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Marco über das professionelle Pokern

Poker ist eines der beliebtesten Kartenspiele und fast jeder hat es irgendwann schon einmal gespielt. Die Regeln sind einfach und trotzdem bleibt das Spiel abwechslungsreich. Die meisten unter uns haben wahrscheinlich nie um Geld gepokert und wenn, dann nur um Beträge mit denen man das Pfandschloss eines Einkaufswagens füllen kann. Es gibt aber natürlich auch professionelle Pokerspieler, die mit den 52 Karten ihr Geld verdienen. Mehr über das professionelle Pokern mit all seinen verschiedenen Aspekten erzählt uns Marco, der seine Erlebnisse auf seinem Poker Profi Blog festhält.

 

 

 

Warum spielst du gerade Poker und nicht etwa Skat? Was fasziniert dich daran?

Ich bin 2007 auf Poker aufmerksam geworden und habe meine ersten Runden mit Freunden gespielt. Sofort war ich fasziniert vom Spiel: es ist ein Geschicklichkeitsspiel, das schnell und sehr abwechslungsreich ist und bei dem man gegen andere Menschen um Geld spielt. Wenn man also besser als die Gegner ist, dann kann man damit „spielerisch“ Geld verdienen und man kann seine Erfolge direkt an der Höhe der Gewinne messen.


Welche Art des Pokers spielst du?

Ich spiele die am meisten verbreitete Variante „Texas Hold’em“, bei der die Spieler zwei Karten verdeckt erhalten und mit den letztendlich fünf Gemeinschaftskarten auf dem Tisch das bestmögliche aus fünf Karten bestehende Blatt zusammenstellen. Dabei habe ich mich auf Turniere spezialisiert und spiele hauptsächlich Sit’n Go’s. Dort kommen die besten drei aus 9 oder 10 Spielern ins Geld.

 

Pokern wie Profi

 

Spielst du online Poker oder auch in richtigen Turnieren?

Ich spiele ausschliesslich online. So kann ich spielen, wann immer ich will, und kann durch das Spiel an mehreren Tischen sowie die generell viel schnellere Abwicklung viel mehr Hände pro Stunde spielen.

 

Bereitet dir das Pokern nach wie vor Freude oder hört der Spaß auf, wenn man es professionell betreibt?

Ich muss hier ehrlicherweise sagen, dass es vor bald vier Jahren mein Plan war, professionell Teilzeit zu Pokern. Das heisst, 50% meiner Zeit ins Spiel zu investieren und 50% meiner Zeit in den Aufbau von Webseiten zum Thema Poker zu stecken, und dies in einem Land mit tiefen Lebenshaltungskosten. Meine Lebenssituation und meine Pläne haben sich aber seit 2009, wo ich meine Stelle kündigte und mich selbständig machte, verändert. Ich investiere mittlerweile 100% meiner Zeit in mein Geschäft und spiele nur noch unregelmässig zum Spass Poker.

Ich hatte mir schon überlegt, ausschliesslich zu Pokern. Aber ich kam zum Schluss, dass man vielleicht als 20jähriger das einmal während einem Jahr versuchen kann, aber nicht als bald 40jähriger Familienvater. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man mit online Poker als Beruf ein während Jahren glückliches und erfülltes Leben haben kann.

Und man darf auch nicht vergessen, dass das Spiel geistig enorm anspruchsvoll ist. Ich spielte jeweils 12-15 Tische gleichzeitig, hatte es also mit gegen 100 Gegnern gleichzeitig zu tun. Im Durchschnitt muss man bei diesem Setup alle 2-3 Sekunden eine Entscheidung treffen, und jede Fehlentscheidung kostet Geld. Zudem nutzte ich ein Heads-Up Display (HUD), welches mir live 10 statistische Werte pro Spieler einblendete. Diese Zahlen (etwa wie oft ein Spieler überhaupt eine Hand spielt oder wie aggressiv er spielt) helfen bei grenzwertigen Situationen, optimalere Entscheidungen zu treffen, fordern einem unter dem Zeitdruck jedoch einiges ab.

 

Spielst du vorzugsweise in Turnieren oder lieber beim Cashgame?

Ich hatte mit Cash Games angefangen, dann aber rasch die Sit’n Go Turniere für mich entdeckt. Mich begeistern diese zwischen 15 und 60 Minuten dauernden Spiele. Das spannende dabei ist, ist dass das Spiel mehrere Phasen umfasst. Zu Beginn spielt man wie beim Cash Game gegen 9 Gegner. Schon bald ist man dann aber an der „Bubble“, wo man noch zu viert ist – und nur die besten drei erhalten ja ein Preisgeld. Hier kommen dann die mathematischen Fähigkeiten stärker zum Tragen. Aufgrund der hohen Blinds (Mindesteinsätze) legt man an der Bubble hauptsächlich entweder eine Hand sofort ab oder geht All-In. In dieser Phase gibt es praktisch immer nur jeweils eine einzige, durch das mathematische „Independent Chip Model“ begründete „richtige“ Aktion. Und am Ende ist es ein schönes Gefühl, wenn man ein Turnier, auch wenn es nur eines mit 9 oder 10 Spielern war, gewinnt.

 

Zu welchem Prozentsatz ist Poker Glücks- und zu welchem Könnenssache?

Poker in der Variante Texas Hold’em ist ganz klar ein Geschicklichkeitsspiel und kein Glücksspiel. Langfristig gewinnt von zwei Spielern immer derjenige, der besser spielt. Allerdings will ich nicht abstreiten, dass auf kurze Sicht das Glück eine grosse Rolle spielt. Wir Spieler sprechen dabei von Varianz. In 2-3 Situationen „Pech“ zu haben, etwa indem man eine 80% Chance (z.B. ein All-In mit zwei Assen gegen zwei Könige) verliert, kann bedeuten, den Abend mit Verlust statt mit Gewinn abzuschliessen.

Schlussendlich zählt aber das Gesetz der großen Zahl. Was ich damit sagen will: wenn ich gegen den besten Pokerspieler der Welt 10 Hände spielen würde, dann würde ich in fast 50% der Fälle Gewinn machen. Wenn ich jedoch eine Million Hände gegen ihn spielen würde, dann würde in 100% der Fälle Geld verlieren. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu einem reinen Geschicklichkeitsspiel wie Schach (wo ich gegen den Schachweltmeister immer 100% der Runden verlieren würde, egal ob wir nun eine, zehn oder tausend Partien pro Runde spielen) und zu einem reinen Glücksspiel, wo man im Schnitt 50% der Runden gewinnt, unabhängig davon, wie viele Partien in einer Runde gespielt werden.

Um Deine Frage mit einer Zahl zu beantworten: an einem Abend ist Poker zu 60% Könnenssache, wenn jemand ein Jahr lang jeden Abend spielt dann ist das Ergebnis 100% Könnenssache.

 

Geld verdienen mit Poker

 

Kann man vom Pokern leben oder ist das letztlich nur ein netter Nebenverdienst?

Die meisten Spieler, ich schätze 90-95%, verlieren Geld. Die Gründe für diese hohe Zahl sind, dass einerseits die Anbieter Gebühren für sich abzweigen und andererseits, dass die sehr guten Spieler sehr viel mehr Tische und Hände spielen als die Hobbyspieler. Es ist aber meiner Meinung nach für einen Spieler mit der richtigen Einstellung und den richtigen Fähigkeiten möglich, seinen Lebensunterhalt mit Poker zu bestreiten, am einfachsten indem man online Poker von einem Land mit tiefen Lebenshaltungskosten aus spielt.

 

Was zeichnet einen guten Pokerspieler aus?

Ein guter Pokerspieler muss drei Fähigkeiten haben. Erstens starke analytische Fähigkeiten und ein gutes mathematisches Verständnis. Man muss permanent in der Lage sein, die Wahrscheinlichkeiten und dann den Erwartungswert einer Aktion abzuschätzen. Das ist beispielsweise sehr wichtig, wenn man vor der Entscheidung steht, ob man einen Einsatz eines Gegners mitgehen soll oder nicht. Zweitens muss man eine enorme Disziplin aufweisen. Man darf nicht auf Glück hoffen und „es doch mal mit diesem Blatt“ ausprobieren, wenn man weiss, dass der Erwartungswert dieser Aktion negativ ist. Disziplin ist auch wichtig, um seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Gerade nach ein paar „Bad Beats“ (Momente, in denen man die höheren Gewinnchancen hatte, dann aber von einem anfänglich schwächeren Blatt doch noch geschlagen wurde) verlieren viele die Kontrolle über sich und „tilten“. Sie spielen dann nicht mehr optimal und wollen es beispielsweise dem anderen Spieler „heimzahlen“. Sowas ist absolut fatal. Ohne eine konsequente Selbstkontrolle, wodurch man ständig sein bestmögliches Spiel (sein „A-Game“) spielt, hat man langfristig keine Chance, erfolgreich zu werden. Und drittens muss man die Bereitschaft aufweisen, sich stetig weiterzubilden, sich weiterzuentwickeln und an seinem Spiel zu arbeiten respektive aus seinen Fehlern zu lernen, denn die Gegner und damit die optimale Strategie und Spielweise ändern sich im Zeitverlauf.


Was ist wichtiger beim Spielen? Mathematik für die Wahrscheinlichkeiten oder die äußere Wirkung, um beispielsweise bluffen zu können?

Ich kann das jetzt nur für online Poker beantworten. Und hier geht es darum, seinen Spieler und die Situation bestmöglich einzuschätzen und die mathematisch „richtige“ Entscheidung zu treffen – was unter Umständen auch ein Bluff sein kann. Im Einzelfall erfährt man oftmals nicht, ob man sich richtig entschieden hat (z.B. wenn man auf eine Erhöhung seine Karten ablegt). Aber auf lange Sicht wird man es an seinen Gewinnen oder eben Verlusten ablesen können.

 

Beim Pokern zählt der Spaß, man kann also getrost auch mit kleinen Einsätzen spielen.
Beim Pokern zählt der Spaß, man kann also getrost auch mit kleinen Einsätzen spielen.

Lernt man beim Pokern durch häufiges Spielen dazu oder lohnt es sich, Bücher zu lesen und Poker im Fernsehen zu schauen?

Es ist wichtig, genug Zeit für die „Theorie“ zu reservieren und nicht nur zu spielen. Wer sein Spiel verbessern will, muss stetig dazulernen. Dazu gibt es viele Möglichkeiten. Ich persönlich setze auf einen Mix aus Bücher/Foren, Analyse der selbst gespielten Hände mit entsprechenden Programmen und ab und zu das Schauen von Videos, die andere Spieler von sich gemacht haben und dabei ihre Gedankengänge darlegen.

Letztendlich muss man aber realistisch sein – nur die wenigsten gewinnen langfristig beim Poker und davon kann auch nur ein ganz kleiner Teil seinen Lebensunterhalt bestreiten. Man muss bereit sein, sehr viel Zeit zu investieren, die man vielleicht besser in etwas anderes investieren könnte. Deswegen ist es für die allermeisten am besten, wenn sie Pokern nur als Hobby  betreiben und beim Spielen das empfinden, wofür Hobbies da sind: Spass!

 

 

Bilder: Titelbild: Clker; Spielkarten und Chips: Tim Reckmann  / pixelio.de; Pokerspielkarten: Dirk Kruse  / pixelio.de; Pokern mit Keksen: Marten / einfachgefragt.com

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One thought on “Marco über das professionelle Pokern

  1. katercarlo sagt:

    Hi,

    wo spielt man Poker am besten, und welche Spielarten würde der Profi für einen Anfänger empfehlen, besser Cashgame oder Turniere? Ich habe mich jetzt mal auf Lopoca angemeldet, und werde auf den niedrigen Tischen mal versuchen, ein Gefühl für das Spiel zu bekommen. Die Mathematischen Fähigkeiten glaube ich, kann ich erlernen

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