickt wurde, dass Bier ja gleich Bier ist und es da eh keine Unterschiede gibt wuchs in mir die Idee/der Wunsch, ein wenig über den den Tellerrand zu schauen um zu sehen, was es “da draußen” noch alles gibt und darüber zu schreiben…und ich wurde nicht enttäuscht.
Was ist dein absolutes Lieblingsbier?
Das gibt es tatsächlich nicht – das geht mehr nach Stimmung und Bierstil. Ich halte zum Beispiel den “Schlenkerla Doppelbock Eiche” für ein sehr gelungenes Bier – genauso, wie zum Beispiel die “Spezial Weisse” der Weißbierbrauerei Hopf. Richtig gut schmecken aber auch zum Beispiel der “Imperial Stout” der Brauerei Schönramer oder, wenn man in Richtung von Indie Pale Ales geht, das “Comet IPA” von Hopfenstopfer oder auch das “Hardcore IPA” von Brewdog. Ein wirkliches Lieblingsbier habe ich seit der Bloggerei nicht mehr.
Worauf schaust du bei einer Verkostung?
Eigentlich sind es nur ein paar Punkte.
Alles beginnt mit der Optik und dem Geruch des Bieres. Gerade letzteres ist sehr wichtig, kann man so schonmal eine ungefähre Ahnung bekommen in welche geschmackliche Richtung das Bier geht.
Danach kommt der Antrunk (quasi der erste Schluck) bei dem sich Fragen nach dem Mundgefühl und der Spritzigkeit stellen bevor es dann überhaupt erst zum Geschmack kommt. Dabei geht es eben um den “Geschmack”, ist er sortentypisch, sind Fehlaromen vorhanden (zum Beispiel sog. “Lichtgeschmack”), sind Malz und Hopfen gut ausbalanciert, hat das Bier eine gute Trinkbarkeit (=Süffigkeit). Zum Schluß dann der Abgang – ist der rund oder mehr kantig/kratzig, wie herb fällt das Ganze aus und sind vielleicht noch weitere Aromen vorhanden (zum Beispiel vom Hopfen) die sich erst in dieser Phase so richtig zeigen.
Schreibst du deine Berichte dann betrunken?
Na klar
Nein, betrunken bin ich in der Regel nicht. Normalerweise hat man nach 2-3 Schluck eigentlich schon fast alle Eindrücke beisammen. Ich schreibe die dann stichpunktartig auf und verfasse den kompletten Artikel dann zu einem späteren Zeitpunkt.
Was für eine Art Glas ist am besten für Bier geeignet?
Das kommt ganz klar auf den Bierstil an. Weißbier (Weizen) trinke ich, wie jeder andere auch, aus dem entsprechenden Weizen-Glas wie ich auch meinen fränkischen Seidla oder meine Pilstulpe benutze. Bei Spezialbieren (Pale Ales, IPA, Stout und allgemein eher hopfenbetonte Biere) nutze ich spezielle Tasting-Gläser (eines hört auf den Namen “Teku”) oder auch Rose-Wein Gläser. Diese sind bauchig, haben dann in der Mitte eine Verengung bevor sie nach oben wieder etwas breiter werden – das sorgt insgesamt dafür, dass sich die Aromen des Biers besser entfalten können.
Was ist die ideale Biertemperatur und wie kann man sie erreichen?
Auch das ist abhängig vom Bierstil. Zum Beispiel vertragen dunkle oder Bockbiere höhere Temperaturen als es ein Pils oder Lager/Helles tut weshalb es schwer ist, “Idealtemperaturen” festzulegen. Oftmals machen das schon die Brauereien indem sie Tipps zu Lagerung und Temperatur aufs Etikett drucken. Als Faustregel kann man aber sagen: Umso dunkler und umso mehr Alkohol, desto wärmer sollte man es trinken. Einen Imperial Stout mit 10% Alkohol trinke ich zum Beispiel gerne bei Zimmertemperatur.
Welches Bier haut alkoholtechnisch am meisten herein?
Ach da gibt es ein ganzes Füllhorn voll. Dem “normalen” Bierfreund in Deutschland ist ja zumindest der Doppelbock bekannt bei dem man generell ab etwa 8% dabei ist. Schneider Weisse aus Kehlheim braut aber zum Beispiel auch einen Eisbock mit 12% ein. Schaut man mal etwas über die Grenzen, zum Beispiel nach Belgien so findet man dort sehr starke sogenannte “Tripel” oder “Quadrupel” Biere bei denen der Alkoholgehalt von 8-13% normal ist. Aber auch bei obergärigen Starkbieren wie Imperial Stouts oder Barley Wines kommt man sehr schnell an 12-13% heran…dann wird es aber brautechnisch langsam schwer
Funktioniert die Cola-Mentos Sache eigentlich auch mit Bier?
Das habe ich noch nicht ausprobiert, ich könnte mir das aber durchaus vorstellen. Schließlich ist das ja auch nur ein physikalischer Effekt bei dem durch die raue Oberfläche des Mentos die im Getränk befindliche Kohlensäure gebunden wird, immer größere Blasen bildet die dann wiederrum dafür sorgen, dass sich mehr Kohlensäure löst, etc. Vielleicht sollte man das bei Gelegenheit mal mit einem Oettinger probieren
Hast du ein paar Bier-Geheimtipps, die vielleicht unbekannt aber sehr gut sind?
Sehr schwere Frage – ich beschränke mich mal auf bekannte Bierstile. Ein sehr gutes Pilsener ist das Schönramer Pils. Wer Weizenbiere mag sollte mal das “Bayerisch Nizza” probieren und beim Hellen/Lager könnte man ja mal bei Gelegenheit zum “Prototyp” der Kreativbrauerei Kehrwieder aus Hamburg greifen. Generell sage ich aber, dass man einfach selbst mal im Getränkemarkt stöbern und einfach mal was Neues probieren sollte – oftmals finden sich da wahre Schätze und es gibt ja einige Seiten (wie mein Blog) die einem ein bisschen als Wegweiser dienen können.
Was genau ist Bierwichteln?
Eigentlich nichts anderes wie das bekannte “Geschenke-Wichteln” was man so kennt. Einmal im Jahr (zu Weihnachten) können sich Bierfreunde aus Deutschland in ein Formular eintragen und bekommen dann eine Person zugelost, der sie ein Bierpaket schicken müssen. Dafür bekommt man von einer anderen, unbekannten Person ebenfalls ein Paket und kann sich normalerweise über leckeres Bier freuen.
Welches Bier trinkst du zu den WM-Spielen?
Die WM ist ja schon vorbei und ich bin einer der wenigen Menschen in Deutschland, der sich dafür absolut nicht interessiert und auch kein einziges Spiel gesehen hat. Sagen wir so: Ich habe immer gutes Bier getrunken
Bilder: Titelbild: Clker; Zapfhahn: Rainer Sturm / pixelio.de; Bierglas: Daniel Jakob; Flaschen: Melling Rondell / pixelio.de