Ein Drittel der Gesamtfläche Deutschlands ist mit Wald bedeckt, in Zahlen ausgedrückt sind das rund 11 Millionen Hektar, auf denen sich insgesamt etwa 90 Milliarden Bäume befinden. Spitzenreiter ist dabei die Fichte mit 26 Prozent Gesamtanteil, bei den Bundesländern teilen sich Hessen und Rheinland-Pfalz den ersten Platz mit 42% Waldbedeckung. Anders ausgedrückt: in Deutschland gibt es jede Menge Natur. Und das ist gut, für Körper und Seele aber auch für den Erfolg und beim Treffen von Entscheidungen. Das weiß auch mein heutiger Interviewpartner Jörg. Auf seiner Webseite und heute im Interview erklärt er uns, wie man die Natur um sich herum nutzen kann, um erfolgreicher und glücklicher durch das Leben zu gehen.
Wie ist es zu deiner innigen Beziehung mit der Natur gekommen? Kam das in der Kindheit?
Die Natur spielt Zeit meines Lebens eine große Rolle. Ohne Natur kann ich mir ein erfülltes Leben nicht vorstellen. Wir wohnten auf einem kleinen Dorf nahe an den Bergen mit einem tollen Auwald. Da waren wir ständig beim Spielen. Später trainierte ich in der regionalen Nachwuchsmannschaft Skilanglauf. Da ist man das ganze Jahr bei jedem Wetter viel draußen. Und da waren meine liebsten Trainingseinheiten die, die mich für Stunden in Wälder und Berge brachten. Auch stahl ich mich frühmorgens aus dem Haus, schwang mich auf mein Fahrrad und ging allein in die Berge. Später unternahm ich viele ausgedehnte und verwegene Reisen in Berge, Wüsten und Tundra.
Was machst du selbst alles in der Natur? Nur genießen oder auch Sport?
Draußen trainiere ich für meine großen Touren und habe mit meiner Familie und meinen Freunden viele schöne, bereichernde und intensive Erlebnisse. Außerdem ist die Natur meine Ideenschmiede. Ich gehe gezielt hinaus um über Inhalte meiner Arbeit und bei Entscheidungen zu reflektieren und mich zu inspirieren. Ja, und meine großen Reflexionen mache ich ausschließlich draußen: wie meine vergangene Zeit war, was ich aus ihr lerne und wohin ich mich entwickeln will.
Was macht die Natur zu einer Erfolgsressource?
Wir spüren in der Natur so deutlich wie sonst nirgends was wir selbst wirklich wollen. Dort draußen sind wir endlich einmal weg vom Schuss. Und das meine ich wörtlich: wir werden nicht ständig bombardiert von Werbebotschaften, Wünschen und Erwartungen anderer an uns zwischen denen wir uns entscheiden sollen. Da draußen ist wohltuend einmal niemand. Nur Du. Wenn Du nach einem Tag da draußen zum Beispiel den neuen Job immer noch willst, dann weißt Du, dass er richtig für Dich ist. Dann weißt Du: „Der neue Job ist etwas, der wieder ein Stück mehr Ausdruck meines Selbst ist”. Und dann wird er zu Deinem Besten sein.
Die Wirkung der Natur auf uns ist sehr vielfältig. Was sie alles genau tut und wie wir diese Wirkungen für unseren Erfolg nutzen können, habe ich im Buch „Das vergessene Wunder – Wie wir aus der Natur Kraft, Erfolg und Inspiration schöpfen” genau beschrieben.
Kannst du uns ein konkretes Beispiel geben, wo dir die Natur bei einer bestimmten Sache geholfen hat?
Für eine große Organisation gründete und führte ich ein Unternehmen. Einmal kamen wir in einer Sache einfach nicht weiter. Zig Sitzungen und Gespräche zum Thema waren bereits erfolglos verlaufen. Ich ging für ein paar Tage in die Berge. Das Wetter war schlecht, die Sicht gleich Null. Bei schönem Wetter ungefährliche Hänge, wurden zu echten Herausforderungen. Da wurde mir klar: „Die können nicht sehen wohin es geht.” Und mir kam die Idee unsere Situation völlig anders darzustellen. Das überzeugte eine wichtige Schlüsselperson und sie spannte sich selbst wieder voll vor unseren Karren, der dadurch buchstäblich wieder frei kam. Es lief wieder rund und wir nahmen einen wichtigen Entwicklungsschritt.
Was muss man in der Natur machen, damit die Natur zu einer Erfolgsressource wird?
Das einzige was wir wirklich tun müssen ist: hingehen. Und dort Zeit verbringen. Alles andere ist zweitrangig. Allein der Aufenthalt und das Unterwegssein draußen macht uns gesünder, ausgeglichener, fitter, belastbarer, klarer im Kopf und damit selbstsicherer und so souveräner. Der Erfolg folgt auf den Fuß.
Dann kommt es ganz darauf an, was wir uns von unserer Naturzeit erwarten.
Will ich nur fitter werden, gut, dann gibt es sehr viele Sportmöglichkeiten, die allesamt erwiesenermaßen wirkungsvoller sind als jedes Fitnessstudio.
Will ich besonders wertvolle Zeiten mit Freunden oder der Familie haben, ok, dann nur zu, auch hier gibt viel zu entdecken. Denn die Natur schweißt uns buchstäblich zusammen. Wir erleben die besondere Gemeinschaft der durch die Natur streifenden Gruppe, wie es fast alle unsere Vorfahren über Jahrmillionen erleben durften – das wirkt satt.
Was die Natur aber letztlich zur ErfolgsRessource macht, ist die unerhört deutliche Wirkung auf unsere Selbstreflexion. Da draußen wird Dir klar was Du willst im Leben. Sofern Du bereit bist, Dir selbst zuzuhören und Dich nicht mit Smartphone & Co, Schimpfgedanken auf andere und anderen Oberflächlichkeiten davon abhältst.
Das tun wir heute nicht mehr systematisch. Deshalb verlieren sich gerade so viele in Konsum, Alkohol, Drogen und virtuellen Welten auf der Suche nach dem wofür sie wirklich leben wollen. Wenn Du weißt, was Dir wirklich wichtig ist im Leben. Wofür Du brennen willst, dann findest Du auch Wege dort hin. Und die Natur und die richtigen Freunde geben Dir die nötige Kraft dazu.
Gibt es eine Alternative zur Natur, wenn man in der Stadt lebt und schwer aufs Land kommt? Ist joggen im Park beispielsweise ein Ersatz?
Kein Ersatz, aber ein guter Ansatz. Joggen im möglichst naturnahen Park bringt mehr als die gleiche Laufeinheit im Fitnessstudio, das ist erwiesen. Alternativen zur Natur gibt es nun mal nicht. Nichts auf der Welt hat diese Wirkung. Aus jeder deutschen Stadt kommt man maximal binnen einer Stunde in die Natur. Sogar ein eigenes Auto ist dafür nicht notwendig. Anstatt Nachmittage oder ganze Wochenenden in Einkaufscentern, Cafés, im Internet oder vor dem Fernseher zu verbringen, ist eine satte Naturzeit für jeden immer wieder drin. Wir haben genug Zeit. Wir nutzen sie nur nicht.
Wie oft sollte man in die Natur gehen?
So oft wie möglich. So gut wie alle unsere Vorfahren haben täglich im Rhythmus der Natur gelebt, sich aus ihr ernährt und direkt in ihr gelebt. Zu viel Natur kann es deshalb für uns gar nicht geben. Heute wissen wir, dass bereits ein Aufenthalt von 20 Minuten im Wald uns deutlich entspannt und eine sehr förderliche Wirkung auf unsere körperliche und geistige Gesundheit hat. Wirkliche starke Naturreize und die immense Wirkung der Reflexionsprozesse können da aber noch gar nicht in Gang kommen. Die meisten brauchen mittlerweile diese Zeit um überhaupt halbwegs „herunter zu kommen” vom Alltagsstress. Doch es ist ein wertvoller Anfang. Wie gesagt, je nachdem was ich mir von meiner Naturzeit erwarte, kann ich die Dosis steuern und gezielt anwenden.
Haben Tiere einen ähnlichen Effekt wie die Natur selbst? Sprich, hat ein Hund oder eine Katze dieselbe positive Wirkung?
Tiere sind ein Teil der Natur. Ein Teil. Sie bereichern unser Leben enorm. Pflanzen tun das auch, doch unmerklicher. Das sollten wir genießen und auskosten. Doch in ein einzelnes Lebewesen die Erwartung zu setzen, es könne die immense Wirkung der Natur erreichen, da würden wir es uns zu bequem machen. Klar wäre das ungemein praktisch. Der regelmäßige und häufige Kontakt zu Tieren gehört zu unserem Leben einfach dazu. Er ist ein kleiner Teil eines naturverbundenen Lebens.
Was macht dir persönlich am meisten Spaß an der Natur?
Oh, ich lebe ganz nach dem Motto: „Alles hat seine Zeit.” Es macht mir genauso Spaß, draußen an meine physischen Leistungsgrenzen zu gehen, wie an meine psychischen. Die Natur als Erlebnisraum mit meinen innigsten Lebensbegleitern zu genießen, ist mir ebenso ein Genuss, wie immer wieder mehr von mir selbst kennen zu lernen und tagelang allein draußen herum zu strolchen. Genauso gerne bin ich mit meinen Kunden draußen, ob beim Coaching oder auf Reisen.
Ich bin ebenso gerne in den Bergen wie am Meer, in Tundra oder Wüste wie in der Taiga. Nicht jeden Tag in jeder Landschaft, denn jede Landschaft wirkt anders auf uns. Eben, alles hat seine Zeit.
Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Marten/einfachgefragt.com