Etwa 61,5 Millionen Fahrzeuge sind in Deutschland zugelassen und die brauchen zum Fahren natürlich alle Reifen. Und zwar gleich mindestens zwei Paare, nicht aus modischen sondern aus glättetechnischen Gründen im Winter und Hitzegründen im Sommer. Die Nummer der verkauften Reifen lag 2011 bei 61 Millionen Stück, was bedeutet dass etwa 15 Millionen Reifensätze verkauft wurden. Meinem heutigen Interviewpartner Henrik gefallen diese Zahlen, denn er ist Reifenhändler und erklärt uns im Interview einige Aspekte über das schwarze Gold.
Was ist die richtige Profiltiefe?
Das Gesetz schreibt eine Profiltiefe von mindestens 1,6 mm vor, allerdings sollte man nicht so weit heruntergehen. Tests haben gezeigt dass bereits ab einer Profiltiefe von 4 mm große Einschränkungen im Fahrverhalten auftreten. Auf nasser Fahrbahn kann das flache Profil kaum das Wasser verdrängen und damit kommt es schnell zu Aquaplaning. Dabei kann der Reifen nicht genug Wasser verdrängen und verliert den Kontakt zur Fahrbahn, was das Fahrzeug außer Kontrolle geraten lässt. Wenn Sommerreifen 3 mm Profiltiefe und Winterreifen 4 mm Profiltiefe erreicht haben, sollte man die Reifen wechseln.
Wie kann man die Profiltiefe messen?
Wenn man kein besonders schmales Lineal oder einen der Profiltiefenmesser, die es manchmal als Mitbringsel zum Reifenwechsel gibt, zuhause hat dann kann man eine Ein Euro Münze verwenden. Wenn der äußere Messingring komplett im Profil verschwindet braucht man sich keine Sorgen machen. Wenn er auf einer Höhe mit dem Profil ist, dann hat man noch etwa 3 mm Profiltiefe übrig und sollte den Reifen wechseln.
Was sind die besten Sommerreifen?
Dazu kann man sich immer Reifentests anschauen, zum Beispiel die vom ADAC. Beim Sommerreifentest 2014 haben die Hersteller Goodyear, Dunlop, Fulda, Nokian, Hankook, Vredestein, Pirelli, Continental, Bridgestone und Falken mit „Gut“ abgeschnitten. Nicht zu empfehlen sind die Marken Debica, Kormoran, Kleber und Federal, die nur ein „Mangelhaft“ bekommen haben. Um den richtigen Reifen für sich selbst herauszusuchen muss man natürlich an die eigenen Anforderungen schauen (Will ich einen besonders leisen Reifen? Welches Gelände durchfahre ich?) und natürlich auch auf das Preis/Leistungs-Verhältnis.
Was sind die besten Winterreifen?
Beim ADAC Test haben die Marken Continental, Dunlop, Firestone, Michelin, Goodyear, Semperit und Uniroyal mit einem „Gut“ abgeschnitten. Ein „Mangelhaft“ haben die Marken Interstate, Sailun, Kormoran und Marangoni erhalten. Auch hier muss man aber wieder auf die eigenen Anforderungen schauen und auf die sehr verschiedenen Preise. Weitere Informationen zu Reifen kann man in Automagazinen oder den Webseiten der Hersteller finden.
Gibt es Reifen die man nicht wechseln muss?
Es gibt Ganzjahresreifen, die in Regionen mit keinen allzu großen Temperaturunterschieden und extremen Wetterlagen eingesetzt werden. In Deutschland sind sie in einigen Gebieten gut einsetzbar, in den Bergregionen in denen es im Winter sehr viel schneit allerdings weniger. Ganzjahresreifen sind ein Kompromiss zwischen Sommerreifen und Winterreifen indem sie beide Rillenmuster kombinieren. Auf der einen Seite spart das natürlich den Reifenwechsel zwei mal im Jahr, auf der anderen Seite jedoch ist ein Ganzjahresreifen niemals so gut bei Glätte wie ein Winterreifen und hat nicht die Qualitäten wie ein leiseres Abrollen des Sommerreifens. Für Leute mit geringer Fahrleistung lohnen sich Ganzjahresreifen, da sie sich ein unnötiges Wechseln sparen.
Ab wann ist ein Reifen zu alt?
Je älter ein Reifen wird, desto poröser und rissiger wird er. Dadurch steigt nicht nur das Risiko auf einen Reifenschaden an, auch das Fahrverhalten wird beeinträchtigt. Der TÜV rät daher ab 6 Jahren Alter besonders auf die Reifen zu achten, man sollte also hin und wieder die Reifen auf Risse und Beschädigungen überprüfen und auch auf das Fahrverhalten des Wagens Acht geben und schoneinmal damit anfangen sich um einen neuen Satz zu kümmern. Reifen die älter als 10 Jahre sind werden vom TÜV nicht durchgelassen, damit bekommt man also keine gültige Plakette mehr. Wenn man sich also Reifen zulegt, sollte man auf das Alter schauen um sie nicht gleich wieder wechseln zu müssen. Bestimmen kann man das Alter mit dem sogenannten DOT-Code der auf der Reifenflanke aufgedruckt ist. Die letzten vier Nummern dieses Codes zeigen den Produktionsmonat und das Produktionsjahr an. 0810 bedeutet beispielsweise dass der Reifen im August des Jahres 2010 hergestellt wurde.
Was sind Runflat Reifen?
Runflat Reifen sind spezielle Reifen, die auch bei einem Reifenschaden die Weiterfahrt ermöglichen. Damit sich ein Reifen „Runflat“ nennen kann, muss man mit einem Schaden mindestens 80 bis 300 Kilometer bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h zurücklegen können. Die Notlaufeigenschat bekommen die Reifen durch verstärkte Seitenwände oder einem Stützring auf der Felge. Dadurch wird das Plattwerden des Reifens bei einem Platzen oder Druckverlust verhindert, um weiterhin bremsen und lenken zu können. Dieser Effekt ist so groß dass Fahrer den Schaden am Reifen oft gar nicht erst wahrnehmen, weswegen in allen Autos mit Runflat Reifen Drucksensoren eingebaut sind.
Können Energiesparreifen den Kraftstoffverbrauch reduzieren?
Ja, diese Reifen werden oft mit Begriffen wie „Eco“ oder „Fuelsaver“ beworben und sie können durch ihre Konstruktion durchaus Kraftstoff sparen. Viele dieser Reifen gehen dann aber Kompromisse auf anderen Gebieten ein. Manche sind besonders laut oder haben schlechtere Fahreigenschaften. Tests haben gezeigt dass besonders energiesparende Reifen besonders schlecht bei Nässe sind. Schaut man sich die Ergebnisse dieser Tests an kann man sagen je energiesparender, desto unsicherer bei Nässe. Ob man sich spritsparende Reifen anschafft ist jedem selbst überlassen. Generell kann man aber mit allen Reifen Energie sparen indem man mit dem richtigen Luftdruck fährt.
Bilder: Titelbild: Clker; Liegende Räder: Thorsten Jutzie / pixelio.de; Liegende Reifen: Jean Oumard / pixelio.de; Stehende Reifen: lichtkunst.73 / pixelio.de