Wandern ist eine der beliebtesten Sportaktivitäten der Deutschen. Rund 30 Prozent sind mehrmals im Monat zu Fuß in der Natur unterwegs. Insgesamt unternehmen alle Deutsche zusammen rund 378 Millionen Wanderungen im Jahr, genug um die Erde mehrere Tausend mal zu umrunden. Mein heutiger Interviewpartner Thomas ist auch gerne in der Natur zugange, egal ob zu Fuß, auf Skiern oder auf anderen Wegen. Auf seinem Blog schreibt er über seine Erlebnisse und erzählt uns heute im Interview mehr über sein Hobby.
Wie bist du zum Wandern, Skifahren und alldem gekommen?
Wandern und Skifahren wurde mir praktisch bereits in die Wiege gelegt: Mein Vater hat mich und meine Geschwister bereits als Kinder mit in die Berge und auf die Piste genommen. Selber „reisefähig“ ging es dank eines „Schubsers“ von meinem großen Bruder auf die erste großen Reisen in Richtung Australien zum Backpacking, per Interrail durch Europa, zum Wandern nach Neuseeland oder Tauchen in Bali. In den letzten Jahren waren wir mit unserer zwei Jungs viel in Frankreich, Österreich und der Schweiz unterwegs und haben eher nähere Ziele im Visier.
Sind Klettern oder Skifahren Dinge die man einfach lernen kann?
Wandern hat wohl die geringsten Einstiegshürden: Neben vernünftigen Trekking- oder Wanderschuhen benötigt man eigentlich nur noch eine Idee wohin
Der Einstieg ins Klettern kann man recht einfach gestalten: Entweder man geht einfach mal in eine Boulderhalle wie zum Beispiel das Café Kraft in Nürnberg oder nimmt an einem Kletterkurs teil. Beim Bouldern klettert man einfache Routen ohne Seil in Absprunghöhe. Wenn man fällt, fällt man auf dicke Matten wie im Sportunterricht. Die Schwierigkeit lässt sich durch die Wahl der farblich markierten Routen einfach steuern. Mit Seil und Sicherung klettern lernt man am besten in einem Kurs beim örtlichen Alpenverein. Wer vom Bergwandern kommt und den Schritt in steilere Wände machen will, ist auch in einem Klettersteig-Kurs gut aufgehoben.
Skifahren ist da schon eine andere Geschichte und für Erwachsene erheblich schwieriger: Beim Skifahren nimmt man am besten professionelle Hilfe in Anspruch und macht einen Kurs in den Bergen. Hier bringen bei Erwachsenen drei bis vier Tage Kurs meist schon einen guten Einstieg, Kinder ab circa fünf Jahre tun sich leichter. Alles was danach noch wichtig ist, ist viel Übung und viel Geduld. Wer sich „zu alt“ fühlt um das Ski fahren zu lernen, findet vielleicht am Schneeschuh wandern seinen Spaß.

Welche Jahreszeit ist dir persönlich am liebsten?
Meine liebste Jahreszeit ist der Winter. Ich bin einfach ein Wintermensch: Ski fahren, Schneeschuh laufen, Skitouren gehen oder mit den Kindern Schlitten fahren. Die Berge haben im Winter einfach einen eigenen Flair: Die schneebedeckten, weißen Berge, die Reflektion der Sonne auf dem Schnee, der Kontrast zum klaren blauen Himmels, die frische Winterluft… das alles fasziniert mich und zieht mich in die Berge.

Für Ausrüstung, Verpflegung etc.: Wie teuer ist ein Tag wandern?
Ein Tag Wandern kann gar nichts kosten, wenn man daheim losläuft und seine Brotzeit und Getränk aus dem heimischen Kühlschrank nimmt. Für einen Tag auf dem Fernwanderweg E5 muss man dann mit Übernachtung auf der Hütte, Abendessen und Frühstück schon mit rund 80-100€ pro Tag rechnen.
Die Ausrüstung für eine längere Wanderung umfasst mindestens einen vernünftigen Trekking- oder Wanderschuh (ab rund 100€), eine Wanderrucksack (ca. 30l, ab 60€), eine Wasserflasche (zum Anfang auch eine normale PET-Flasche aus dem Supermarkt). Als Hose tut’s zum Ausprobieren auch die normale Jeans, als Oberteil auch normales T-Shirt und Softshell-Jacke. Am Anfang wird man eh eher nur bei gutem Wetter starten und Touren eher im Flachland ansiedeln. Später sollte man in vernünftige Funktionskleidung und in eine Regenjacke investieren. Je höher die Tour, desto fester sollte dann auch der Schuh sein. Ein vernünftiger steigeisenfester Tourenschuh kostet dann ab rund 300€.
Welche Orte in Deutschland sollte man auf jeden Fall mal besuchen?
Da fallen mir einige ein: Für Familien würde ich zum Einstieg die Höllentalklamm bei Garmisch-Partenkirchen empfehlen. Wanderer, die gerade anfangen finden rund um Tegernseer und Schliersee wunderbare Wanderungen und Almen. Für Bergwanderer mit mehr Ambitionen bieten sich im Allgäu rund um Oberstdorf lohnende Ziele wie zum Beispiel der Heilbronner Höhenweg als Gratwanderung von der Rappenseehütte zur Kemptener Hütte.

Sind die meisten dieser Passagen gut zu schaffen oder muss man da über Kletterkünste verfügen?
Die genannten Orte sind gut auch ohne Kletterkünste und spezielle Ausrüstung zu schaffen. Das wichtigste beim Wandern und Klettern ist, sich Ziele herauszusuchen, die fordern aber nicht überfordern. Wer zuerst mal Erfahrung sammeln will, ist bei den geführten Touren des Alpenvereins gut aufgehoben.
Wo in Deutschland gibt es unberührte Natur, also keine Wanderwege, Schilder oder ähnliches?
Die Naturparks wie im bayerischen Wald oder das Karwendel sind ein guter Start für alle, die weg von der Zivilisation wollen.
Wanderwege werden mittlerweile allerdings immer tiefer ausgeschildert und immer mehr Touren abseits in Zeitschriften oder im Internet beschrieben. So richtig alleine ist man auf den bekannten Pfaden die erste Stunde also nur unter der Woche… Wer in den Bergen abseits der ausgetretenen Pfade unterwegs sein will, findet zum Beispiel im Buch „Vergessene Pfade“ vom Joachim Burghardt abwechslungsreiche Touren. Orientierungsvermögen und alpine Erfahrung ist dann aber definitiv vonnöten.
Unberührte Natur lässt sich aber auch daheim entdecken. Einfach mal raus in den Wald nebenan und querfeldein laufen!

Wo willst du unbedingt noch hin?
An Reisen stehen solange die Kinder noch relativ klein sind eher Ziele in den Alpen, in der Schweiz und im Sommer Korsika mit seiner idealen Mischung aus Bergen und Meer an. Irgendwann möchte ich aber auch mal nach Südamerika in Richtung Feuerland und auch noch einmal nach Neuseeland zum Wandern.
Was macht dir Freude an alldem?
Die Freude am Wandern, Bergsteiger und Klettern liegt für mich vor Allem in der Selbsterfahrung, was man eigentlich alles zu Fuß oder auf dem Mountainbike schaffen kann, wie weit man kommt, ohne dafür Auto, Bahn oder Flugzeug benutzen zu müssen. Das ganze dann garniert mit Ausblicken, die den menschlichen Geist komplett überfordern. Das gibt mir innere Ruhe und immer wieder Kraft für die nächste Woche im Büro.
Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Thomas Harrer/ www.thomas-harrer.de
Toller Beitrag! Mir ergeht es ähnlich, auch ich suche oft Ruhe abseits der Wege. Mein optimaler Ruheplatz ist ein (Naturschutz)Gebiet, welches früher zumTonabbau benutzt wurde. Heute ist es ein verwachsenes, hügeliges, sumpfiges Gebiet. Und da findest du Dinge… einen alten Arbeitsschuh, Rehknochen und alte Maschinenteile.