Auch wenn der Billardsport in Deutschland im Vergleich zu etwa Handball oder Fußball in der Öffentlichkeit eher wenig Aufmerksamkeit bekommt, gibt es dennoch zahlreiche Turniere und Ligen für die verschiedensten Billardvarianten. Und um dort besser zu werden, gibt es wie in den meisten Sportarten auch, Trainer. Das Training kann sich am Rande bemerkt auch ziemlich lohnen, denn die großen Snooker Spieler sacken im Laufe ihrer Karriere mehrere Millionen an Preisgeldern ein, Sponsorengelder noch nicht mitgerechnet. Patrick ist nun schon seit über 5 Jahren Billardtrainer in Berlin und bietet Tipps, Tricks und last but not least auch Trainingstermine auf seiner Billardtrainingseite an und bloggt auf Heldenleben.com über sein Leben auf Reisen und in der Selbstständigkeit. Im Interview erzählt er uns mehr über Billard und seine Tätigkeit als Trainer.
Wie bist du zum Billardspielen gekommen?
Ich habe mit circa 12 Jahren angefangen, in einem Jugendzentrum Billard zu spielen. Das hat mir so einen Spaß gemacht, dass ich es etwas später genauer wissen wollte und mir in Berlin einen Verein gesucht habe. Mit 14 Jahren (1992) bin ich dann in einen Verein eingetreten und habe nicht mehr aufgehört.
Was bereitet dir daran Freude?
Es ist eine permanente Herausforderung. Man lernt nie aus, du bist nie perfekt, und es macht einfach Spaß, mit feinen Bewegungen so präzise Bälle über den Tisch zu bewegen.

Welche Billard-Varianten spielst du alles?
Ich spiele zu 95% Pool-Billard. Allerdings haben wir auch dort verschiedene Spiele. Das, was eigentlich jeder kennt, Volle, Halbe, Acht am Ende, nennen wir 8-Ball. Daneben gibt es noch 9-Ball, 10-Ball und 14.1 endlos als häufigste Pool-Billard-Varianten in Deutschland. Und dutzende andere Spiele weltweit. Manchmal spiele ich auch die britische Variante, Snooker. Das ist das, was man abends oft auf Eurosport sehen kann.
Wie bist du dann zum Beruf als Billardtrainer gekommen?
Naja, Beruf würde ich es nicht nennen. Eine Nebenbeschäftigung eher. Circa 2006 bekam ich mit, dass es eine Trainerausbildung in Deutschland gibt. Ich hatte in meiner “Karriere” nie einen Trainer gehabt, sondern alles selbst gelernt oder von anderen Spielern gezeigt bekommen. Die Trainerausbildung habe ich eigentlich angefangen, um zu wissen, wo ich selbst als Spieler stehe. Ich habe in der Ausbildung viel gelernt und mich selbst als Spieler enorm verbessert. Naja, und als ich den Trainerschein dann hatte, wollte ich auch weitergeben, was ich gelernt hatte.
Was genau macht ein Billardtrainer?
Nichts anderes als andere Sporttrainer. Im Bereich Breitensport geht es eher darum, Anfängern und ambitionierten Laien die Grundlagen des Spiels beizubringen. Viele können sich nicht vorstellen, dass man Billard trainieren kann. Viele denken, das spielt man einfach, und wenn man das vielzitierte “Talent” hat oder viel spielt, dann wird man halt gut. Stell Dir mal vor, jemand würde so mit Tennis oder Klavier anfangen! Im Leistungssport wird dann sehr zielgerichtet an den Stärken und Schwächen des Sportlers gearbeitet, auch körperliche Fitness, Ernährung etc. spielen dann eine Rolle.
Wer geht zu einem Billardtrainer?
Ich habe entweder Freizeitspieler unterrichtet, die einfach mal wissen wollten, wie es richtig geht, oder wie sie nach mehreren Jahren des unangeleiteten Spielens jetzt noch weiterkommen können. Und im Verein habe ich die Mitglieder trainiert, die wettbewerbsmäßig Billard spielen.
Haben ganze Billardvereine einen einzelnen Trainer wie beim Fußball oder gibt es dort eher mehrere Trainer?
Es ist schon eine tolle Sache, wenn ein Verein überhaupt einen Trainer hat. In Berlin war ich vor einigen Jahren der erste Lizenztrainer überhaupt. Billardtraining und eine einheitliche Trainingslehre steckt in den Kinderschuhen, nicht nur in Deutschland. Da hat sich in den letzten Jahren schon viel getan, in meiner Jugend gab es kaum ausgebildete Trainer, höchstens bessere Spieler, die sich berufen sahen, den Jüngeren etwas zu zeigen.
Vor einem Jahr wurden bei einem Turnier der sogenannten Eurotour europäische Spitzenspieler mit Elektroden verdrahtet, um deren Bewegungsabläufe zu studieren. Nach einem Jahr kamen jetzt die ersten Ergebnisse, die besagen, dass kein einheitlicher Spielstil zu erkennen ist und viele Wege zum Ziel führen. Das deckt sich mit meiner Beobachtung und ist für mich ein Zeichen dafür, dass die Technik im Billardsport noch lange nicht “ausentwickelt” ist.
Haben auch die großen Pool-Billard- und Snookerstars Trainer?
Ja klar, im Profibereich gibt es denke ich die meisten Trainer. Wobei die Profis nicht unbedingt jeden Tag unter Aufsicht eines Trainers trainieren, sondern eher regelmäßig zum Checkup mit einem Trainer arbeiten. Aber ohne Begleitung eines Trainers geht es heute nicht im Profi-Billard. Im Snooker gibt es in England richtige Akademien, wo auch Kinder und Jugendliche schon professionell ausgebildet werden. Davon kann man in Deutschland nur träumen.
Gibt es Lizenzen oder Vorgaben, die ein Billardtrainer erfüllen muss?
Ja, es gibt ein Lizenzsystem, das sich an die Struktur des DOSB hält. Also C-, B-, A-Lizenz, aufgeteilt in Breiten- und Leistungssport. Nach meiner Ausbildung hat sich das etwas geändert, so dass ich die genaue Struktur jetzt gar nicht nennen kann.
Welchen Unterschied macht es, wenn man eine höhere Lizenz besitzt?
Da kann ich nur auf die Qualifizierungsstruktur des DOSB verweisen: Grundsätzlich sollen die Lizenzen die Einsatzgebiete unterscheiden, also Vereins- Verbands- oder Bundesverbandsebene sowie die Unterscheidung in Breiten- und Leistungssport. Neben der Lizenz ist natürlich die praktische Trainererfahrung wichtig. Es ist so ähnlich wie mit dem Führerschein. Erst machst Du den Führerschein und dann lernst Du Auto fahren.
Würde es dich reizen, in einem großen Billardturnier anzutreten?
Ich spiele ja seit über 20 Jahren wettbewerbsmäßig Billard, habe also viele Turniere und Ligaspiele gespielt, bis hin zu Kurzeinsätzen in der 2. Bundesliga. Ich habe es aber leider nie zu Deutschen oder Internationalen Meisterschaften geschafft. Aber klar, ein paar große Turniere würde ich gerne mal mitspielen. Allerdings würde ich dann auch gerne wissen, dass ich ein, zwei Spiele gewinnen kann. Ein bisschen mehr Training müsste dann schon noch sein.
Was macht dir Spaß an diesem Job?
Es ist ungeheuer toll, wenn jemand etwas dank deiner Hilfe lernt. Ich habe schon so viel tolles Feedback bekommen, Freude und Begeisterung bei den Schülern ausgelöst und damit auch mehr Freude am Spiel bei den Schülern geweckt. Diese Erfahrungen sind unbezahlbar. Besonders, wenn Leute denken, dass sie einfach nicht talentiert sind. Talent ist übrigens völlig überbewertet und ein Begriff, der mehr Schaden anrichtet, als man denkt. Und ich habe selbst unglaublich viel gelernt. Wenn Du gut in etwas sein willst, dann ist es sehr nützlich, es anderen beizubringen. Man beschäftigt sich ganz anders damit.
Bilder: Titelbild: Clker; Billardschläger und Kugeln: Tim Reckmann / pixelio.de; Billardkugeln in Bewegung: Didi01 / pixelio.de
“Talent ist übrigens völlig überbewertet und ein Begriff, der mehr Schaden anrichtet, als man denkt.”
Sehr schönes Zitat, ich bin zwar kein Trainer aber ich denke genauso.