Es gibt unglaublich viele Weltrekorde für Kuchen und Torten. Der Rekord für die meisten angezündeten Kerze auf einer Torte liegt beispielsweise bei 48.523. Wenn es darum geht zu verkaufen, zeigten uns 2014 drei Kanadier mit 14.534 verkauften Kuchen in 8 Stunden wo der Hammer hängt während für das teuerste Stück einer Hochzeitstorte im Jahr 1998 30.000 Dollar auf den Tisch gelegt wurden. Aber kommen wir von den Monsterzahlen zum heutigen Interview. Jule backt gerne Torten mit extravaganten Aussehen und Dekorationen, die sie auf ihrem Blog mit uns teilt (nunja, im übertragenen Sinne ). Heute im Interview erzählt sie uns mehr über das Backen und Dekorieren.
Wie bist du zum Backen gekommen?
Ich denke, jeder probiert im Laufe seiner Kindheit mal das Backen. Die einen bleiben dabei, die anderen lassen es wieder sein. Ich habe seit meiner Kindheit gebacken, wenn auch eher selten. Vorzugsweise, weil ich als Kind den Teig so gerne gegessen habe.
Richtig los ging es dann aber zum 1. Geburtstag meiner Tochter, an dem es etwas besonderes geben sollte. Eine Freundin lieh mir ein in Fachkreisen bekanntes Buch über Motivtorten aus, aus dem ich jeweils ein Rezept für einen Biskuitkuchen und für eine Frischkäse-Weiße-Schokolade-Füllung ausprobierte. Als Ummantelung hatte ich mir eine fertige Marzipandecke besorgt. Insgesamt war ich überrascht, wie einfach es eigentlich ist, eine Torte selbst zu machen, wenn man sich nur einmal heran traut. Diese Torte sah zwar bei weitem noch nicht so aus, wie meine Torte heute aussehen, aber es war der Anfang meiner Vorliebe fürs Backen von Torten.
Wie bekommt man solche Dekorationen wie beispielsweise Blumen hin?
Mit Kreativität, Geduld und Spaß an dem, was man macht. Wie auch bei Torten gilt: man muss sich nur heran trauen. Und wenn man dann noch gute Anleitungen findet, ist alles eigentlich gar nicht so schwer.
Woher nimmst du selbst all dein Backwissen?
Mein Backwissen habe ich mir durch Bücher, Internetseiten (speziell durch andere Backblogs) und einfach durch Ausprobieren und Übung angeeignet.
Im Regelfall findet sich ein Anlass und auch ziemlich schnell eine vage Idee davon, was gut zur Gelegenheit passen könnte. Dann recherchiere ich die Einzelheiten (zum Beispiel Rezepte, mögliche Dekorationen, Mengen, gegebenenfalls Vorgehensweisen, Zeitplan). Wenn ich die geplanten Rezepte nicht irgendwann schon einmal ausprobiert und somit im eigenen Fundus habe, lasse ich mich entweder a) durch Backbücher und/oder b) im Internet inspirieren und stelle schließlich mein eigene Kreation zusammen.
Ich versuche immer möglichst die Rezepte nicht zu kopieren, sondern sie mit eigenen Ideen zu meinen Vorlieben abzuwandeln. Und mittlerweile bin ich so mutig geworden, neue (Geschmacks-)Ideen einfach auszuprobieren. Nach ein paar Torten hat man die Grundlagen ja irgendwann raus – da kann man dann auch etwas mutiger werden.
Das Ausprobieren und Üben hört demnach eigentlich nie auf und somit erweitert man automatisch seinen Wissensstand.
Was ist dein persönliches Lieblingsessen aus dem Backofen?
Generell eher Herzhaftes.
Wie macht man eine Hochzeitstorte?
Wie eine Torte technisch hergestellt wird, kann man ja detailliert auf meinem Blog nachlesen. Aber der generelle Ablauf sieht in etwa so aus: Man trifft sich mit dem Brautpaar um die Rahmenbedingungen zu besprechen. Die Größe (entsprechend Personenanzahl), geschmackliche Vorlieben, das gewünschte Design, der Termin und eventuell logistische Herausforderungen spielen dabei eine Rolle.
Dann wird ein Entwurf, eine Zutatenliste und – ganz wichtig – ein Zeitplan aufgestellt. Ich habe auch eine Mustertorte gemacht, unter der sich Styropor-Dummies befanden, damit die Braut eine Vorstellung davon bekam, wie die fertige Torte aussehen wird. Außerdem konnte ich so die Dekorations-Technik einmal vorab üben und somit Unfälle beim Original minimieren.
Im Rahmen der entsprechenden Vorlaufzeit wurde dann gebacken, gefüllt, eingedeckt, dekoriert, verpackt, transportiert und vor Ort zusammengesetzt.
Es ist unglaublich wie viele verschiedene Dekorationen es gibt. Gibt es eigentlich etwas, das unmöglich ist?
Ich glaube für die Profis ist eigentlich nichts wirklich unmöglich. Ich habe schon Torten von einigen amerikanischen Cake-Designern gesehen, bei denen ich mir nie hätte vorstellen können, das so etwas (schon allein aus statischer Sicht!) machbar ist.
Die Frage ist wohl eher: was traut man sich selbst zu? Und: hat man das richtige Werkzeug zur Hand? Auch hängt viel vom persönlichen Geschick ab.
Lässt du dich auch von Rezepten aus anderen Ländern inspirieren?
Wenn ich auf Rezeptrecherche gehe, suche ich nicht nach Rezepten aus bestimmten Ländern, sondern primär nach der allgemeinen Geschmacksrichtung oder Ideen bezüglich des Designs. Obwohl die Tortengemeinde in Deutschland und Österreich immer größer wird und derzeit regelrecht boomt, stehen wir noch eher am Anfang.
In Amerika und England besteht hingegen eine lange Tortentradition und damit auch eine weitreichende Erfahrung. Deshalb findet man häufig dort auch die meisten Inspirationen. Geschmacklich entsprechen diese Länder eher nicht dem deutschen Gaumen: meist sind die Torten sehr süß und sehr mächtig. Deshalb dienen mir diese Rezepte auch nur als Idee und ich suche dann nach Abwandlungen, die auch in unseren Gefilden gut ankommen könnten.
Auch in Italien sind Torten ein Thema, allerdings sprechen mich die (oft etwas überladenen) Designs nicht an.
Backst du auch andere Teigwaren wie Brot oder hast du dich komplett den süßen Sachen verschrieben?
Wenn mir eine gute Idee käme, würde ich auch Herzhaftes backen. Auf meinem Blog habe ich mich zumindest mal an einer Brioche versucht. Aber im Grunde bevorzuge ich die süßen Sachen. Mein Fokus liegt also klar im Torten- und Cupcake-Bereich mit allem was dazu gehört.
Was macht dir Spaß am Backen?
Mich entspannt Backen vor allem. Ich kann dabei gut abschalten. Die Grundrecherche am Anfang und die Zutatenauswahl steigert die Vorfreude. Zu sehen, wie dann der Kuchen in Ofen gleichmäßig aufgeht ist schon ein kleines Highlight. Ich probiere ja gerne herum und freue mir dann einen Knopf an die Backe, wenn meiner Familie oder meinen Freunden das Ergebnis besonders gut schmeckt. Es gibt unendlich viele verschiedene Möglichkeiten, wie eine Torte schmecken oder aussehen kann.
Ich liebe den kreativen Teil, wenn aus augenscheinlich einfachen Zutaten tolle Dekorationen wie zum Beispiel Zuckerblumen oder 3D-Figuren entstehen. Und ich freue mich auch sehr, wenn diese kleinen Kunstwerke dann anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Einzig den Satz “Das ist viel zu schade zum Essen!” höre ich nicht gerne. Klar sieht das alles toll aus, aber es ist und bleibt nun mal ein Lebensmittel, dessen Bestimmung es ist, gegessen zu werden. Und ich verwende so viel Mühe darauf, den Geschmack stetig zu verbessern (es soll ja schließlich nicht nur gut aussehen), daß ich es schade fände, so etwas ungegessen weg zu werfen.
Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Jule/Jule-backt.blogspot.de
Wir suchen schon seit langem nach einer passenden Hochzeitstorte bzw einem Konditor auf Hukendu. Konnten uns aber bis heute noch nicht festlegen. Vielleicht solltest ja du unsere Torte backen!!