In Deutschland gibt es 60,8 Millionen Fahrzeuge, die im Jahr gemeinsam 11365344000000 Kilometer abspulen. Kein Wunder also, das täglich jede Menge Sprit gebraucht wird und das freut wiederum die 14.328 Tankstellen in Deutschland. Eine dieser Tankstellen gehört Patrick , der auf seinem Tankwartblog über seine Erlebnisse als Tankstellenbesitzer schreibt. Im Interview verrät uns Patrick mehr über seinen Beruf.
Gehört dir deine Tankstelle selbst oder bist du am Ende ein Angestellter?
Ich bin Pächter, das heißt ich bin selbstständig, mir gehört aber weder das Gebäude, noch das Gelände oder die Einrichtung. Mir gehören Sachen wie die Waschchemie, die Ware, eigener PC und so weiter.
Welchen Anteil des Gewinns erzielt man durch den Verkauf von Sprit und welchen durch den Verkauf von Artikeln im Tankstellenladen?
Die Margen am Kraftstoff sind denkbar gering. Du kannst davon ausgehen, dass ein Pächter einer normalen Tankstelle zwischen 1,5 und 2,5 Cent pro Liter netto verdient. Davon ausgehend, dass eine normale Tankstelle ungefähr 200.000 bis 250.000 Litern pro Monat “pumpt”, liegen die Einnahmen hier bei einem Mittelwert von 2 Cent pro Liter ungefähr bei 4000€ im Monat. Der Anteil des Kraftstoffes liegt ungefähr im einstelligen Prozentbereich.
Lohnt es sich, in weitere Anbauten wie Waschanlagen oder Werkstätten zu investieren?
Das kommt immer auf die eigene Person und vor allem auf die Umgebung an. Eine Waschanlage kann funktionieren, muss aber nicht. Hier entscheidet der Kunde vor Ort und die Mitbewerber in der Umgebung ob das Angebot genutzt wird, eine Überlegung ist das aber alle mal wert, immerhin sind Waschanlagen echte Margenbringer – wenig Einsatz, viel Verdienst.
Eine Autowerkstatt ist ungleich schwerer zu betreiben, hier braucht es einen Meisterbrief (zumindest um nicht nur Kleinarbeiten zu machen) und viel Startkapital. Wer also eine Werkstatt mitbetreibt, führt theoretisch zwei verschiedene Gewerbe und nicht mehr nur eines und immer Tankstelle und Werkstatt im Blick zu haben, kann sehr stressig sein.
Kommen merklich mehr Leute an die Tankstelle, wenn man den Spritpreis um 1 bis 2 Cent herunterschraubt oder ist das gar nicht spürbar?
Das kommt darauf an, es gibt immer eine magische Grenze bei der das durchaus passiert. Wenn der Preis für Super also einen längeren Zeitraum bei 1,519€ liegt und plötzlich unter die 1,509€ Marke rutscht, dann ist durchaus mehr los. Wenn der Preis allerdings von 1,589€ auf 1,569€ fällt, dann hält sich der Andrang weiterhin in Grenzen. Allerdings ist es tatsächlich so, dass wir generell bei star einen Cent unter den “Big Players” wie Shell und Aral liegen und hier hat die Zunahme des Kraftstoffverkaufs viele neue Stammkunden gebraucht.
Ist der Diebstahl von Kraftstoff ein großes Problem oder werden die Leute durch die vielen Überwachungskameras abgeschreckt?
Wir leben hier im Speckgürtel einer Großstadt, also zwar sehr gut städtisch angebunden, allerdings trotzdem ländlich, wir haben also sehr, sehr wenige Wegfahrer. Sollte doch mal einer nicht bezahlt haben, ist das oft ein Stammkunde, der das einfach nur vergessen hat. Das ist also wieder ein regionales Problem oder in unserem Falle eben auch nicht.
Der Spritpreis steigt kontinuierlich. Werden die Kunden dadurch langsam weniger?
Nein, die Leute fahren weiterhin mit dem Auto zur Arbeit, in den Urlaub, zu Freunden, Familie und Bekannten. Ich kann keinen tendenziellen Rückgang feststellen, höchstens die Verteilung der Kunden durch neue Mitbewerber in der direkten Umgebung.
Tanken die Leute eher nur kleinere Mengen oder wird der Tank lieber vollgemacht?
Das kommt wieder auf den Spritpreis an, ist er “relativ” günstig, gibt es eher mehr Kunden die das Auto volltanken (inklusive Ersatzkanister) und wenn wir teurer sind als die Tage zuvor, wird eher mal für zehn oder zwanzig Euro getankt. Es gibt aber auch immer die Kunden, die grundsätzlich nur für 5€ tanken, genauso wie es andere gibt, die generell das Auto volltanken.
Haben Tankstellen eine Zukunft, wenn die Automobilindustrie zu Elektroautos umschwenkt?
Ich zweifele noch an dem Konzept Elektroauto, immerhin bekommt es unsere Regierung noch nicht einmal hin, eine Nord-Süd-Trasse für die Windenergie zu bauen, daher weiß ich nicht, ob es sinnvoll ist, Elektroautos mit Atom- oder Kohlestrom vollzutanken.
Weiterhin dauert das Aufladen noch deutlich zu lange, die Akkus sind zu schwer, zu groß und liefern zu wenig “Saft”. Ich glaube eher, dass wir in Zukunft eine andere Möglichkeit nutzen werden um Autos anzutreiben, wie zum Beispiel Wasserstoff und der müsste wieder an einer Tankstelle gekauft werden.
Weiterhin habe ich einige Bedenken, dass die großen Mineralölgesellschaften sich ihr Geschäftsmodell “zerstören” lassen – also mit Elektroautos – und ich denke, auch hier werden neue Technologien vorangetrieben oder wurden schon entwickelt. Aber das sind eher mehr Verschwörungstheorien als Fakten.
Kümmerst du dich allein um die ganze Tankstelle oder hast du zusätzlich Mitarbeiter?
Durch 16 Stunden Öffnungszeit habe ich natürlich auch noch Mitarbeiter die Kasse machen, alleine würde ich das nicht wirklich schaffen.
Welcher Bereich erfordert die meiste Arbeit? Der Verkauf, die Überwachung oder das organisatorische im Hintergrund?
Grundsätzlich benötigt alles die gleiche Aufmerksamkeit. Ohne Verkauf, kein Geld. Ohne Überwachung verschwindet Geld und Ware. Ohne organisatorische Tätigkeiten keine Ware und kein Personal. Ohne Personal kein Verkauf.
Bilder: Titelbild: Clker; Tankstelle am Abend Zapfsäule: PicturePoint.Photo / pixelio.de; Alte Zapfsäule: Klaus-Uwe Pacyna / pixelio.de; Tankstelle am Abend Preistafel: PicturePoint.biz / pixelio.de