Während wir Erwachsenen uns mit Morgenroutinen, Terminplanern und Alltagsstress beschäftigen, vergessen wir manchmal, dass auch die Jüngeren schon ihren ganz eigenen Alltag, ihre ganz eigenen Termine und Verantwortungen und somit auch ihren ganz eigenen Stress haben. Gerade für Kinder kann es besonders schwer sein, den Überblick über Gegenstände, Termine und anderes zu behalten. In den Augen vieler Erwachsener steht dann da einfach ein chaotisches Kind. In Wirklichkeit jedoch bedarf es meist nur ein wenig Hilfestellung am Anfang, um auch das unorganisierteste Chaos in den Griff zu bekommen. Damit Ihr Kind jedoch schon möglichst früh die besten Tipps mit auf den Weg bekommt, wie der Alltagsstress gar nicht erst aufkommt, gibt Gabriele hier einige Ratschläge, wie Sie als Eltern Ihr Kind bei den täglichen Herausforderungen des Lebens unterstützen können.
Welche Tipps hast du für Ordnung und Struktur im Alltag?
Wer mit klaren Regeln und Routinen aufwächst, der mag zwar gegen diese rebellieren, es ist jedoch ebenso klar, dass Kinder Regeln brauchen, um darauf vorbereitet zu werden, in einer Gesellschaft eigenständig leben zu können. Und nicht nur die Regeln hier sind wichtig. Vielmehr geht es nämlich um Angewohnheiten. Und zwar um solche Angewohnheiten, die den Tag einfacher machen, ohne sich nach einer lästigen Pflicht anzufühlen.
Die Rede ist konkret davon, Routinen aufzubauen. Denn diese gehen nämlich, einmal eine Weile lang geübt, ganz einfach in den Alltag des Kindes (und auch des Erwachsenen) über und können so den Alltag enorm vereinfachen, ent-chaotisieren und das Leben produktiver machen, ohne dass der Betreffende es überhaupt so richtig merkt. Die Macht der Gewohnheit macht’s möglich.
Hast Du da konkrete Beispiele?
Trainieren Sie einfach mit Ihrem Kind, direkt nach dem Abendbrot die Schultasche zu packen. Oder morgens schon vor dem Frühstück den Hamster zu füttern. Kleine Angewohnheiten und feste Zeitpunkte, wie diese, helfen dabei, dass Pflichten nicht mehr vergessen werden, da sie ein fester Bestandteil des Tages sind.
Gibt es noch weitere Tricks?
Neben festen Zeiten und Ritualen gibt es natürlich noch eine ganze Reihe weiterer Tricks und Hilfestellungen, um Ihrem Kind beizubringen, Ordnung zu halten. Farbsysteme eignen sich hierfür beispielsweise hervorragend: Mathe ist blau, Deutsch rot und Englisch gelb. Und schon fällt es ganz leicht, die Tasche im Nu zu packen und kein Buch mehr zu vergessen.
Ähnlich sieht es mit einem System im Schrank aus: Socken gehören unten an den Körper, also sind sie auch unten im Schrank. Die Mütze sitzt ganz oben, also kommt sie dort auch in den Schrank.
Wer dann jedoch trotzdem einen Schützling hat, der gern Dinge verliert, der kann sich mit Namensetiketten die Schule vereinfachen: Einfach alle Gegenstände und Kleidungsstücke des Kindes etikettierenund schon geht nichts mehr so einfach verloren. Das Beste daran: Mit den Namensetiketten in der Schule kann das Kind seine Sachen auch selbst wiederfinden und so selbst die Verantwortung übernehmen, dass diese wieder nach Hause kommen. Und oft hilft genau das schon dabei, dass die Stücke nun gar nicht mehr verloren werden.
Was von diesen einzelnen kleinen Tricks sinnvoll ist, hängt natürlich ganz von den Eltern selbst und dem Kind ab – jeder hat ja seine Eigenheiten und daran sollte man sich orientieren. Es gilt die einfache Grundfrage: wie kann ich das Leben angenehmer, simpler und einfacher für uns gestalten?
Wie motiviert man ein Kind zu so etwas?
Wer seinem Kind Ordnung und Regeln wirklich langfristig beibringen möchte, der sollte eines nicht aus den Augen verlieren: Mit Spaß lernt es sich leichter! Denn wer ein Spiel daraus macht, Neues zu lernen, der entfacht Wissensdrang und Ehrgeiz, während eine strikte Regel ohne Erklärung oft eher Trotz und Furcht hervorrufen kann. Wie schon Mary Poppins sagte: Mit einem Löffelchen voll Zucker bittre Medizin versüßt… Und so verhält es sich eben auch mit der Ordnung: Versuchen Sie doch mal einen Wettkampf mit Ihrem Sprößling: Wenn das Zimmer aufgeräumt ist, bevor Sie mit dem Abwasch fertig sind, darf das Fernsehprogramm vom Kind bestimmt werden, wenn Sie zuerst fertig sind, haben Sie die Macht der Fernbedienung.
Ab wann werden Ordnung und Struktur zu viel des Guten?
Die Regeln, Routinen und kleinen Tricks sollen den Alltag ja vereinfachen. Sie sparen Zeit, Aufwand und Mühe und schaffen damit unterm‘ Strich sogar noch mehr Freiheiten und Spielraum – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie geben dem Kind also noch mehr Freiraum, Kind zu sein – zu spielen, zu entdecken und sich zu entfalten. Wenn sie sich dagegen als Einschränkung herausstellen, sollten sie lieber wieder aufgegeben werden. Flexibilität ist und bleibt an dieser Stelle Trumpf.
Titelbild: Clker