Von Qualitätssicherung ist in der Industrie heute vieles abhängig. Planung, Steuerung und Kontrolle müssen reibungslos ineinander übergehen und perfekt funktionieren. Die Qualitätssicherung betrifft alle notwendigen Maßnahmen zur Gewährleistung einer konstanten Qualität der Produkte, damit am Ende der Kunde glücklich ist. Was die Qualitätssicherung im Detail ausmacht und in wie weit der neuerdings kursierende Begriff “Industrie 4.0″ eine Rolle spielt, erklärt uns heute unser Interviewpartner Andreas Wacker, kaufmännischer Betriebsleiter der Firma Wacker Qualitätssicherung.
Herr Wacker, bitte stellen Sie Ihr Unternehmen und das Angebot von Wacker Qualitätssicherung in drei Sätzen kurz vor.
Oje, Sie fordern mich gleich zu Beginn. Also in drei Sätzen: Wacker Qualitätssicherung versteht sich als mittelständisches Familienunternehmen mit unbedingten Willen zur Präzision und Zufriedenheit der Kunden.
Wahrgenommen werden wir als zuverlässiger Partner für die Industrie, besonders – wie der Name sagt – im Bereich der Qualitätssicherung.
Wir beschränken uns nicht nur auf unsere Kernkompetenzen, sondern bauen unsere Dienstleistungen ständig sinnvoll aus um unseren Kunden ein klassisches „Rund-um-Sorglos-Paket“ anbieten zu können. Nacharbeiten, Planung, Konstruktion, Sonder- und Serienfertigung, Qualitätssicherung, Engineering, Teilereinigung, Logistik – alles „Just in Time“ wie es so schön heißt.
Das waren jetzt vier Sätze (lacht).
Stichwort Qualitätssicherung: Warum ist das für die Industrie mittlerweile so wichtig?
Heutzutage sind höchste Qualitätsanforderungen, beispielsweise für die Automobilbranche, erfolgskritisch. Gerade wenn es um das Thema Sicherheit in der Produktion geht. Die Unternehmen erkennen, dass sich eine Investition in Qualitätssicherung am Ende bezahlt macht. Rückrufaktionen sind extrem aufwändig, erheblich teurer und können dem Image eines Produkts oder gar der Marke immens schaden. Von manchem Autobauer haben sich in den letzten Jahren doch nur negative Nachrichten wie Produktionsfehler und Rückrufaktionen eingeprägt. Das hinterlässt beim Kunden doch keinen guten Eindruck. Ich nenne jetzt mal keine Namen.
Aber zurück zu Ihrer eigentlichen Frage. Von wirklicher Qualitätssicherung kann man nur sprechen, wenn Planung, Steuerung und Kontrolle perfekt und reibungslos funktionieren und ineinander übergehen. Dafür sind sehr spezialisierte Kenntnisse des Personals erforderlich. Unternehmen scheuen teilweise allerdings noch davor so einen Prüfapparat selbst ins Unternehmen zu integrieren und sourcen, zum Beispiel an uns, aus. Das macht auch meistens Sinn. Wir meinen mit „Qualitätssicherung“ die Summe aller notwendigen Maßnahmen zur Sicherstellung einer konstanten Produktqualität nach industriellem Standard für unsere Kunden.
Was mich zu meiner nächsten Frage bringt: Wie funktioniert Qualitätssicherung konkret? Läuft da jemand durch die Firma und schaut ob alles richtig gemacht wird?
Nochmal, für uns wie jeden anderen Dienstleister der die Qualitätssicherung für die fertigende Industrie anbietet steht darunter die Summe aller Maßnahmen, um eine konstante Produktqualität sicherzustellen – ohne eine Ausnahmen.
Planung, Steuerung und Kontrolle sind damit eng verzahnt. Nur als ganzheitlich wahrgenommener und interpretierter Vorgang, kann tatsächlich von Qualitätssicherung gesprochen werden. Messbar und in allen Belangen und schlüssig nachvollziehbar dokumentiert. Wir unterwerfen nicht nur die Maschinen und Anlagen, sondern jedes noch so unscheinbare und kleine Bauteil einer permanenten Qualitätssicherung. Im Detail ist das jetzt schwer in aller Kürze zu beschreiben. Das hängt von den Vorgaben des Kunden und dem Produkt ab. Aber es ist auch immer Manpower in Form eines geschulten Mitarbeiters notwendig. Reicht Ihnen das?
Ja. Man liest immer wieder von Industrie 4.0. Inwieweit hält die Symbiose zwischen Mensch, Maschine und digitaler Vernetzung auch in Ihrer Branche Einzug?
Alles was sich um diesen Begriff bewegt ist einem radikalen Wechsel in der Produktion und auch bestimmten Sichtweisen unterworfen. Auch die Qualitätssicherung wird im Rahmen der Industrie 4.0 mit neuen Anforderungen konfrontiert. Die veränderten neuen Aufgabengebiete der Qualitätssicherung 4.0, wenn man den Begriff so weiterführen möchte, erfordern eine deutliche Abgrenzung zwischen Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement. Beide Fachgebiete sind zwar weiterhin miteinander verknüpft, werden aber ganz eigenständig behandelt.
Unternehmen, die Ihre Abläufe schon diesem neuen Wandel unterwerfen, lagern die Qualitätssicherung bereits als Bestandteil der Fertigungsleitung aus.
Neue Ansatzpunkte sind zwingend erforderlich. Zum Beispiel hält das sogenannte „Internet der Dinge“ mehr und mehr Einzug. So wird dieser Begriff als Basis für sämtliche Kommunikation in der propagierten Industrie 4.0 verstanden und in der Folge wird die (Online-)Sicherheit eine der wichtigsten zu bewältigenden Aufgaben sein. Alle Interaktionen müssen vollständig vor Zugriffen Unbefugter geschützt werden. Ausnahmslos. Nur so kann Sabotage und Manipulation entgegengewirkt werden. Es werden einheitliche Authentifizierungsverfahren und Sicherheitsrichtlinien notwendig, die von den betreffenden Verbänden im Vorfeld festgelegt werden müssen. Fakt ist, dass auch in der Fabrik der Zukunft der Mensch die entscheidende Rolle spielt. Es ist auch weiterhin notwendig, hochqualifiziertes Personal zu beschäftigen. Denn nur der Mensch ist bislang in der Lage, neueste Fehlerquellen zu analysieren, Lösungen zu finden und effizientere Produktionsabläufe zu entwickeln. Nur eben wird sich die überwachende Tätigkeit auf die digitale Ebene massiv ausweiten.
Schnellere Reaktionszeiten werden im Zuge der Industrie 4.0 immer wichtiger, just in time kann nur mit dem entsprechend gut funktionierenden Netzwerk realisiert werden
Die Industrie setzt das Ganze also schon um?
Richtig, aber die Veränderungen sind eher als stetiger Prozess zu verstehen denn als statischer Maßnahmenkatalog mit Stichtag.
Nochmal zurück zu Ihrer Leistung. Wird Wacker Qualitätssicherung von Unternehmen nur beauftragt wenn es mal “brennt” oder auch für längerfristiges “Outsourcing”?
Wir haben uns über die letzen Jahre hinweg zu einem verlässlichen Partner und Zulieferunternehmen für unsere Kunden entwickelt. Natürlich fungieren wir auch als „Feuerwehr“. Um die Rolle des Problemlösers einnehmen zu können, ist es jedoch sehr wichtig Personal in festen Arbeitsprozessen in der eigenen Fertigungsstätte vorhalten zu können. Im Notfall können wir mit diesen Kapazitäten dem Kunden innerhalb von wenigen Stunden helfen. Manche nehmen unsere Dienstleistung regelmäßig in Anspruch. Andere Kunden nur Gelegentlich wenn eigene Kapazitäten ausgelastet sind.
Was versteckt sich hinter den vielen ISO und DIN Nummern?
DIN steht für Deutsches Institut für Normung und ISO für International Organization for Standardization. Diese Norm ist somit in Deutschland und weltweit anerkannt. Man könnte Normen als die Sprache der Wirtschaft bezeichnen Das Deutsche Institut für Normung beschreibt es selbst sehr treffen mit den worten „ Eine Norm ist ein den Stand der Technik widerspiegelndes Dokument, welches in festgelegten Prozessen innerhalb einer Normungsorganisation entstanden ist.“ Egal ob bei der Papierherstellung, Verfahrenstechnik oder der fertigenden Industrie, Normen regeln und erleichtern durch Festlegungen allgemeine und wiederkehrende Anwendungen. Kurz: Regelungen, Vorgaben, die allgemein gültig erstellt werden und von danach von zertifizierten Unternehmen anzuwenden sind.
Und was bedeutet die “Kiwa”-Zertifizierung, die ich auf Ihrer Website entdeckt habe?
Seit Ende der vierziger Jahre bietet die internationale Unternehmensgruppe Kiwa Leistungen rund um Prüfen, Testen und Zertifizieren an.
Kiwa International Cert ist durch die DAkkS und IATF akkreditiert und somit unabhängig und unparteilich. Quasi ein TÜV für jedes Unternehmen.
Nach bestandenen Audit erhält man dann für drei Jahre ein Zertifikat. Als Zertifizierung bezeichnet man auch hier ein Verfahren, mit dessen Hilfe die Einhaltung bestimmter Anforderungen nachgewiesen wird. Für unsere Kunden stellt Kiwa ein bekanntes nachvollziehbares Prüfsiegel dar. Daher auch die prominente Platzierung auf unserer Startseite.
Benötigen die Mitarbeiter die sich mit der Qualitätssicherung beschäftigen eine spezielle Ausbildung oder gar en Studium?
Bestens ausgebildete und zuverlässige Mitarbeiter sind ohne Frage das Fundament der Qualitätssicherung. Die Qualitätssicherung bildet ein breites Spektrum von möglichen Tätigkeiten ab. Die beteiligten Mitarbeiter müssen dann auch je nach Tätigkeit unterschiedliche Anforderungen erfüllen. Ein wirklich spezialisiertes Berufsbild gibt es – noch – nicht.
Wir reden von Qualitätsmitarbeitern. Das sind weitergebildete Fachkräfte beziehungsweise Qualitätsingenieure. Allgemein erwarten wir von allen an der Qualitätssicherung beteiligten Mitarbeitern eine sorgfältige und selbstständige Arbeitsweise. Einen überdurchschnittlichen Willen zur Perfektion. Für ein erfolgreiches Arbeiten im Qualitätsmanagement gehört für mich selbstverständlich eine aktive Mitarbeit in der Prozessüberwachung, die Erstellung der Fehleranalysen, koordinierte Maßnahmen bei Störungen einleiten, die Einhaltung von Qualitätsstandards dazu.
Wo liegen die klassischen Ursachen für Qualitätsprobleme in der Fertigung ? An den Vorgaben, den Maschinen oder der Arbeit der Angestellten?
Eigentlich spricht man in 99,9 Prozent der Fälle vom Faktor Mensch. Ohne die Arbeit der Mitarbeiter in irgendeinem Unternehmen in Frage zu stellen: „ solange es den Faktor Mensch in der Fertigung gibt, wird es immer Qualitätsprobleme geben“. Klar, wo gearbeitet wird, passieren Fehler. Das ist nur menschlich.
Kann man in einer Produktion überhaupt nur 100 Prozent perfekte Produkte haben oder wird es immer einen gewissen Ausschuss geben?
Heutzutage sprechen wir schon von ppm, englisch „parts per million“. Was folglich bedeutet, dass wir schon sehr, sehr nahe an der Perfektion sind. Die Autohersteller beispielsweise fordern strenge ppm-Raten von den Zulieferern. Das bedeutet, von einer Million produzierter Bauteile darf maximal eine bestimmte, relativ kleine Anzahl defekt sein. Wir können mit unseren verschiedenen Dienstleistungen dabei unseren Beitrag leisten.
Bei welcher Art von Produkten ist es einfacher und bei welchen schwieriger eine konstant gute Qualität zu erzielen?
Das hängt nicht vom Produkt ab, sondern von den Qualitätsanforderungen, welche für das Bauteil gefordert werden. Hiermit können einfachste Bauteile zu komplexen werden. Es sind eben die Feinheiten, die es zu beachten gilt.
Wie oft ändern sich Anforderungen zum Beispiel von Zertifizierungen oder Normen die eingehalten werden müssen?
Wie überall werden auch im Bereich der Qualitätssicherung die Normen den aktuellen Anforderungen und Gegebenheiten angepasst. Aktuell sprechen wir von der Qualitätsoffensive 4.0. Nach der Offensive 4.0 wird sicherlich die nächste Offensive folgen. Ein festes Intervall für Änderungen gibt es nicht. Täglich wandelnde Anforderungen erfordern dynamische Prozesse, die stetiger in kürzester Zeit anzupassen sind.
Bilder: Titelbild: Clker; Kraftwerk: FotoHiero / pixelio.de; Metall Gießen: FotoHiero / pixelio.de; Kunststoff Spritzgussmaschine: FotoHiero / pixelio.de; Schweißer: FotoHiero / pixelio.de