1,2 Millionen Veganer gibt es in Deutschland, gut 9 Prozent der Bevölkerung ernährt sich vegetarisch oder vegan. Absoluter Spitzenreiter ist da Indien, dort verzichtet 40 Prozent der Bevölkerung auf Fleisch. Den veganen Lifestyle kann man in allen Lebensbereichen finden, wer will bekommt sogar vegane Kondome. Aber im heutigen Interview geht es vor allem um das wichtigste für einen selbst, die Ernährung. Katharina erzählt uns auf ihrem Blog und im Interview, wie man mit einer veganen Diät Gewicht verlieren und seiner Gesundheit etwas gutes tun kann.
Warum hast du dich entschlossen eine vegane Diät zu machen statt einer normalen mit Tierprodukten?
Ich hatte davor schon alle möglichen Diäten ausprobiert, um mein hartnäckiges Übergewicht zu bekämpfen, bin aber jedes Mal gescheitert. Der typische Jojo-Effekt ließ nie lange auf sich warten. Ich konnte mein Gewicht nie auf Dauer halten, weil ich nach allen Diäten immer wieder in mein gewohntes Essmuster zurückgefallen bin: Zum Frühstück Brötchen, zu Mittag Pasta, und zu Abend nochmal ordentlich Brot.
Nach jahrelangen Hoch’s und Tief’s machten sich – wer hätte es gedacht – die ersten gesundheitlichen Probleme bemerkbar. Ich bekam Verdauungsprobleme und eine chronische Schilddrüsenunterfunktion. Nachdem ich diesen Warnsignalen meines Körpers nicht sonderlich Beachtung schenkte, kamen kurze Zeit später zur Krönung auch noch Nahrungsmittelunverträglichkeiten und schmerzhafte Fissuren im Darm hinzu. Mein Körper reagierte auf Fleisch-, Eier- und Milchprodukte nur noch mit Schmerzen und Ausschlägen; Ab da war mir dann erst bewusst, dass ich etwas ändern muss. Und zwar auf Dauer. – Gesundheit ist das Wichtigste im Leben und heute weiß ich, dass ich nicht lebe um zu essen, sondern esse, um zu leben.
Aufgrund meiner gesundheitlichen Probleme blieb mir dann nichts anderes mehr übrig, als mich mit dem Thema “vegane Ernährung” auseinanderzusetzen. Da ich meine Ernährung sowieso umstellen musste und unbedingt mein lästiges Übergewicht loswerden wollte, beschloss ich einfach, direkt eine vegane Diät zu machen.
Heißt vegan automatisch gesund und schlank oder muss man auch bei veganen Lebensmitteln aufpassen?
Vegan heißt nicht automatisch gesund und schlank. Wenn ein Nahrungsmittel als “vegan” gekennzeichnet ist dann heißt es ja nur, dass keine tierischen Inhaltsstoffe enthalten sind und nicht, dass da kein Zucker drin ist.
Was sind die Grundprinzipien der Diät? Also was sollte man essen und was nicht?
Bei der veganen Diät – und allgemein bei der gesunden veganen Ernährung – ist es unheimlich wichtig, sich ausgewogen zu ernähren, um einseitigen Veganismus und Mangelernährung zu vermeiden.
Gemüse, Kräuter, Obst und Getreide (zum Beispiel Vollkornbrot) sollten unbedingt auf dem Ernährungsplan abgewechselt werden, damit unser Körper mit allen benötigten Nährstoffen versorgt werden kann. Außerdem auch gesunde Fette (aus zum Beispiel Avocados, Nüssen und Bananen). Es ist ein großer Irrtum, dass alle Arten von Fetten wirklich fett machen. Die gesunden Fette helfen nämlich sogar, Körperfett abzubauen.
Was man während der Diät nicht zu sich nehmen sollte sind: Zucker, Weißmehl und Alkohol. Merke dir einfach: “Je naturbelassener ein Lebensmittel ist, desto mehr Nährstoffe gibt es unserem Körper.”
Braucht man bei einer veganen Ernährung zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel weil der Körper bestimmte Nährstoffe nicht mehr bekommt?
Meine Meinung dazu ist NEIN, man braucht bei einer ausgewogenen veganen Ernährungsweise keine Nahrungsergänzungsmittel. Wenn man sich ein bisschen mit den einzelnen Nährstoffen auseinandersetzt dann weiß man, wofür sie gebraucht werden und in welchen Lebensmitteln sie enthalten sind.
Zum Beispiel Eisen – ist enthalten in Hirse, Hülsenfrüchten oder Nüssen. Proteine – sind enthalten in Chia-Samen, Kichererbsen, Quinoa, Linsen oder Tofu. Oder Calcium – ist enthalten in Hülsenfrüchten, Brokkoli oder Vollkorn.
Es gibt ja viele vegane Imitate von Fleisch oder Milch. Wie nah kommt das an die Originale?
Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden.
Meine Erfahrungen waren bisher so, dass ich bei “Milch” noch keine einzige pflanzliche Milch hatte, die nach Kuhmilch oder anderer Tiermilch geschmeckt hat. Nichtmal annähernd, was ich persönlich aber total super finde. Bei Milch wie gesagt, ist der Unterschied zum “Original” um Welten voneinander entfernt.
Beim “Fleisch” waren meine Erfahrungen total unterschiedlich. Ich habe mal vegane Salami und veganes Hack gehabt, das hat wirklich erschreckend “echt” geschmeckt. Aber ich hatte auch schon veganen Aufschnitt und vegane Würstchen, die überhaupt nicht nach dem “Original” geschmeckt haben.
Spaghetti Bolognese oder Wurstbrot sind Gerichte die immer gehen wenn man keine Diät macht, Klassiker sozusagen. Was für Gerichte sind bei einer veganen Ernährung die Klassiker?
Da würde ich jetzt einfach mal behaupten Falafel und Chili sin carne!
Gibt es etwas das dir fehlt?
Anfangs war ich wirklich etwas skeptisch, ob mir nicht mal etwas bei der veganen Ernährung fehlen würde. Aber nach 1 1/4 Jahren als Veganerin kann ich ganz stolz sagen, dass mir rein gar nichts fehlt, weil es wirklich zu fast jedem Lebensmittel die vegane Alternative gibt.
Wie zufrieden bist du mit der veganen Diät und würdest du sie weiterempfehlen?
Ich habe mit der Ernährungsumstellung vom Allesesser zum Veganer damals die beste Entscheidung meines Lebens getroffen. Mir geht es seit ich mich vegan ernähre besser denn je. Ich fühle mich fitter und bin glücklicher, bin nicht mehr so träge und müde sondern voller Energie, und vor allem hat mir die rein pflanzliche Ernährung meine Gesundheit fast vollständig zurückgebracht. Das Einzige was ich wohl mein Leben lang nicht mehr losbekommen werde, ist meine chronische Schilddrüsenunterfunktion. Aber solange die Werte mit entsprechender Medikamentierung im Normalbereich bleiben, mache ich mir da keine Sorgen.
JA, ich würde die vegane Diät weiterempfehlen. Ich würde allgemein die gesunde vegane Ernährung weiterempfehlen. Vor allem den Menschen, die auch mit Übergewicht, zu hohen Cholesterin-Werten, Hautproblemen, Verdauungsproblemen oder sogar Depressionen zu kämpfen haben.
Bilder: Titelbild: Clker; Verschiedene Früchte: Heiko Stuckmann / pixelio.de; Paprika: Bernd Kasper / pixelio.de; Orangen: Erwin Lorenzen / pixelio.de; Birnen: Timo Klostermeier / pixelio.de