Eine Million Pferde leben derzeit in Deutschland, die von etwa 1,7 Millionen Leuten geritten werden. Zu Pferden gibt es einige interessante Rekorde. Das höchste Alter das ein Pferd je erreichte lag beispielsweise bei 62 Jahren und das größte Pferd der Welt, “Big Jake”, hat einen 2,10 Meter hohen Rücken vorzuweisen. Aber natürlich stehen beim Reiten andere Dinge im Vordergrund, wie uns Franziska im Interview erklärt. Franziska reitet schon seit sie 9 Jahre alt ist, schaffte sich ihr erstes eigenes Pferd mit 33 an und hält ihre Reiterlebnisse auf ihrem Blog fest. Mehr dazu im Interview.
Wie hast du mit dem Reiten angefangen?
Ich habe schon als kleines Mädchen Pferde geliebt und wollte unbedingt reiten lernen. Als ich 9 Jahre alt war, haben mich meine Eltern in einer Reitschule angemeldet und von da an hatte ich wöchentlich Reitstunden und durfte in den Ferien auch öfters in Reiturlaub fahren.
Wie lernt man das Reiten?
Als erstes muss man sich an die Bewegungen des Pferdes gewöhnen: Gerade im Trab wird man viel mehr durchgeschüttelt, als man von unten denkt. Deshalb wird man am Anfang an die Longe genommen, das bedeutet, dass das Pferd an einer langen Leine im Kreis um den Reitlehrer herumläuft und man sich nur um das Sitzen zu kümmern braucht. Nach und nach lernt man dann die sogenannten “Hilfen”, mit denen man dem Pferd vermitteln kann, was man von ihm möchte, also in welchem Tempo und in welche Richtung es laufen soll. Wenn das einigermaßen klappt, darf man ohne Longe reiten, meist zunächst in einem eingezäunten Reitplatz oder in der Reithalle. Reiten ist eine sehr komplexe Angelegenheit, weil man seinen eigenen Körper kontrollieren und gleichzeitig auf das Pferd einwirken muss. Außerdem ist das Pferd ein lebendiges Wesen mit eigenem Willen, das nicht immer so reagiert wie es soll oder wie man es erwartet. Deshalb dauert es eine ganze Weile, bis man ein Pferd zum Beispiel sicher auf einem Ausritt durchs Gelände steuern kann. Um ein fortgeschrittener Reiter zu werden, braucht es schon einige Jahre. Dazu gehört auch das Wissen über das natürliche Verhalten von Pferden, damit man ihre Reaktionen besser einschätzen kann.
Es ist natürlich ein Unterschied, ob man nur gemütliche Ausritte durchs Gelände machen will oder anspruchsvolle Dressur reiten. Bei letzterem lernt man nie aus, wie jeder anspruchsvolle Sportler oder Künstler. Ich reite jetzt seit rund 35 Jahren, nehme immer noch Unterricht und gewinne – dank einer hervorragenden Lehrerin – immer noch in jeder Stunde neue Erkenntnisse.
Wie werden einem Pferd verschiedene Aktionen wie Beschleunigen, Abbremsen oder Springen beigebracht?
Jedes Pferd bekommt zu Beginn eine Grundausbildung, bei dem man ihm die Reiterhilfen beibringt. Vereinfacht gesagt wird das Pferd dabei auf bestimmte Signale konditioniert, teilweise nutzt man auch natürliche Reflexe. Beispielsweise bedeutet ein Anlegen der Unterschenkel, dass das Pferd schneller werden soll. Abgebremst wird anfangs über die Zügel, später lernt das Pferd aufgrund der Sitzposition des Reiters langsamer zu werden oder stehen zu bleiben. Je fortgeschrittener Pferd und Reiter werden, desto genauer kann der Reiter auf die Bewegungen des Pferdes Einfluss nehmen: So ist es für viele Dressurlektionen beispielsweise notwendig, dass das Pferd auf leichte Gewichtsverlagerungen des Reiters reagiert und daraufhin beispielsweise seinen Körper biegt, sein eigenes Gewicht mehr auf die Hinterbeine verlagert oder die Richtung ändert.
Das Springen lernen Pferde, indem man sie zuerst über am Boden liegende Stangen gehen lässt und diese dann allmählich erhöht. Die Begabung und die Lust aufs Springen ist bei Pferden sehr unterschiedlich ausgeprägt, im Springsport werden natürlich nur talentierte Pferde eingesetzt, die meist auch einen gewissen Spaß an der Sache haben.
Hunde wedeln mit dem Schwanz wenn sie sich freuen. Was macht ein Pferd?
So etwas isoliertes, wie das Schwanzwedeln gibt es beim Pferd nicht: Sie drücken ihre Gefühle meist mit der gesamten Körperhaltung aus. Das Augenfälligste ist dabei das Ohrenspiel: Ein Pferd das beispielsweise seinem Besitzer freudig entgegenblickt, hat seine Ohren nach vorne gespitzt. Wenn man ein Pferd kennt, kann man auch viel an seiner Mimik ablesen.
Was ist deine Lieblingspferderasse?
Da ich selbst eine Lipizzaner-Stute habe, ist das natürlich meine Lieblingsrasse. Daneben finde ich Lusitanos toll.
Wie teuer ist ein Pferd und wann lohnt es sich, eins zu kaufen?
Pferde gibt es in allen Preisklassen, so bekommt man ein Haflingerfohlen schon für unter 1000 Euro, ein eingerittenes Jungpferd kostet je nach Rasse und Ausbildung zwischen € 3000 bis € 10.000. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt: Pferde seltener Rassen oder Sportpferde mit besonders guter Abstammung kosten € 20.000, € 200.000 oder, wie der bekannte Dressurhengst Totilas 10 Millionen Euro!
Ob sich das lohnt lässt sich kaum objektiv beurteilen. Wenn man sich mal durchrechnet, was einen eine Stunde Reiten kostet, wenn man den Kaufpreis des Pferdes, Stallkosten, Hufschmied, Tierarzt, Ausrüstung etc. einrechnet, dann “lohnt” sich ein eigenes Pferd eher nicht. Andererseits ist vieles eben nur mit dem eigenen Pferd möglich, und vor allem die persönliche Beziehung zu diesem Tier ist kaum in Geld umzurechnen. Man sollte aber auf keinen Fall aus einer Laune heraus sich ein Pferd anschaffen, denn wenn man nachher zu wenig Zeit oder Geld dafür hat, ist keinem gedient und für ein Pferd sind häufige Besitzer- und Stallwechsel mit viel Stress und psychischer Belastung verbunden. Über eine Reitbeteiligung kann man am besten ausprobieren, ob man die Verantwortung für ein eigenes Tier auf Dauer übernehmen möchte.
Welche Disziplinen reitest du selbst?
Ich reite Dressur und mache Ausritte ins Gelände. Auf Turnieren starte ich nicht.
Wie ist es für Pferde, geritten zu werden? Ist das wie Joggen gehen mit Rucksack oder etwas ganz normales wie herumlaufen?
Das ist eine schwierige Frage, die viel diskutiert wird! Es gibt Menschen, die der Ansicht sind, dass man überhaupt nicht reiten sollte, weil es für das Pferd unnatürlich und belastend ist. Ich respektiere das, habe aber für mich die Erfahrung gemacht, dass Pferde durchaus Spaß am Reiten haben können: Wie jedes Lebewesen mögen sie Herausforderungen und Anerkennung. Meine Stute beispielsweise dreht innerhalb einer anstrengenden Reitstunde immer mehr auf, möchte alles tun, um gelobt zu werden und sieht hinterher richtig zufrieden aus.
Es hängt natürlich auch viel davon ab, WIE das Pferd geritten wird: Gerade im Leistungssport aber auch bei sehr unwissenden Freizeitreitern läuft da viel schief und das Pferd muss durch zu harte Einwirkung, brutale Ausbildungsmethoden oder schlecht sitzende Ausrüstung beim Reiten Schmerzen und auch psychisch leiden.
Was macht dir Spaß am Reiten?
Das Zusammenspiel mit und die Beziehung zu einem anderen Lebewesen, die Kunst sich immer besser mit ihm zu verständigen, seine Kraft und seine Energie zur Verfügung gestellt zu bekommen, im Galopp durch den Wald zu fliegen…
Bilder: Titelbild: Clker; Pferderücken und Wasser: Rike / pixelio.de; Pferde auf der Wiese: Bernd Kasper / pixelio.de