Die Deutschen mögen ihren Garten, was die über eine halbe Millionen Schrebergärten alleine in den Großstädten hierzulande beweisen. Ob man den Garten dann nur zum entspannen hat, für die Blumen oder als Nutzgarten für Gemüseanbau und Co. ist dabei völlig unterschiedlich. Meine heutige Interviewpartnerin Sandra beschäftigt sich vor allem mit dem Anpflanzen und Ernten im heimischen Garten. Auf ihrem Blog und im Interview erzählt sie uns mehr und verrät uns ein paar Tipps und Tricks.
Wie unterscheidet sich die Arbeit die man im Garten hat je nachdem ob man Blumen oder Nutzpflanzen anbauen will?
Die grundlegende Gartenarbeit ist bei Blumen und Nutzpflanzen sehr ähnlich: Aussäen, Gießen, Erde lockern, verblühte Pflanzenteile entfernen, Düngen, … Allerdings sind zahlreiche Blühpflanzen mehrjährig. das heißt man muss sie nicht jedes Jahr neu anpflanzen, dafür erfolgt aber 1-2-mal pro Jahr ein Beschnitt der Pflanze. Bei Nutzpflanzen, die vor allem mein Steckenpferd sind, beginnt die Gartensaison jedes Jahr von Neuem – mit einigen Ausnahmen, wie beispielsweise Spargel, mehrjährige Kräuter oder Obststräucher.
Was kann man auf dem Balkon alles anbauen?
Erstaunlicherweise ziemlich viel. Für einen Naschgarten auf Balkonien kann man Tomaten, Paprika, Peperoni, Gurken, Aubergine, Kräuter, Salat, Erdbeeren und vieles mehr anpflanzen. Ich habe auch noch einen Säulenobstbaum – eine Nashi-Birne – und einen Zitronenbaum auf dem Balkon stehen. Alles wächst und gedeiht mit ein bisschen Pflegeaufwand prima!
Kresse ist ja ziemlich anspruchslos an den Boden. Könnte man auch seine Zimmerwand damit bepflanzen?
Im Grunde ja, denn man benötigt für Kresse nicht mal Erde als Substrat. Kresse wächst auch prima auf Küchenpapier, Watte oder unbehandeltem Karton. Du bräuchtest dann nur eine Konstruktion, damit du deine Zimmerwand mit Kresse bepflanzen kannst. Ich habe ein kurzes Video erstellt „Kresse in 30 Sekunden“ – darin kannst du sehen, wie einfach es ist, Kresse zu ziehen:
Was gibt es zu den jeweiligen Jahreszeiten hauptsächlich zutun im Garten?
Im Nutzgarten beginnt die Saison im Mai nach den Eisheiligen. Vorher – ab Februar – kann man bereits im Haus die ersten Anzuchten vorziehen. Erst ab Mai kommen dann die meisten Pflanzen ins Freiland. Dann geht es los mit Aussäen und Pflanzen, regelmäßig muss Unkraut entfernt und die Erde gelockert werden. Im Sommer heißt es Wasser schleppen, um die Pflanzen feucht zu halten und schließlich kann geerntet werden. Die Ernte erfolgt abhängig von den Sorten bis in den November hinein. Im Winter ist wenig zu tun im Gemüsegarten, außer es wurde Wintergemüse angebaut.
Wie kann man seine geernteten Sachen für den Winter lagern? Lässt sich alles einfrieren?
Viele Gemüsesorten lassen sich gut einfrieren. Die meisten Sorten werden vorher gewaschen, kleingeschnitten und blanchiert. Man kann Gemüse über den Winter aber auch im Keller oder einer kalten, frostfreien Garage lagern oder in Sand legen. Das eignet sich vor allem bei Wurzelgemüse sehr gut. Weitere Möglichkeiten sind das Dörren und das Einlegen von Gemüse.
Muss man jedes Mal neu aussähen oder kann man auch die Pflanzen stehen lassen und im nächsten Jahr einfach wieder abernten?
Die meisten Gemüsesorten sind einjährig. Sie wachsen nur eine Saison lang und gehen dann ein. Mehrjährige Gemüsesorten sind zum Beispiel Rhabarber, Rauke und Mangold.
Welche Pflanze ist am effizientesten wenn man Arbeitsaufwand und Ernte anschaut?
Kartoffeln sind sehr ertragreich. Die kann man übrigens auch im Kübel auf dem Balkon wachsen lassen! Ich persönlich finde Andenbeeren auch sehr effizient, da ein Strauch hunderte Früchte trägt und man sie nach der Ernte relativ lange aufbewahren kann. Dann fallen mir noch Bohnen, Spinat und Mangold ein, die auf wenig Platz relativ große Erntemengen bringen.
Kann man Pilze auch anbauen oder muss man da einfach Glück haben dass sie wachsen?
Pilze kann man auch im Haus anbauen. Es gibt dafür spezielle Zuchtsets. Aber Pilze sind sehr empfindlich und sie brauchen extrem hygienische Bedingungen und exakte Temperaturen. Die Pilzzucht ist wirklich eine Wissenschaft für sich, die sich meiner Meinung nach aber sehr lohnt. Ich selber habe damit aber bisher auch nur erste Erfahrungen mit Shitake, Champignons und Austernpilzen.
Welche Tipps kannst du uns geben für eine erfolgreiche Ernte im Garten?
Auf jeden Fall: Geduld und viel Spaß bei der Gartenarbeit. Es ist ein langer Weg bis hin zur ersten Ernte und wer keinen Spaß daran hat, Unkraut zu zupfen oder in der Erde zu wühlen, dem wird es zu langwierig sein, Gemüse anzubauen. Gartenarbeit ist für mich immer Erholung vom Alltag und ich liebe es zuzusehen, wie die kleinen Pflanzen wachsen und sich schließlich leckere Früchte daran bilden.
Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Sandra Geeck / http://grüneliebe.de