Wir alle stoßen tagtäglich auf die Arbeit von Sprechern. Im Radio sorgen sie für etwas Unterhaltung zwischen der Musik, im Supermarkt werden wir von ihnen auf die Geld-zurück-Garantie hingewiesen, durch das Navi erklären sie uns den Weg und im Fernsehen geben sie den gezeigten Bildern oft erst einen Sinn. Gabriele ist so eine Sprecherin und man hört sie unter anderem Bücher lesen, wissenschaftliche Zusammenhänge erklären oder für ein Produkt werben. Wenn ihr mehr über ihre Stimme erfahren wollt, könnt ihr euch hier einige Hörproben zu Gemüte führen. Im Interview erzählt sie uns mehr über die Arbeit mit der Stimme.
Wie kommt man zum Beruf als Sprecher? Gibt es dazu eine Ausbildung?
Es gibt vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten, Privatschulen, Schauspielschulen und vielleicht beim Rundfunk. Bei mir entwickelte es sich über meine Bewerbung als Moderatorin bei einem neuen Rundfunksender. Damals wollte man jedoch Leute mit Radioerfahrung und meine schüchterne Bewerbung wanderte lediglich in eine Sprecherkartei. Irgendwann entdeckte mich Gernot Wassmann und engagierte mich als Erster für eine Werbeproduktion. Meine Ausbildung war eine Mischung aus Gesangsausbildung, (wo natürlich Atemtechnik und genaues Artikulieren ebenso gefragt sind) Bühnenerfahrung und Naturtalent und der Arbeit mit langjährigen Sprechern oder Schauspielern, die mich am Anfang mitgenommen haben in ihre Sprachgefilde. Die Sprache hat mich schon immer beglückt, Gedichte vorzutragen war meine Wonne. Wenn alle zuhörten, schien ich am richtigen Platz zu sein.
Was muss man können, um ein guter Sprecher zu werden?
Gefühl in der Stimme gepaart mit Freude an Artikulation und Wohlklang. Wichtig ist eine hervorragende Atemtechnik.
Wie lange dauert es im Schnitt, einen Werbespot von 20 Sekunden auszuarbeiten?
Eine Aufnahme von 20 Sekunden kann je nach Textschwierigkeit schon mal ´ne halbe Stunde inklusive Aufnahmetechnik benötigen.
Bekommt der Sprecher Anweisungen wie “hier etwas höher sprechen, dort etwas fröhlicher” oder liegt es an dir, die richtigen Tonlagen zu finden?
Ein guter Produzent gibt natürlich Tipps, die den Ansprüchen seines Auftraggebers entsprechen aber in aller Regel werden Sprecher ausgewählt, die ohnehin haben was gebraucht wird.
Wird der Ton am Ende wie bei Bildern noch nachbearbeitet oder kommt man ohne Nachbearbeitung aus?
Bei einem Spot von 20 Sekunden ist jeder froh, nichts mehr bearbeiten zu müssen. Grundsätzlich aber kann das auch vorkommen oder bei der Textfülle nötig sein.
Als geübter Sprecher und damit auch Vorleser: wie oft hast du beim Vorlesen noch Versprecher oder Stocker?
Das kann man pauschal nicht sagen und ist von der Tagesform abhängig. Es passiert sicher jedem gelegentlich.
Sprichst du viel Text am Stück oder wird immer nur Satz für Satz gesprochen und dann zusammengeschnitten?
Immer am Stück, da sonst die Eigendynamik und Sprachmodulation verloren wäre.
Was für Aufträge sprichst du am liebsten?
Lyrik, Prosa und natürlich Texte zu Themen, die mich besonders interessieren wie Naturheilkunde und alles aus der Natur generell.
Ist man nach dem Sprechen körperlich geschafft oder haben wirklich nur die Stimmbänder etwas zutun?
Das kommt auf die Umstände der Produktion an. Körperlich geschafft war ich noch nie. Vielleicht ist man etwas aufgeregt, weil man mit einem berühmten Schauspieler zusammen einen Text zu sprechen hat.
Was macht dir Spaß am Sprechen?
Es bereitet mir Freude, Menschen zu entführen in die Welt irgendeines Themas, ihre Phantasie über die Stimme anzusprechen, vielleicht ihr Unterbewusstsein. Die Stimme als Medium zum Geist zu benutzen ist ein mächtiges Instrument. Ich möchte fühlen, wie sie auf meiner Stimmwelle schwimmen, mitgenommen werden und hingegeben sind an das Gehörte.
Bilder: Titelbild: Clker; Mikrofon mit grauem Deckel: PeterFranz / pixelio.de; Mikrofon mit schwarzem Deckel: Esther Stosch / pixelio.de