Mein heutiger Gesprächspartner ist ein Poetry Slammer. Noch nie gehört? Macht nichts. Der Poetry Slam ist ein Wettbewerb, bei dem verschiedene Künstler ihre eigenen Texte einem Publikum vortragen. Die Künstler stehen dabei im Wettstreit und das Publikum entscheidet dann über den Sieger. Der Poetry Slam entstand Mitte der Achtziger Jahre in Chicago und breitete sich dann weltweit aus. Die deutschsprachige Szene ist hinter der englischen die zweitgrößte der Welt. Mehr über das Slammen erfahren wir aber von Lukas in diesem Interview und noch mehr auf seiner Internetseite lukaswagner.at.
Was genau trägt man denn bei einem Poetry Slam vor? Sind das jeweils sich reimende Verse wie bei Rap-Musik oder kann das auch ein reimloser Text sein?
Poetry Slam bedeutet 6 Minuten Texte auf einer Bühne performen. Das kann ein reimloser Text (Prosa) oder ein “reimender Vers” (Lyrik) sein. Grundsätzlich ist es genau die Überraschung, dass man eben im Publikum nicht weiß, was auf einen zukommt, die ein solches Event zu einem Erlebnis machen. Die Texte werden von einer – im Publikum davor ausgewählten – Jury bewertet, mit Zahlen von 1 – 10. Die höchste und niedrigste Zahl werden gestrichen, der Rest zusammengezählt und die besten der ersten Runde kämpfen dann im Finale, der zweiten Runde, noch einmal gegeneinander.
Welche Stilmittel setzt man beim Vortragen ein, um den Inhalt für das Publikum interessant zu gestalten?
Das ist ganz unterschiedlich, denn immerhin gibt’s in diesem Format auch Regeln, an die man sich halten muss: Keine Kostüme, keine Musikinstrumente, keine Haustiere auf der Bühne oder sonstige Gegenstände. Das Stilmittel nennt sich “Stimme” und “Körper”, mit deinem Körper kannst du nämlich abseits von Laufen noch ganz tolle Dinge machen und allein schon die Körperhaltung, die Handbewegung, die Gesichtszüge, Mimik und Gestik – Das sind alles so Aspekte, die man bei einem Poetry Slam einsetzen kann, um das Publikum zu erreichen. Stimmlich ist von basslastig, bis piepsig hoch natürlich alles vorhanden. Man kriegt da irgendwann mal eine Art “Vortrags-Melodie” in seine Texte rein und manche Texte klingen schon fast nach einem Lied, aber gesungen werden darf bei einem Slam auch nur zitatweise.
Hat man einen bereits geschriebenen Text vor sich, oder lässt man sich einfach wie beim Freestyle etwas einfallen?
Ja, also grundsätzlich schreibst du die Texte davor und wirfst dich quasi dann vor die hungrigen, dich-attackierenden Publikumswölfe, unwissend was dich am Ende erwarten wird. Bei mir ist es schon manchmal so, dass ich dann spontan noch Sachen erfinde oder irgendetwas erzähle, was mir noch so einfällt. Aber prinzipiell sind die Texte davor selbst – wichtig: selbst – geschrieben.
Gibt es auch Poetry Slams, bei denen man ähnlich wie bei Rap-Battles direkt gegen einen Kontrahenten dichtet?
Nö, eigentlich nicht, aber stimmt – das wäre mal ein spannendes Format. Ich gebe das mal so weiter .
Einen Rap-Song zeichnen Reime aus, eine Kurzgeschichte ein nachdenklich machender Inhalt. Was zeichnet einen guten Poetry Slam aus?
Der Slam-Poet. Ich weiß nicht, mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen – jeder hat seinen eigenen Stil und nicht jeder Text erreicht jedes Publikum. Da muss man variieren.
Was muss ich mitbringen, um ein erfolgreicher Poetry Slammer zu werden?
Ich hätte eine Veranstaltung am 18. Mai, ich zahl dir die Fahrtkosten und die Unterkunft und du bringst’n Text. Geht klar? (So sieht das ungefähr aus)
Wie bist du selbst zum Poetry Slammen gekommen?
Mit dem Fahrrad; erst einmal links und dann einmal rechts – dann die Straße lang und nach etwa zwei Minuten mit einer angenehmen Durchschnittsgeschwindigkeit befand sich mein Ziel auf der linken Seite. Ich wollte es mir eigentlich mal ansehen, hab dann gleich mitgemacht und am Ende sogar gewonnen und hab mir dann gedacht – wenn es so leicht ist – dann bleib ich dabei. Klappt natürlich nicht immer.
Bekommst du Deine Ideen für einen Text spontan oder setzt Du dich hin und schreibst einfach?
Ich hab irgendwie das Glück, dass ich mich zu 90% einfach hinsetzen muss und dann drauflos schreiben kann. Ich hab da auch keine Blockaden, nur ganz klare Phasen in denen es mir leichter fällt, wie beispielsweise, wenn ich emotional bin; das Gefühl habe verletzt zu sein oder verliebt bin (ganz schlimme Phase!). Da schreibe ich dann so Sachen, die hm,….nun gut .
Zum Abschluss: Was begeistert dich so an Poetry Slams?
Poetry Slam ist einfach Leben. Erleben auf der Bühne und mit der Bühne und mit den Menschen und….
Poetry Slam hat mich jetzt 5 Jahre lang begleitet und es war immer eine wundervolle Erfahrung, Leute zu treffen, die einfach wunderschön sind und mit wunderschönen Menschen wunderschöne Momente verbringen.
Bilder: Titelbild: Clker