Emaille ist ein Material mit einer langen Geschichte. Die älteste Emaille-Arbeit ist bereits 3500 Jahre alt. Zu dieser Zeit wurde die Emaille ausschließlich für Schmuck verwendet. Im Mittelalter war sie vor allem bei Goldschmieden beliebt und in der frühen Neuzeit entstand dann die Emaille-Malerei aus der sich eine eigene Kunstrichtung entwickelte und die Beschichtung auch langsam immer mehr in Richtung der Alltagsgegenstände führte. Meine heutigen Interviewpartner betreiben einen Shop für Emaille-Produkte und erklären uns im Interview mehr über das alteingesessene Material.
Was genau ist Emaille?
Emaille, ein Glasschmelzfluß, besteht zu 80 % aus geschmolzenem Quarzsand, der auf metallische Trägerelemente aufgetragen und eingebrannt wird. Emaille ist bereits seit Tausenden von Jahren der Menschheit bekannt und wurde früher auch oft als Schmuck verwendet.
Wie wird sie aufgetragen?
In der Regel wird Emaille als sogenannter „Schlicker“ zu einer flüssigen Masse in Mühlen gemahlen. Die Geschirr-Rohware aus Stahlblech wird dann als ersten Auftrag mit „Grundemaille“ versehen, dabei werden die Objekte in den Schlicker getaucht und anschließend bei ca. 800 Grad eingebrannt.
Als zweiter Produktionsschritt erfolgt in gleicher Weise die farbige Deckemail-Schicht (meistens weiß) und anschließend als dritter Einbrand die Dekoration und der farbige Rand. Bei der Produktion von Emailleschildern wird der Schlicker mittels Spritzpistolen auf den Schildkorpus aufgetragen und nicht getaucht.
Welche Gegenstände aus dem Alltag haben alle eine Emaille-Beschichtung?
Emaille ist in Deutschland heutzutage weniger verbreitet als früher. Anfang des 20. Jahrhunderts war Emaille beispielsweise in der Küche allgegenwärtig: Töpfe, Pfannen, Teller und Tassen sowie weitere Küchenutensilien verfügten in der Regel über eine Emaille-Schicht. Auch war Emaille beliebt bei der Fertigung aller Arten von Schildern, in dieser Form ist sie auch heute noch relativ häufig anzutreffen (z.B. Straßen-, Garten und Emaille-Hausnummernschilder).
In diesem Zusammenhang ist es möglicherweise auch interessant zu wissen, dass Emaille sehr umweltfreundlich ist. Emaille-Produkte sind zu 100 % recyclebar und zu dem enorm langlebig, beide Tatsachen kommen der Umwelt zugute. Zudem werden bei der Herstellung keine umweltgefährdenden Substanzen benötigt.
Was hält so eine Beschichtung alles aus?
Die glatte, lebensmittelechte Emaille-Beschichtung ist sehr resistent gegenüber Korrosion, Temperaturen/Feuer, Witterung/UV-Licht und Abrieb. Wenn man Emaille-Gegenstände gut behandelt, werden sie so gut wie nie kaputtgehen. Man hat schon Emaille-Schmuck gefunden, der viele Tausende Jahre alt war und noch immer waren die Farben der Emaille-Verzierung so leuchtend schön wie am Tage seiner Herstellung.
Bei einer unsachgemäßen Handhabung etwa von Emaille-Geschirr besteht die Gefahr, dass die Emaille-Schicht splittert. Es ist wichtig, dass man sich immer vor Augen hält, dass die Beschichtung letzten Endes aus Glas besteht, selbst wenn die heutzutage besonders dünnen Emaille-Schutzschichten wesentlich mehr Erschütterung standhalten als die früher verwendeten groben, dicken Schichten.
Kann man die Beschichtung wieder entfernen oder durch eine neue ersetzen?
Nein, die Emailleschicht geht durch den Brennvorgang eine starke Verbindung mit dem Trägermaterial Stahlblech ein und kann nur durch mechanische Beschädigung entfernt werden. Diese wird üblicherweise erst bei der Verschrottung vorgenommen, da das Trägermaterial recyclebar ist.
Was lässt sich alles mit Emaille abbilden?
Eigentlich alles, da es verschiedene Herstellungsverfahren für die Dekoration gibt und je nach Motiv das passende benutzt wird. Wir bei Münder-Email sind in der Lage schon bei geringen Stückzahlen Ihre persönlichen Motive beispielsweise auf Emaille-Tassen aufzubringen. Natürlich: Je komplexer und je mehr Farben, desto aufwändiger der Herstellungsprozess denn es wird nicht gedruckt oder graviert, sondern es wird tatsächlich Emailleschlicker auf ca. 800 °Grad erhitzt, der dann dem Stahlblech rotglühend die typische glänzende und glasharte Emaille-Oberfläche verleiht.
Welche Produkte sind momentan besonders beliebt?
Besonders beliebt sind zur Zeit Emaillebecher mit individuellem Einbrand als Werbeartikel. Außerdem alle Geschirr-Artikel in Pastelltönen und Dekor-rot mit weißen Tupfen. Speziell bei dem Emaille-Geschirr erwecken Emaille-Produkte zuweilen positive nostalgische Gefühle. Sie eignen sich daher besonders gut als Geschenk. Selbst jüngere Semester finden Emaille-Geschirr interessant, verkörpert es doch den Geist einer Zeit, wo die Menschen noch langsamer gelebt haben und sorgfältiger mit Gegenständen des Alltags umgegangen sind. Emaille ist ein echtes Qualitätsprodukt und weite Teile des Herstellungsprozesses erfolgen in Handarbeit. Dadurch kriegt Emaille einen besonderen Wert und wir konnten in den letzten Jahren feststellen, dass sich allgemein wieder mehr Interesse für die Emaille entwickelt.
Heißt es eigentlich „Emaille“ oder „Email“?
Beide Bezeichnungen sind im Zuge der Rechtschreibreform derzeit im Umlauf. Aufgrund der Verwechslungsgefahr zwischen “E-Mail” und “Email” tendiert man dazu, im Internet die Bezeichnung Emaille zu verwenden. Interessant: Das Wort kommt aus dem altfränkischen und wurde abgeleitet von dem Wort “Schmalt” was so viel bedeutet wie “Schmelz”.
Könnte man auch größere Gegenstände, wie etwa ein Fahrrad, mit Emaille beschichten und so resistenter machen?
Theoretisch ja, da das Trägermaterial aber ein Stahlblech ist, wäre das Fahrrad viel zu schwer. Es gibt Spezialfirmen, die z.B. Herde und Ofenrohre emaillieren, aber wir bei Münder-Email produzieren in erster Linie Schilder und Geschirr.
Bilder: Titelbild: clker; Fensterbrett: Ulrich Vogler / pixelio.de; Schild: Petra Bork / pixelio.de; Geschirr: Petra Dirscherl / pixelio.de