Laut einer Studie waren 2013 2,1 Milliarden Menschen auf diesem Planeten übergewichtig. Die Entwicklung läuft schnell, 1980 waren es weltweit gerade einmal 850 Millionen. In Deutschland selbst sind übrigens 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der Frauen betroffen. Kein Wunder also, dass Abnehmen, Ernährung, Sport und die verschiedensten Diäten immer und überall ein Thema sind. Meine heutige Interviewpartnerin Jenny ist den Weg des Abnehmens selbst gegangen und schreibt auf ihrem Blog darüber. Heute im Interview erzählt sie uns davon und gibt wertvolle Tipps und Tricks zum Abnehmen.
Wie bist du dazu gekommen einen Blog übers Abnehmen zu schreiben?
Ich habe seit meiner Jugend mit Übergewicht und zahlreichen Diäten zu kämpfen gehabt. Anfangs wollte ich in meinem Blog nur meine Gedanken zum Abnehmen und Co. festhalten, damit ich es endlich schaffe, meine überflüssigen Kilos loszuwerden. Aber mit der Zeit habe ich richtig Spaß am Bloggen gefunden, habe viel positives Feedback erhalten und Freundschaften geschlossen. So habe ich mich entschieden, in dem ganzen Abnehmwahn und -wirrwarr ein Zeichen zu setzen und andere Menschen zu motivieren, einen gesunden Lebensstil zu entwickeln und beizubehalten. Mittlerweile schreibe ich nicht nur übers Abnehmen, sondern teile Informationen und Erfahrungen zu Ernährung, Motivation und Fitness/Muskelaufbau mit meinem Lesern. Ich würde sagen, der Blog hilft mir und vor allem anderen, am Ball zu bleiben. Gemeinsam können wir den Weg meistern. Denn in meinem Blog geht es nicht darum, wer besser oder wer schlechter ist, wer mehr oder wer weniger abgenommen oder Muskeln aufgebaut hat. Es geht darum, für sich selbst einen gesunden Weg zu finden, mit seinem eigenen Körper umzugehen und dabei glücklich zu sein.
Gibt es eine gute Möglichkeit schnell Gewicht zu verlieren oder funktioniert das nur langfristig?
Ja, es gibt zahlreiche Möglichkeiten, schnell an Gewicht zu verlieren. Ob diese gesund für den Körper sind, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Ich rate jedem davon ab, Diätpillen oder Diätshakes zu nehmen oder eine Nulldiät zu machen. Der Jojo-Effekt ist schneller da als man ahnt, man ist frustrierter als vorher und um einiges an Euros ärmer. Mit gesunder und vor allem ausgewogener Ernährung und der Kombination mit Sport nimmt man vielleicht langsamer, dafür jedoch nachhaltiger ab. UND man leidet keinen Hunger. 0.5-1.5kg die Woche abzunehmen sind ein gesunder Rahmen, je nach Gewicht, das man noch zu verlieren hat. Und sich daran zu orientieren, ist genau richtig. Dann bleibt der Jojo-Effekt aus und man hält langfristig das ersehnte Wunschgewicht. Der Abnehmprozess ist in meinen Augen ein Lernprozess – über Ernährung aber vor allem auch über sich selbst. Das braucht Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen. Diätshakes können einem das nicht beibringen.
Was hältst du von den Weight Watchers mit dem Punktesystem?
Das Punktesystem von Weight Watchers ähnelt dem System vom Kalorienzählen, ist nur vereinfachter dargestellt. Ich denke gerade für Einsteiger ist Weight Watchers eine super Anlaufstelle, um sich überhaupt erstmal mit dem Thema Abnehmen und Ernährung vertraut zu machen. Man lernt viele Basics, lernt seinen Körper und das Hungergefühl neu kennen. Und wenn man es vor Ort macht, lernt man sogar noch andere Abnehmwillige kennen, sodass man sich gegenseitig unterstützen kann. Für Menschen, die gern einen Abnehmpartner oder Unterstützung hätten, ist Weight Watchers sicherlich das richtige. Jedoch gibt es auch zahlreiche Angebote von den Krankenkassen zu Ernährungsberatung oder Ernährungs-Workshops. Da muss man sich nur informieren.
Wie schnell kommt die Haut nach wenn man Gewicht verliert?
Das mit der Haut hängt von ganz vielen Faktoren ab: wie ist das Bindegewebe, hat man schnell oder langsam an Gewicht verloren, wie und mit was wird die Haut eingecremt, wird Sport getrieben, etc. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden und kann nicht pauschal beantwortet werden. Jedoch ist die Chance der Hautrückbildung höher, wenn man langsam abnimmt, damit die Haut “hinterherkommt” und zusätzlich Sport treibt, um die Haut zu straffen. Ich habe beispielsweise am Unterbauch viele Risse und die Haut bildet sich nur langsam zurück – aber mit viel Sport klappt das und mein Bauch ist viel besser geworden. Geduld ist hier tatsächlich das A und O; mein Hautarzt sagte, dass die Rückbildung der Haut nach der Abnahme noch bis zu 2 Jahre dauern kann im schlimmsten Fall – vorausgesetzt, man hält natürlich das Gewicht und nimmt nicht schwankend wieder 10-15 Kg zu und wieder ab. Ich kann die Angst vor hängender Haut aus ästhetischen Gründen in gewissen Zügen nachvollziehen, jedoch gewinnt man durch eine Gewichtsabnahme doch so viel mehr an Lebensqualität und Lebensfreude zurück, dass ich das in Kauf nehmen würde.
Welcher Sport eignet sich am besten zum Abnehmen?
Der, der einem selbst Spaß macht! Natürlich gibt es, was den Kalorienverbrauch angeht, Unterschiede. Aber was bringt mir ein Sport, der vielleicht ordentlich Kalorien verbrennt, mir allerdings keinen Spaß macht? Da gehe ich vielleicht 3-4 Mal hin und höre dann damit auf und bewege mich wieder nicht. Ich persönlich liebe Krafttraining und alles, was mit Tanzen zu tun hat (Zumba, Reggaeton, Bokwa, etc.), gehe aber auch gern Laufen oder mache High Intervall Training im Studio nach dem Krafttraining. Jeder sollte da eine Sportart finden, die persönlich gefällt. Dann bleibt man am Ball. Und die Auswahl ist riesig, ich bin mir sicher, dass es für jeden eine geeignete Sportart gibt. Aber auch die Bewegung im Alltag ist wichtig und trägt zum Wohlbefinden und Abnehmen bei. Statt Fahrstuhl kann man beispielsweise die Treppe benutzen oder einfach mal zu Fuß oder mit dem Rad die Stadt erkunden. Alternativen gibt es immer, um sich mehr zu bewegen. Tipps dazu gibt es auch auf meinem Blog.
Worauf muss man beim Essen achten? Kommt es nur auf die Kalorien an oder spielen auch andere Faktoren eine Rolle?
Zum Abnehmen braucht man ein Kaloriendefizit: Sprich der Körper muss mehr Energie verbrauchen, als ihm durch die Nahrung wieder zugeführt wird. Allerdings spielen da Faktoren wie Größe, Gewicht, Stoffwechsel, Job und Sportaktivität ebenfalls eine Rolle – je nach Ausprägung dieser Faktoren unterscheidet sich der Grundumsatz und der Kalorienbedarf.
Der Grundumsatz ist umschrieben gesagt das, was der Körper auf jeden Fall benötigt, um alle überlebenswichtigen Funktionen aufrecht zu erhalten, wenn er nicht in Bewegung ist. Darunter sollte man nie fallen! Mich erreichen viele Mails, wo die Mädels 500-800 kcal am Tag essen. Das ist mehr als ungesund, viel zu wenig und schadet dem Stoffwechsel. Essen bedeutet Leben! So wie man sein Auto mit dem richtigen Kraftstoff tankt, so muss man seinen Körper mit den richtigen Lebensmitteln füttern, damit alles reibungslos funktioniert.
Der Kalorienbedarf ist dann das, was Körper zusätzlich an “Treibstoff” benötigt, weil er mehr Energie durch Bewegung verbraucht, die ihm wieder zugeführt werden muss. Wenn man zwischen Grundumsatz und Kalorienbedarf isst, nimmt man ab. Habe ich beispielsweise einen Bedarf von 2000kcal und einen Grundumsatz von 1500kcal und esse 1650kcal, habe ich ein Defizit von 350kcal, welches sich der Körper dann aus den “Fettreserven” holt. Auch hier findet man ganz viele nützliche Tipps und Infos zu auf meinem Blog.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist, dass es nicht nur auf die Kalorien an sich ankommt, sondern auch auf die Wertigkeit eines Lebensmittels. Man kann Lebensmittel mit ganz viel Industriezucker und Konservierungsstoffen zu sich nehmen und auf seine Kalorien kommen oder man nimmt nährstoffreiche Lebensmittel zu sich wie Obst, Gemüse und Co. – die sättigen viel besser, machen fit, versorgen den Körper mit wichtigen Vitaminen und Mineralien und geben dem Körper mehr Power. Es kommt also nicht nur auf die Kalorien, sondern auch auf die Zusammenstellung des Speiseplans an.
Was muss man tun, um nicht rückfällig zu werden?
Rückfälle gehören nicht nur zum Abnehmweg sondern zum Leben generell dazu und keiner ist davor sicher. Wichtig ist jedoch, sich den Rückfall einzugestehen, die Gründe dafür ausfindig zu machen, wieder aufzustehen und es bei der nächsten ähnlichen Situation anders zu handhaben und sich davon nicht einschüchtern zu lassen. Wir sind alle nur Menschen, da passieren Rückschläge. Das ist überhaupt nicht schlimm. Nichts, wofür man sich schämen müsste.
Kleine Ziele und Schritte können beispielsweise dabei helfen, am Ball zu bleiben. Eine große Abnahme von beispielsweise 30kg klingt im ersten Moment so viel und man weiß gar nicht, wie man das angehen soll. Aber wenn man sich vornimmt, in kleinen Etappen immer 5 kg abzunehmen und sich dafür zu belohnen, mit einer neuen Jeans oder einem tollen Spa-Besuch, sieht die Motivation schon ganz anders aus. Außerdem kann man sich Wochenziele setzen: diese Woche nehme ich einmal mehr das Fahrrad als den Bus, diese Woche versuche ich jeden Tag 3 Liter statt 2 Liter zu trinken, etc. Das spornt an und ist eher machbar, als alles auf einmal von sich selbst zu verlangen. Und wenn dann doch ein Aussetzer passiert? Schwamm drüber. Dadurch ist nicht gleich alles verloren. Ganz wichtig ist: sich mit sich selbst auseinander zu setzen und Gründe für die Heißhungerattacke/das Essverhalten/den Frust/was auch immer, ausfindig zu machen. Gab es Stress auf der Arbeit? Habe ich den Tag über zu wenig gegessen und deswegen jetzt so einen Hunger?
Ja, Abnehmen bedeutet ganz viel Arbeit, Schweiß und Überwindung des inneren Schweinehunds. Aber es lohnt sich, dran zu bleiben und sich immer wieder vor Augen zu halten, WARUM man das tut und wie weit man schon gekommen ist. Lohnt sich das Aufgeben wirklich? Die Antwort ist Nein.
Welchen Tipp zum Abnehmen kannst du geben?
Wichtig ist, sich die Gründe fürs Abnehmen bewusst zu machen und sich dabei kleine Ziele zu setzen. Was will ich mit der Abnahme erreichen? Wieso muss ich/möchte ich Abnehmen? Gibt es ein bestimmtes Ziel, das ich verfolge? Am besten werden die Antworten auf diese Fragen irgendwo festgehalten – Blatt Papier, Computer, Handy, sodass man sie immer griffbereit hat. So behält man den Überblick und kann erreichte Ziele abhaken und neue hinzufügen.
Außerdem sollte die Waage nicht das einzige Kriterium sein, das über Erfolg oder Misserfolg entscheidet. Sie sagt nicht die ganze Wahrheit und frustriert tausende Frauen auf der Welt jeden Tag. Ich stelle mich mittleweile GAR NICHT mehr auf die Waage – sie ist für mich kein ausschlaggebender Faktor mehr. Maßband und Spiegelbild als auch die Kleidung geben viel bessere Informationen darüber, wo man sich auf seinem Abnehmweg befindet. Wenn es doch die Kontrolle mit der Waage sein soll, natürlich okay. Aber ich rate davon ab, sich täglich zu wiegen, da Gewichtsschwankungen normal sind und viele das aber in der Wahnsinn treibt. Einmal im Monat ist völlig ausreichend – und die Freude dann auch größer. Am besten morgens auf leerem Magen wiegen.
Außerdem finde ich es persönlich ganz wichtig, dass man diesen Weg für sich selbst einschlägt und sich ebenfalls bewusst ist, dass man nur selbst etwas an seinem Verhalten ändern kann. Niemand sonst geht für einen ins Studio/zum Sport und niemand sonst kauft die gesunden Lebensmittel. Man selbst trägt den Schlüssen zu seinem persönlichen Glück – also muss man auch selbst dafür einstehen und kämpfen. JEDER kann meines Erachtens alles schaffen, wenn nur der nötige Wille und die nötige Stärke vorhanden ist. Und wenn ich es geschafft habe, dann kann es jeder schaffen
Bilder: Titelbild: Clker; Grüner Apfel: Alexandra H. / pixelio.de; Sport: Petra Bork / pixelio.de; Rote Äpfel: Dominik Pöpping / pixelio.de; gemüse: Benjamin Matzmorr / pixelio.de; Hanteln: Deborah Weber / pixelio.de