Rund 1,2 Millionen Selbstständige gibt es in Deutschland, das entspricht etwa 10 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Im europäischem Vergleich liegen wir da eher hinten, der durchschnittliche Anteil Selbstständiger beträgt da 14,5 Prozent, besonders hoch ist er in den südlichen Staaten. Aber zurück zu unseren 10 Prozent, zu denen auch mein heutiger Interviewpartner Christoph zählt. Christoph Ebert ist Inhaber der Firma Die Canyonauten, einem Veranstalter für Canyoningtouren im Allgäu. Im Interview erzählt er uns mehr über die Selbstständigkeit.
Warum hast du dich zur Selbstständigkeit entschieden?
Ich glaube vielen selbständig tätigen liegt es im Blut, weil man einfach vom Persönlicheitsprofil her eher in die “Selbständigen”-Ecke gehört… Bei mir ist das sicherlich so, den endgültigen Ausschlag haben dann aber die äußeren Umstände gegeben: der Moment war sehr günstig und alle Rahmenbedingungen haben soweit gepasst. Ich denke Timing ist eine ganz entscheidende Sache: wenn ich mitten in einer Wirtschaftskrise einen schönen Job habe, der mir Spaß macht gibt es keinen Grund selbständig zu werden. Wenn man aber (wie in meinem Fall) ein gutes Angebot erhält, um etwas zu tun oder ohnehin in einer persönlichen Krise (wie zum Beispiel Arbeitslosigkeit) steckt, bietet die Selbständigkeit sehr große Chancen.
Hast du das komplett alleine gemacht oder hattest du Unterstützung zum Beispiel durch Freunde?
Die wenigsten erfolgreichen Menschen arbeiten komplett alleine – das geht meines Erachtens nie lange gut. In meinem Fall war es mein ehemaliger Arbeitgeber, der Chef von Spirits of Nature, der mir angeboten hat, den Canyoningbereich eigenständig zu leiten. Wir haben das Ganze dann in eine eigene Firma umgeleitet und Die Canyonauten waren geboren…
Wie macht man ein neues Unternehmen bekannt?
Am Anfang ist es schwierig und viel harte Arbeit. Man macht alles mögliche (stellt sich zum Beispiel für Interviews bei Einfach gefragt zur Verfügung ) aber hinkt doch immer einen Schritt hinter den etablierten Unternehmen her. Aber je mehr Arbeit du investierst, umso mehr erhältst du zurück.
In meiner Branche ist Vertrauen sehr wichtig (zumindest hoffe ich das immer) und Vertrauen erhält man nicht durch kurzfristigen Werbungsspam, sondern durch langjährige, gute Arbeit. Wenn Kunden dich weiterempfehlen und wieder Kunden werben, dann ist das die beste Werbung die du haben kannst. Und das Beste daran ist der Schneeballeffekt, da ja auch diese Kunden wieder weitere Kunden werben…
Wie lange hat es gedauert bis du angefangen hast Profit zu machen?
Da ich von Anfang an in die bestehende Struktur eines alteingesessenen Unternehmens integriert war, konnte ich sofort voll durchstarten. Das heißt allerdings nicht, dass ich mir bald einen Geldspeicher bauen muss… Profit wirft das Unternehmen derzeit nur ab, solange ich selbst nicht nur als Chef, sondern auch als Tourguide agiere. Falls ich mir morgen das Bein breche und vermehrt Aufträge an Mitarbeiter abgeben muss rutschen wir ganz ganz schnell in Richtung der roten Zahlen.
Welche Vorteile hat man wenn man sein eigener Chef ist?
Naja, zunächst mal, dass du dein eigener Chef bist! Viele nennen die flexible Arbeitszeiteinteilung – einerseits ja: natürlich kann ich mir Zeit teilweise einteilen, andererseits ist das Blödsinn, da ich mir in der Hauptsaison keinen Tag frei nehmen kann, sondern immer vor Ort sein muss.
Für mich ist es einfach befriedigender mein eigenes Ding durchzuziehen, als an jemand anderes Ding zu werkeln: Als Unternehmensinhaber bin ich zur selben Zeit Tourguide, Personalchef, Werbedesigner, Webmaster, Redakteur, Materialprüfer, Einkäufer und viele viele andere Dinge: der Horizont erweitert sich ein klein wenig…
Welche Möglichkeiten zur Absicherung hat man als Selbstständiger, damit man nicht gleich pleite ist wenn es mal schlechter läuft?
Da sollte ich mich vielleicht selber einmal schlau machen! Eigentlich sollte jedes Unternehmen einen Business-Plan haben, der auch einen Krisenplan beinhaltet. Etwas derartiges habe ich aber nicht. Meine Maxime ist es, die Fixkosten möglichst niedrig zu halten, so dass der operative Bereich schon ab geringen Mengen profitabel ist, dann macht es auch nichts, wenn der Umsatz einmal einbricht…
Hattest du schon Momente wo du dachtest „das wird nichts mehr mit der Selbstständigkeit, so geht das nicht weiter“ oder lief das bei dir immer gut?
Nein. Bislang läuft alles wie am Schnürchen.
Verglichen mit einem Job als Angestellter: verdient man als Selbstständiger mehr?
Der Vergleich ist schwierig. Da man als Selbständiger alle Vorsorgeleistungen etc. selber treffen muss und keine Zuschüsse erhält muss man zwangsläufig mehr verdienen um zu überleben. Gemeinhin sagt man, dass ein Selbständiger ungefähr das 1,5fache eines Angestellten verdienen muss, damit er dasselbe reale Einkommen hat (Beispielrechnung). Bedeutet: Es sieht oft so aus als würden Selbständige mehr verdienen, allerdings haben Sie auch höhere Kosten. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall: das fällt natürlich alles weg… Eines ist aber klar: die Chancen für gute Arbeit entsprechend belohnt zu werden sind größer. Risiken und Arbeitsaufwand allerdings auch…
Was sollte man mitbringen für die Selbstständigkeit?
Fachwissen gepaart mit vielen vielen Allrounderfähigkeiten. Eine gewisse Risikobereitschaft und natürlich jede Menge Optimismus
Welche Tipps kannst du jemandem geben, der sich ebenfalls selbstständig machen will?
Unterschätzt niemals den Aufwand und die Verantwortung die es mit sich bringt für ein Team verantwortlich zu sein. Ein Selbständiger, der es zu etwas bringt hat meist viel mehr Arbeit investiert als er zugeben würde. Und ganz wichtig: plant den Start und lasst euch von möglichst vielen verschiedenen Standpunkten aus beraten – ein schlecht gewählter Firmenname oder eine ungünstige Internetadresse können schon das Ende bedeuten, bevor es überhaupt losging…
Bilder: Titelbild: Clker; Tastatur: GG-Berlin / pixelio.de; Parkplatz: Thomas Max Müller / pixelio.de; Geld: I-vista / pixelio.de