Kambodscha liegt in Südostasien umgeben von Thailand, Laos und Vietnam, ist etwa halb so groß wie Deutschland, hat etwa 14 Millionen Einwohner (wovon übrigens die Hälfte unter 15 Jahre alt ist), und die Landesflagge ist die weltweit einzige, die ein Gebäude abbildet. Ansonsten ist das Land noch bekannt für seine Strände und Landschaft. Mehr über Kambodscha weiß aber Don Kong, der auf seinem Blog über sein Auswander-Abenteuer in Kambodscha berichtet und uns heute im Interview einige Einblicke in sein Leben dort gibt.
Wie ist es dazu gekommen dass du nach Kambodscha ausgewandert bist?
Ausgewandert bin ich ursprünglich nach Thailand, wo ich knapp neun Jahre lang gelebt habe, bevor ich nach Kambodscha kam. Alles begann am letzten Tag eines dreiwöchigen Thailand Urlaubs, an dem ich mich entschied, einfach dazubleiben. Damit erfülle ich mir kurz entschlossen nicht nur meinen lang gehegten Traum in einem tropischen Land zu leben, sondern sah auch die Möglichkeiten, die sich mir in dieser Ecke der Welt boten. Irgendwann lernte ich dann meine Frau kennen, wir gründeten eine Familie und lebten jahrelang glücklich und zufrieden auf einer traumhaften tropischen Insel.
Leider begannen die Dinge um uns herum sich immer zum Nachteil zu verändern. Unser einst so idyllischer Standort wurde von Jahr zu Jahr mehr vom Tourismus erschlossen, worauf sich die Preise für Mieten und Lebenshaltungskosten rasant erhöhten. Zusätzlich verschärften sich in Thailand die Visa-Vorschriften, welche einem dauerhaft im Land lebenden Ausländer immer neue Bürden auferlegten. All das trug dann dazu bei, das wir uns entschieden Thailand zu verlassen, um in dem uns damals unbekannten Nachbarland Kambodscha erneut unser Glück zu versuchen.
Wie hast du das mit der Sprache gemeistert?
Die Landessprache heißt Khmer und ist für einen westlichen Ausländer nicht leicht zu erlernen. Ich habe mich persönlich nie darum bemüht, weil es nicht zwingend erforderlich ist, dass man Khmer spricht, wenn man hier lebt. Man kommt auch mit Englisch gut zurecht. Es gibt an jeder Ecke Englisch-Sprachschulen die allabendlich sehr gut besucht sind. Das führt dazu, das mehr und mehr Kambodschaner auch Englisch sprechen.
Wie sind die Kambodschaner Ausländern gegenüber?
Kambodschaner sind Ausländern gegenüber im Allgemeinen gastfreundlich und aufgeschlossen. Besonders freuen sich die Leute aus den unteren sozialen Schichten über den Kontakt zu Ausländern, sei es nicht zuletzt darum, weil sie sich dadurch einen kleinen Vorteil versprechen. Mit Personen aus höheren Kreisen kommt ein Ausländer in der Regel nicht in Kontakt.
Wie ist das Essen dort im Vergleich zu Deutschland?
Zunächst einmal finde ich es abwechslungsreicher als in Deutschland. Auf der einen Seite die Khmer-Küche, die stark von indischen und chinesischen Einflüssen geprägt ist, und auf der anderen Seite ein breites Angebot an guter internationaler Küche. Neben den typischen Märkten, wo frische Lebensmittel verkauft werden, findet man in den Städten auch ganz normale Supermärkte mit Produkten, wie man sie aus Deutschland kennt. Wer nicht möchte, muss hier in Kambodscha keinesfalls auf Kartoffeln, deutsches Brot, Aufschnitt oder Käse verzichten.
Wie schnell hast du Aufenthaltserlaubnis und Arbeit bekommen?
Wir sind damals gleich bei der Einreise auf dem Flughafen von Phnom Penh von einem Beamten der Einwanderungspolizei gefragt worden, ob wir beabsichtigen in Kambodscha zu bleiben. Er bot uns an, bei der Beantragung eines Jahresvisums behilflich zu sein. Wir nahmen sein Angebot an und nach 3 Tagen Wartezeit bekamen wir unsere Pässe mit den nagelneuen Visa wieder.
Ich bin nicht nach Kambodscha gekommen, um nach einem Job zu suchen. Schon in Thailand hatte ich mir in jahrelanger Arbeit ein Standbein im Internet aufgebaut, welches mich von einem festen Beschäftigungsverhältnis unabhängig machte. Erst nachdem wir schon etwa eineinhalb Jahre dort waren, wurde mir ganz unverhofft eine zusätzliche Tätigkeit angeboten. Weil mich die Sache damals interessierte, sagte ich zu und baute für einen deutschen Unternehmer aus Thailand eine Fertigung für Modeschmuck in Kambodscha auf. Diese leitete ich dann etwa viereinhalb Jahre lang, bis die Produktion aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden musste. Seit dem habe ich mich wieder ganz meiner Tätigkeit im Internet gewidmet.
Was ist in Kambodscha besser als in Deutschland und was schlechter?
Das hängt ganz von den Vorstellungen und Ansprüchen des Betrachters ab. Persönlich schätze ich in Kambodscha das warme Klima und das entspannte Leben, welches man überall in Südostasien antrifft. Auch die im Vergleich zu Deutschland günstigeren Mieten und Lebenshaltungskosten sind ein Vorteil. Dafür muss man hier auf eine adäquate medizinische Versorgung verzichten. Sollte man einmal ernstlich krank werden, bleibt nur der Weg in die Nachbarländer Thailand oder Vietnam, wo in vielen Bereichen ein mit Deutschland vergleichbarer Standard geboten wird.
Wie bewegst du dich dort fort?
Innerhalb der Stadt bewege ich mich wie neunzig Prozent der Bevölkerung hier fort, nämlich mit einem Motorrad. Das mache ich so schon seit dem ich in Südostasien lebe. Obwohl ich mir damals in Deutschland ein Leben ohne Auto nicht hätte vorstellen können, habe ich hier nie wieder das Bedürfnis verspürt, mir eins zu kaufen. Für längere Fahrten, zum Beispiel in die Hauptstadt Phnom Penh, miete ich mir ein Taxi, welches für die etwa 230 Kilometer nur 50 Dollar kostet.
Viele gehen ja zum Urlaub nach Kambodscha. Wo machst du jetzt Urlaub?
Seitdem ich Deutschland verlassen habe, mache ich keinen Urlaub mehr. Ich lebe hier in Kambodscha in der Stadt Sihanoukville direkt am Meer. Wir haben 5 Strände, die ich alle in wenigen Minuten mit dem Motorrad erreichen kann. Vor der Küste liegen etliche tropische Inseln mit Traumstränden und türkisfarbenem Meer. Ich verlasse Sihanoukville nur für gelegentliche Einkaufstouren mit dem Taxi nach Phnom Penh oder mit dem Flugzeug nach Bangkok in Thailand.
Wenn du heute auf alles zurück blickst, bist du glücklich mit deiner Entscheidung auszuwandern?
Ja, ganz ohne Zweifel. Die Entscheidung auszuwandern war richtig gewesen, ich habe sie bisher nie bereut.
Welche Tipps kannst du jemanden geben der ebenfalls auswandern will?
Auf jeden Fall den Tipp, nicht so auszuwandern, wie ich es damals getan habe. Aus heutiger Sicht würde ich empfehlen das Land in das man auswandern will erst einmal zu bereisen, um alles kennenzulernen. Auch ein gewisses finanzielles Polster sollte vorhanden sein, speziell, wenn man in ein armes Land wie Kambodscha auswandern will, wo ein Ausländer so gut wie keine Möglichkeiten hat, einen gut bezahlten Job zu bekommen. Wenn dann noch die notwendige Risikobereitschaft vorhanden ist, kann man den Schritt des Auswanderns durchaus riskieren.
Bilder: Titelbild: Clker; Sonnenaufgang: Marcus Mau / pixelio.de; Krokodil: Marcus Mau / pixelio.de; See: Dirk Winkler / pixelio.de