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Die Tanzlehrerin Astrid über Tanztherapie, Ägyptischen Tanz und mehr

Getanzt haben Menschen schon immer, schon alte Höhlenmalereien um 5000 vor Christus haben erstmals tanzende Menschen festgehalten. Seitdem hat sich natürlich einiges getan, neue Tanzstile kamen und alte gingen. Außerdem kamen natürlich Tanzschulen oder auch Tanztherapien mit der Zeit dazu. Meine heutige Interviewpartnerin Astrid kann uns darüber mehr erzählen, denn als Tanzpädagogin gibt sie unter anderem Kurse oder bietet Tanztherapien an. Auf ihrer Webseite und heute im Interview erfahren wir mehr.

 

 

Wie bist du dazu gekommen, Tanzpädagogin zu werden?

Ich hab damals in einem Kindergarten gearbeitet. Und weil ich schon immer gern getanzt habe, begann ich die Kinder zu Tanzstunden einzuladen. Bald schon hatte ich das Gefühl, ich brauche mehr “Handwerkszeug” für die Tanzvermittlung. Das war der Einstieg in eine Reihe von Ausbildungen. Zuerst zur integrativen Tanzpädagogin, dann zur Tanz- und Ausdruckspädagogin. Später hab ich Ägyptischen Tanz für Frauen unterrichtet. Und in diesen Unterrichtsstunden habe ich gemerkt, dass sich durch die Tanzstunden mehr tut, als dass die Frauen “nur” Tanzen lernen. Meine Kursteilnehmerinnen begannen sich zu verändern, wurden selbstbewusster, änderten ihre Lebensumstände – und ich änderte mich mit. Dadurch ist mein Interesse an Tanztherapie gewachsen. Ich wollte mehr darüber wissen, die Prozesse bewusster begleiten können.


Hat Tanzen viel mit auswendig lernen von Schritten zutun oder ist die Bewegung wichtiger?

Es gibt wahrscheinlich so viele Tanzstile wie es Menschen gibt. Für mich ist Tanzen etwas sehr Persönliches. Manche genießen eher das Aufgehobensein in bestimmten Schrittfolgen und können sich so ganz der Musik und der Bewegung hingeben. Andere wollen sich lieber ausdrücken, spontan bewegen oder neue Bewegungsmöglichkeiten entdecken. Zum Glück ist ja das Tanz-Angebot so groß, dass für alle etwas dabei ist.

 

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Brauchst du da eine spezielle Lizenz oder kann jeder Tanzkurse geben?

Nein, von einer Lizenz zum Tanzen weiß ich nichts. Es gibt Verbände, Berufsverbände und Vereine, deren Mitglieder sich an bestimmte Standards binden und so eine bestimmte Qualität sicherstellen.

 

Wie lange brauchen Leute im Schnitt bis sie gut tanzen können?

Nachdem ja “gut tanzen” sehr relativ ist, kann das von 0 bis 100 Jahren dauern :-) . Kinder tanzen spontan und finden das gut. Wenn Du in einem ganz bestimmten Tanzstil gut werden willst, hängt die Dauer wieder von Deiner Begabung, Deiner “Bewegungsgeschichte” und natürlich vom Tanzstil ab. Akrobatischer Rock’n Roll wird mehr Training erfordern als ein langsamer Walzer – aber selbst das ist nicht sicher. “Gut Tanzen” hat auch viel mit persönlichen Erwartungen zu tun – ob es eher darum geht, bestimmten Ansprüchen gerecht zu werden oder einfach Freude an der Sache zu haben. Ich hab das für mich so definiert: Ich habe gut getanzt, wenn ich mich nachher rundherum wohlfühle, körperlich und seelisch. Und das kann eigentlich jede/r sofort.

 

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Was genau ist Ägyptischer Tanz?

Diese spezielle Art des Raqs Sharqi (Tanz des Ostens) – wie der Tanz im arabischen Raum genannt wird – kann als moderner Ausdruck von traditionellem Tanz in Ägypten gesehen werden. Wir orientieren uns vor allem an traditioneller Ägyptischer Musik und den traditionellen Tanzformen im Land. Wir versuchen nicht nachzuahmen, sondern die Qualität oder Essenz der Bewegungen zu finden und zu fördern, wie zum Beispiel Erdigkeit, Aufrichtung, bewegliche Hüften oder eine bewegliche Wirbelsäule. Die Musik und diese Art zu tanzen bringt uns automatisch auch mit bestimmten Stimmungen und Gefühlen in Kontakt, wie Gelassenheit, Freude, Bestimmtheit, Lockerheit, Fröhlichkeit…

Durch meine Ägyptenreisen und die Arbeit mit Ägyptischen Musikern steht für mich auch stark die Kommunikation zwischen MusikerInnen und TänzerInnen im Vordergrund. Dazu kommt mein Interesse an Trance- und Heiltänzen.

 

Was ist dein Lieblingstanzstil und warum?

Ägyptischer Tanz :-) Warum? Kurz gesagt: Aus Spass an der Freude. Ägyptischer Tanz ist für mich eine Art der Bewegung, zu der ich mich nicht überwinden muss. Sobald ich die Musik höre, beginnt es zu kribbeln und ich muss einfach tanzen. Dabei schätze ich sowohl die körperlichen als auch die seelischen Auswirkungen. Die Muskeln, die meine Wirbelsäule stützen werden gekräftigt, mein Kreislauf kommt in Schwung, Verkrampfungen lösen sich, Gelassenheit und Zufriedenheit stellen sich ein.

 

Unterscheiden sich Tanzstile stark von Land zu Land?

Nicht nur das – auch innerhalb eines Landes gibt es meist regionale Unterschiede. So wird der Tanz in Ägypten beeinflusst von den Tänzen der Fellachen (Bauern), der Nubier, der Beduinen, der Stocktanztraditionen in Oberägypten oder von klassischer Musik in den Städten. Dazu kommt ein reiches kulturelles Erbe, das großartige Sängerinnen und Tänzerinnen hervorgebracht hat – all das ist ein Konglomerat von Einflüssen – in nur einem Land. Abgesehen davon ist die Welt ja zu einem Dorf geworden. Ich kann heute in Österreich von Line Dance über Hip Hop, Standardtanz bis hin zu indischen, südamerikanischen oder orientalischen Tänzen alles lernen, wenn ich möchte. Auch das beeinflusst die Tanzkultur in einem Land.

 

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Welche Leute besuchen eine Tanztherapie oder anders gesagt, was lässt sich mit einer Tanztherapie heilen?

Tanztherapie richtet sich an den ganzen Menschen, sowohl an den Körper als auch an die Seele. Ein Haupteinsatzgebiet der Tanztherapie sind deshalb alle psychischen Probleme, bei denen der Körper mit betroffen ist, wie Depressionen, Essstörungen, psychosomatische Beschwerden oder Burn-Out. Tanzen hilft, den eigenen Körper wahrzunehmen, regt den Kreislauf an, aktiviert ganz allgemein und hilft so den Blick wieder auf erfreulichere Dinge und vor allem die eigenen Ressourcen zu richten.

Tanztherapie in der Gruppe fördert außerdem die Kontaktaufnahme, wirkt zu großer Isolation entgegen und kann zu einem Ort werden, wo jede/r einfach sein kann wie sie/er ist. Tanztherapie kommt sowohl in psychiatrischen, psychosozialen als auch in pädagogischen Einrichtungen zum Einsatz.

Tanztherapie eignet sich aber auch für alle, die an persönlichem Wachstum interessiert sind und zum Beispiel ihr Selbstbewusstsein stärken oder eine positivere Einstellung zu Ihrem Körper finden wollen.


Was macht dir mehr Spaß? Selbst tanzen oder es anderen Leuten beibringen?

Ich liebe es, mit Menschen zu arbeiten, sie bei sehr persönlichen Prozessen begleiten zu dürfen oder einen erholsamen Tanzurlaub mit einer Gruppe am Meer, am Nil oder in der schönen Südsteiermark zu verbringen. In meinen Gruppen wird immer viel gelacht und auf die Sonnenseite des Lebens geschaut. Selber tanzen und Tanz unterrichten sind kaum mehr zu trennen für mich. Ich erlaube mir deshalb, die Antwort auf diese letzte Frage offen zu lassen :-) Am besten, die geneigte Leserin macht sich selbst ein Bild, und schaut mal in einer meiner Gruppen vorbei…

 

 

Bilder: Titelbild: Clker; Gliederpuppen: Tim Reckmann  / pixelio.de; Sphinx: Hiero  / pixelio.de; Schwein: fritz zühlke  / pixelio.de

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