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Der Theater-Geschäftsführer Hendrik im Interview

Obwohl es mit Kino, Dolby Surround, 4K-, 3D- und 4D-Technologie reichlich Action und Unterhaltung gibt, ist das Theater dennoch sehr beliebt. Knapp 29 Millionen Deutsche gingen 2013 ins Theater und sorgten damit für insgesamt 3 Milliarden Euro Umsatz. Mein heutiger Interviewpartner Hendrik Fröbel ist Geschäftsführer des Chamäleon Theaters in Berlin, das seit 1991 existiert. Im Interview erläutert er uns mehr über seinen Beruf.

 

 

 

Wie wird man Geschäftsführer eines Theaters?

Ich glaube da hat Jeder einen anderen Weg. Meine Reise zum Chamäleon Theater war abwechslungsreich. Ich habe bereits in frühester Kindheit musiziert und war mit 11 Jahren einem Kinder- und Jugendzirkus beigetreten. Wir waren zunächst in Niedersachsen, später auch in Deutschland und Europa, sehr aktiv. Darunter auch Auftritte zur Expo in Sevilla und bei einem Kulturfestival in Weißrussland. Später entdeckte ich die Zauberei für mich und verfolgte diese Leidenschaft über viele Jahre in Form von professionellen Auftritten in In- und Ausland. Nach zwei Jahren in den USA habe ich mich entschlossen in die Hotellerie zu wechseln. Später folgten mehrere Stationen in der Tourismus- und Freizeit-Branche. Im Sommer 2011 habe ich meinen Weg zurück nach Berlin in das Chamäleon Theater gefunden. Hier verbinden sich alle Interessen aus meiner bisherigen beruflichen Laufbahn miteinander, was ich sehr zu schätzen weiß.


Was genau sind deine Aufgaben?

Die Aufgaben als Geschäftsführer sind recht vielfältig – genau das macht es spannend. Auf der einen Seite laufen bei mir die Fäden aus allen Bereichen wie Vertrieb, Marketing, Presse, Gastronomie, Technik, Controlling und Buchhaltung zusammen. Hier gilt es für mich alle Ziele im Blick zu behalten und die Gesamt-Strategie des Theaters zu verfolgen.
Auf der anderen Seite ist das Netzwerken ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Ich halte die Verbindung zu Kollegen im Kultursektor, Partnern, Kooperationsunternehmen sowie zu Politik- und Wirtschaftsvertretern.
Grundsätzlich ist mir wichtig, dass wir mit unserem Team die Marktposition des Chamäleon Theaters weiter ausbauen können. Schaut man auf die Veranstaltungsdichte in Berlin (mit über 2500 Veranstaltungen pro Tag) so kann man sich vorstellen, wie wichtig es ist, ein Alleinstellungsmerkmal zu haben. Ich denke, dass uns dies in den vergangenen 10 Jahren sehr gut gelungen ist und wir aus diesem Grund dieses Jahr unseren Geburtstag (nicht ohne Stolz) feiern werden. Wir wollen immer mehr Menschen von unserem Genre und unserer Arbeit begeistern. Wie spannend, ergreifend und bewegend neue Zirkus-Inszenierungen sein können…das ist glaube ich mein Hauptziel.

 

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Muss das Theater Gebühren zahlen, um Stücke spielen zu können?

Auf jeden Fall, wenn auch das Wort „Gebühren“ vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Wir zeigen in diesem Jahr zwei außergewöhnliche Produktionen, die jeweils ganz unterschiedliche Rahmenbedingungen mit sich bringen. Zunächst die junge Kompanie Flip FabriQue aus Quebec, die mit sechs Künstlern anreisen. Für die Aufführung dieser Show erhält die Kompanie natürlich einen Betrag, um ihre kreative Arbeit zu finanzieren. Hinzu kommen Kosten für Gehälter, Unterbringung und Fahrtkosten, die im laufenden Spielbetrieb anfallen. Um jedoch die Show erstmal auf die Bühne zu bringen, sind weitere Kosten nötig. Zum Beispiel für Bühnenbild, Lichtdesign, Kostüme und Technik.
In der zweiten Jahreshälfte (ab Ende August 2014) werden wir eine Co-produktion der australischen Kompanie C!RCA und der CHAMÄLEON Productions auf die Bühne bringen. Das wird ein sehr aufregender Prozess, da die Kreation der Show und alle Kreativarbeiten in Berlin stattfinden werden. Das beginnt bei den Proben vor Ort und endet mit dem Einzug der Künstler in unser Theater. Hier wird nochmal ein ganz anderes finanzielles Polster benötigt, um die Show an den Start zu bekommen. Das wird unser kleines Geschenk zum 10-jährigen Geburtstag des Chamäleon Theaters…an unser Publikum und auch ein bisschen für uns selber.

 

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Ist ein Theater letztendlich wie jede andere Firma auch, oder ist es wegen dem kreativen Element anders?

Ich durfte bereits in einigen großen Firmen und Konzernen tätig sein. Alles hat seinen Reiz, seine Pros und Contras. Ich erlebe das Chamäleon Theater jedoch als einen wirklich besonderen Ort. Ich glaube wir leben die Leidenschaft bei uns ein Stückchen mehr, die jeder Mitarbeiter (wünschenswerter Weise) in seinen Job mitbringen sollte. Bei Meetings sehe ich vornehmlich sehr engagierte Gesichter. Jeder will in seinem Bereich etwas bewegen, das Theater erfolgreicher machen und dabei vor allem Spaß haben. Wenn diese Faktoren zusammen kommen, kann es in meinen Augen nur ein voller Erfolg werden – was die vergangenen 10 Jahre erneut bestätigen. (Hendrik Frobel klopft auf den Holztisch vor sich.)
Zurück zu der Besonderheit unseres Hauses: Ich glaube, dass genau diese Leidenschaft und Hingabe unserer Mitarbeiter und unserer Künstler von dem Publikum wahrgenommen wird. Die Atmosphäre ist bei uns einfach eine andere. Sehr entspannt und relaxt, ohne dabei weniger professionell zu sein. Eine schöne Kombination. Mir sind bei diesen Erzählungen immer die Worte des ehemaligen australischen Botschafters, S.E. Herrn Peter Tesch im Ohr. Die australische Botschaft veranstaltete, anlässlich ihres Nationalfeiertages, eine Abendveranstaltung bei uns. Später berichtete mir Herr Tesch, dass das Feedback durchweg positiv gewesen sei und er in seiner Laufbahn noch nie so viele hochrangige Kollegen aus Wirtschaft und Politik, so entspannt erlebt habe. Das fand ich ein tolles Lob, welches unser Theater und das Programm auf der Bühne wohl am besten beschreibt. Wir bewegen und berühren die Menschen, die bei uns sind. Jeder nimmt etwas mit nach Hause.

 

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Welche Art von Leuten gehen hauptsächlich ins Theater?

Das ist bei uns sehr gemischt. Viele Theater oder andere Unternehmen wollen bestimmte Zielgruppen ausbauen beziehungsweise weiter erschließen. Bei uns zeigt sich durchweg ein gutes Mittel aus allen Bereichen. Bei uns findet man Schüler aber auch Rentner. Berliner wie auch Gäste der Stadt. Wir schätzen uns wirklich sehr glücklich, dass wir mit unserem Programm so unterschiedliche Menschen ansprechen und deren Geschmack treffen. Das ist nicht immer leicht und bringt uns vor den Premieren manchmal zum Zittern – bis jetzt sind wir damit jedoch sehr erfolgreich.

Wie oft schaust du dir selbst Vorstellungen an?

Ich versuche 1-2 Mal pro Woche im Theater zu sein und unsere Vorstellung zu sehen. Teilweise ist dies mit Terminen und Besuchen von Geschäftspartnern oder Kollegen verbunden. Mir ist jedoch wichtig eine enge Bindung zu unserem Abendteam (zum Beispiel der Gastronomie oder der Technik) zu halten und die Künstler live zu erleben. An dieser Stelle kommt wieder der „Spaß-Faktor“ dazu, wenn man (so wie ich) von dem Live-Erlebnis nicht genug bekommen kann.

 

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Wie oft im Jahr werden neue Theaterstücke herausgebracht?

Wir feiern pro Jahr in der Regel zwei große Premieren. Im Laufe eines Kalenderjahres sind also meist drei unterschiedliche Hauptshows zu sehen. In diesem Jahr, hatte ich erwähnt, dass es unser Geburtstagsjahr ist? (Hendrik Frobel lächelt) werden wir abgesehen von zwei neuen Hauptshows ein paar besondere Leckerbissen für unser Publikum bereithalten. Bei der Suche nach neuen Programmen erleben wir häufig, dass es ganz viele wunderschöne Produktionen gibt, die jedoch teilweise zu klein oder vielleicht zu speziell sind, um sie 8-10 Monate zu zeigen. Uns ist jedoch wichtig, dass unser Publikum ein größeres Spektrum an neuen Zirkus-Produktionen genießen kann. Daher wird es im Jahr 2014 mehrere Sondertermine mit ganz besonderen „Perlen“ der Zirkusszene bei uns zu sehen geben. Der erste Termin der Chamäleon meets…Reihe ist bereits im Vorverkauf.


Bevorzugst du es persönlich, Geschäftsführer eines Theaters zu sein als von einer anderen Firma?

Mit den Erfahrungen, die ich bisher sammeln durfte, kann ich auf jeden Fall ganz laut JA sagen. Es ist natürlich immer ein bisschen schwierig in die Zukunft zu schauen. Ich kann mir jedoch im Moment keinen schöneren Arbeitsplatz und kein schöneres Team für meine berufliche Aufgabe vorstellen. Jeder Tag macht einfach unglaublich viel Freude.

 

 

Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Chamäleon Theater

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