71 Millionen Fahrräder gibt es in Deutschland, auf die Haushalte gerechnet macht das 2,4 Drahtesel pro Haushalt. Um aus der Masse herauszuchstechen gibt es wenig überraschend auch bei Fahrrädern Eigenbau-Modelle und auch man selbst kann sein eigenes Rad mit zahlreichen Gadgets aus dem Laden aufrüsten. Heute stelle ich Reiner, der in einem Fahrradladen arbeitet, ein paar Fragen zu Gadgets für das Fahrrad wie Fahrradcomputer, Beleuchtung und Co.
Wie baut man Fahrradcomputer ein, ist das kompliziert?
Das geht in der Regel ganz einfach, sowohl für GPS als auch für am Rad messende Modelle. Es hängt natürlich immer von Modell ab und auch davon wie gut das in der Bedienungsanleitung beschrieben ist. Meistens ist das aber eine Sache von wenigen Minuten. Man baut einen Sender an eine Speiche und einen Empfänger an eine unbewegliche Stelle, etwa die Gabel. Dazu gibt es dann meistens Clips und Vorrichtungen die die Technik festhalten. Bei günstigeren Modellen finden Kabelbinder viel Einsatz. Wenn Sender und Empfänger angebracht sind, muss man den kleinen Bildschirm, den man wie eine Klingel am Lenker befestigt, mit dem Empfänger verbinden und dann noch Daten wie Typ des Fahrrads und ganz wichtig die Zollgröße der Räder eingeben, denn nur so kann die Geschwindigkeit ermittelt werden. Wenn man die Größe nicht weiß, dann steht das unter Umständen am Rahmen, in der Bedienungsanleitung oder am Reifen. Ansonsten kann man auch selbst nachmessen, denn ein Zoll sind 2,5 Zentimeter. Wenn der Fahrradcomputer nicht nach der Zollgröße fragt, dann sind meist auch die Messwerte schwammig.
Bei den GPS Modellen ist das Ganze natürlich nochmal um ein vieles einfacher, da hier meistens keine Vorrichtungen am Rad angebracht werden müssen. Der Funkkontakt zum Satelliten genügt.
Was können Fahrradcomputer alles?
Fahrradcomputer sind vor allem für Zahlenwerte gedacht. Das heißt aktuelle Geschwindigkeit, Durchschnittstempo, insgesamt zurückgelegte Strecke, gebrauchte Zeit, Stoppuhr und meist lassen sich dann noch Touren einstellen wo diese Parameter nur für den aktuellen Trip angezeigt werden. Fahrradcomputer sind letztlich nur kleine Spielereien, die ein paar statistische Werte herausgeben. Hochwertige Geräte können dann durch GPS genauere Daten und auch Werte wie Höhenmeter herausgeben. Viele Fahrradcomputer kann man dann auch noch an den PC schließen und sich die Daten noch einmal anschauen.
Wenn man etwas mehr investieren will kann man sich auch Fahrradnavis kaufen, die all diese Informationen beherbergen und zusätzlich noch navigieren können.
Mit welchem preislichen Rahmen muss man da rechnen?
Günstige Modelle bekommt man ab 10 Euro aufwärts. Je höher der Preis, desto präziser werden die Geräte und sie haben mehr Funktionen. In der hohen Preisklasse finden sich die GPS-Geräte, die dann in ihrer Genauigkeit und Funktionalität meist besser sind als die günstigeren Modelle. Oftmals muss es aber gar kein hochpreisiges Gerät sein, denn ob eine Angabe nun auf 0,9 oder 0,5 Km/h genau ist, spielt für die meisten Radfahrer keine Rolle. Wichtig ist vor allem, dass das Gerät und Anbauten am Rad robust und wasserdicht sind, denn sonst darf man sich schnell wieder ein neues kaufen.
Was taugt das Smartphone als Alternative?
Mittlerweile sehr viel. Ich rate vieler meiner Kunden, sich einen Smartphone-Halter zuzulegen und das restliche Geld in Fahrrad-Apps für das Smartphone auszugeben. Denn Smartphones bieten durch GPS alle Informationen eines Fahrradcomputers und haben darüber hinaus noch extra fürs Fahrrad designte Apps wie Tachos oder Navis und können dann auch noch all die anderen Dinge wie Musik während der Fahrt abspielen. Und dabei sind sie meistens einfacher zu bedienen und haben eine ansehnlichere Benutzeroberfläche als die meisten Fahrradcomputer. Das einzige Problem ist, dass das Gerät eine wirklich gute Hülle braucht, um gegen Wind und Wetter sowie Stürze oder Herunterfallen abgesichert zu sein. Und wenn ein Smartphone futsch ist, dann geht das deutlich mehr ins Geld als bei einem Fahrradcomputer.
Kann man sich auch Kameras ans Fahrrad schrauben?
Ja, es gibt ja unzählige kleine Kameras, die auch in RC-Spielzeugen Platz finden, da stellt ein Fahrrad kein Problem dar. Man kann etwa Schlüsselanhängerkameras nehmen, Actioncams wie die GoPro oder auch extra fürs Rad designte Kameras die man sich dann beispielsweise um den Lenker schnallen kann.Viele davon bieten dann sogar eine Live-Übertragung an eine App und HD-Qualität sowie Verwacklungsfilter sind meistens sowieso dabei.
Kannst du uns sonst noch ein paar coole Gadgets aufzählen die sonst eher ungewöhnlich sind?
Es gibt beispielsweise LED-Ventilkappendeckel, die die Katzenaugen oder die weißen Streifen am Reifen ersetzen um das Fahrrad bei Dunkelheit besser sichtbar zu machen. Wenn man mit diesen Ventilkappen einigermaßen schnell fährt, hat man einen leuchtenden Ring in den Rädern, was ziemlich cool aussieht.
Etwas ähnliches sind Beleuchtungen für die Speichen, die bei der Fahrt Bilder oder Texte anzeigen können, die man selbst gestalten und ändern kann. Hierbei muss man aber ziemlich strampeln um ein gutes Bild zu erhalten.
Wer will kann sich auch eine Art Auspuff anbauen, der dann einen Motorsound von sich gibt, oder sich gleich Lautsprecher aufrüsten, die dann Musik spielen können.
Wo bekommt man diese Gadgets überall her?
Natürlich im gut sortierten Fahrradladen . Ansonsten natürlich auch in zahlreichen Onlineshops, aber bei den potenziell teureren Anschaffungen wie etwa dem Fahrradcomputer sollte man sich vorher schlau machen oder gut beraten lassen, denn da kann man eine Menge Geld sparen. Das Internet hilft da auch mit zahlreichen Reviews und Vergleichstest sehr weiter.
Bilder: Clker; Klingel: Frau.K / pixelio.de; Mountainbikes: Florian Schmilinsky / pixelio.de