Der Dudelsack ist für die meisten von uns ein Symbol für Schottland, Whisky, Berge und Röcke. Dabei kommt der Dudelsack eigentlich aus dem alten Rom und Griechenland, wo er schon 1000 Jahre vor Christus gespielt wurde. Durch römische Feldzüge hat er sich dann in ganz in Europa verteilt. Nach dem 17. Jahrhundert verlor er in den meisten Ländern an Beachtung, nur in den Highlands ist er beliebt geblieben. Im 16. Jahrhundert wurde er dort zur heutigen Form weiterentwickelt und besteht seitdem als beliebtes Musikinstrument. Mein heutiger Interviewpartner Jan ist Dudelsackspieler und Lehrer, der auf seinem Blog über das Spielen schreibt und Kurse anbietet. Im Interview erzählt er uns mehr über sein Instrument.
Wie bist du ausgerechnet zum Dudelsack gekommen?
Als Teenager, wenn man noch seine rebellische Ader/Phase hat und auf der Suche nach dem Gefühl der Freiheit ist, hat mir, als ich mir eine Langspielplatte und eine CD mit Dudelsackmusik angehört habe, der Klang dieses Instruments eben dies vermittelt.
Verglichen mit einer Flöte: ist ein Dudelsack schwerer zu spielen?
Ich habe nie Flöte gespielt und kann mich von daher nur auf die körperliche Anstrengung beziehen und nicht auf die Spieltechnik. Und an dieser Stelle muss gesagt werden, dass ich hier einzig und allein von dem großen schottischen Dudelsack spreche (jedes Land in Europa hat seinen eigenen Dudelsack). Die Dudelsäcke sind Doppelrohrblattinstrumente, und wer Oboe spielt, weiß dass man einiges an Lippenmuskulatur dafür haben muss, die sich natürlich durch das Spielen entwickelt. Neben der Kraft in den Lippen benötigt man die entsprechende Motorik um all die Abläufe zu koordinieren (blasen, drücken, denken, hören, sehen, laufen, Finger bewegen, etc.). Kurz: Ja, es ist schwerer als Flöte spielen.
Wie lange dauert es, bis man das Dudelsackspielen gelernt hat?
Man hat nie ausgelernt. Das wird dir aber jeder Musiker von seinem Instrument sagen. Es gibt immer noch mehr zu entdecken und Feinheiten zu entwickeln. Aber bis man einigermaßen vernünftig ein Lied spielen kann, 2 Jahre. Das hängt aber auch immer von dem Lernenden ab.
Welches der ganzen Rohre am Dudelsack spielt man letztlich?
Ja: Naja, spielen tut man sie letztlich alle, aber während der Performance aktiv bedienen, nur die nach unten hängende Spielflöte. Die anderen Pfeifen geben den Bordunton, der bleibt unverändert und bildet die Harmonien zur Melodie.
Sind Auftritte gefragt?
Auftritte sind gefragt und beliebt. Ich spiele bei allen Anlässen (ungern Karneval), aber meist sind es Hochzeiten, Geburtstage oder Beerdigungen.
Kann man nur bestimmte Lieder spielen oder ist alles möglich?
Da der Tonumfang bei dem Dudelsack beschränkt ist, kann man nicht alles spielen.
Wie viel muss man für einen Dudelsack bezahlen?
Brauchbare neue Dudelsäcke gibt es aus Plastik für 500,- €, aus Holz ab 800,- €. Gebrauchte schwanken zwischen 400,- und 6000,- € (alles darüber ist meist nicht gerechtfertigt). Der teuerste Dudelsack wechselte für ca. 50.000,- € den Besitzer (weil der Vorbesitzer einer der besten Spieler war). Bitte unbedingt von Aktion/Auktionen in Internet-Auktions-Häusern absehen!!
Vor dem Kauf sich vom Lehrer (nicht dem Händler!) beraten lassen! Man kann es nicht mit genug Ausrufezeichen versehen!!!
Ist es schwierig, anderen Leuten das Spielen beizubringen?
Der Anfänger steht vor einem Haufen Herausforderungen: Abstände der Finger und deren Haltung, die Kraft zum Erzeugen des Tons und letztlich die fremde Musik. Es ist eher die Frage, ob das Instrument schwer zu erlernen ist. Ja, ist es. Aber mit der richtigen Motivation, und die muss von innen, von einem selbst kommen, kann man sehr schnell Fortschritte machen und dann ist es auch für den Lehrer leicht, das Spielen beizubringen.
Was macht dir am Spielen Spaß?
Dass man trotz des geringen Tonumfangs in ein riesen Universum an Melodien und Klangmöglichkeiten eintauchen kann, in dem es so viel zu entdecken gibt. Außerdem kann das Spielen sehr meditativ werden, was einen noch Stunden bis Tage nach der Session beseelt.
Bilder: Titelbild: Clker; Videos: Jan