Mit 11,4 Millionen Hektar sind rund 32 Prozent Deutschlands vom Wald bedeckt. Es gibt hierzulande rund 90 Milliarden Bäume, Spitzenreiter ist dabei die Buche mit etwa 14 Milliarden Stück. Dazu gesellen sich knapp 800 nennenswerte Berge und Gebirgszüge. Perfekte Voraussetzungen also für eine Wandertour, oder? Das findet auch meine heutige Interviewpartnerin Ute, die auf ihrem Blog über Berg- und Wandertouren für und mit Kindern schreibt. Im Interview erzählt sie uns mehr über Wandertouren und wie sie auch Kindern Spaß machen.
Wie bist du zu den Bergtouren generell gekommen?
Ich stamme aus Thüringen, wo viele Menschen gern Wandern. So auch mein Vater. Also bin ich schon als Kind viel zu Fuß unterwegs gewesen, in den Kernbergen rund um Jena, in der Hohen Tatra und im Riesengebirge und Böhmerwald. Irgendwann, als ich größer wurde, habe ich die Lust daran verloren. Aber als ich nach München zog, hat mich die Berglust wieder gepackt und ich bin Mitglied im Alpenverein geworden. Die Alpen wurden bald der Ort, wo ich meine Freizeit am liebsten verbracht habe, zu Fuß, auf Ski oder auf dem Mountainbike.
Was ändert sich an den Bergtouren wenn man Kinder hat?
Sehr vieles, vor allem dann, wenn die Kinder zu groß für die Kraxe sind. Solange sie getragen werden können, ist man bei der Tourenwahl noch weitgehend frei. Das ändert sich, wenn die Kids selber laufen. Das wichtigste ist dann, den sportlichen Ehrgeiz daheim zu lassen. Denn mit kleinen Kindern muss man es gemütlich angehen. Am Anfang stehen vielleicht eher Spaziergänge. Von Bergtouren kann man dann noch gar nicht reden. Oder man beginnt spielerischer, indem man mehr kraxelt als läuft. Man sollte nicht zu zielorientiert an Touren mit Kindern herangehen. Viel wichtiger ist es, dass der Weg spannend ist und Abwechslung bietet.
Was kann man mit den Kindern dann alles machen und was lieber nicht?
Das ist altersabhängig. Im Vorschulalter bleibt es bei kurzen, spannenden, aber einfachen Routen bis maximal 400 Höhenmeter. Das ist natürlich nur ein Richtwert, den auch der Alpenverein so nennt. Manche Kinder laufen aber gern, andere gar nicht. Ab acht Jahren kann man auch mal einen Klettersteig ausprobieren, der kindertauglich ist, sprich das Seil sollte nicht zu hoch hängen. Kinder klettern sowieso oft lieber, als dass sie laufen. Also warum nicht auch einen Familienkletterkurs ausprobieren? Sicherheit ist natürlich das oberste Gebot und von Hochtouren und einsamen Touren in abgelegenen Gebieten ist abzuraten. Ein No Go sind für mich auch Klettersteigtouren oder Skitouren mit Kindern in der Rückentrage – das soll’s ja geben.
Wie verändert sich das wenn die Kinder dann älter werden?
Siehe oben. Ich selbst habe noch recht kleine Kinder (3 und 6) und habe dadurch keine persönliche Erfahrung mit größeren auf Tour. Aber ich habe schon mitbekommen, dass Kinder sehr schnell an Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit zulegen und ehe man es sich versieht, sind sie zu Leistungen fähig, die man ihnen nicht zugetraut hätte. Trotzdem sind es noch Kinder, für deren Sicherheit man Verantwortung trägt. Ich glaube, mir wird es nicht leicht fallen, die Balance zu finden zwischen meinem Sicherheitsdenken und dem Willen, die Kids auch mal laufen zu lassen, ihren Fähigkeiten zu vertrauen.
Was für zusätzliche Ausrüstung braucht man wenn man Kinder mitnimmt?
Auch das ist altersabhängig. Anfangs die Kindertrage/Kraxe und die üblichen Kleinkindutensilien, später vielleicht ein Sicherungsseil, wenn man doch einmal an ausgesetzere Stellen kommt. Die Kinder brauchen natürlich ebenso wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk und sie haben Spaß an Kindertaschenmessern, Becherlupen und ähnlichen Spielzeugen für unterwegs. Das Erste Hilfe Set ist Standard.
Was ist deine persönliche Lieblingstour oder dein Lieblingsziel?
Ich bin schrecklich gern in Südtirol unterwegs. Und auch, wenn es etwas teuer ist: Wolkenstein hat richtig Spaß gemacht. Dank vieler Seilbahnen kommt man auch mit kleinen Kindern in spannendes Gelände mit tollem Panorama und vielen schönen Almen. In heimischen Regionen mag ich den Samerberg im Chiemgau besonders mit so schönen Touren wie zu den Daffnerwaldalmen. Auch der Hohe Kranzberg bei Mittenwald ist lohnenswert.
Was haben die Kinder selbst von den Bergtouren?
Viel Bewegung im Freien, naturnahes Spiel, Zeit zum Experimentieren, und Zeit mit den Eltern.

Wo in Deutschland kann man solche Touren am besten machen?
Letztlich kann man doch überall wandern, ob im Wald, über die Wiesen, auf Burgen und Schlösser, im Mittelgebirge oder eben in den Alpen. Ich glaube, Kindern ist die tolle Aussicht von einem hohen Berg herzlich egal, solange der Weg Unterhaltung bietet. Der Weg ist das Ziel – in seiner reinsten Bedeutung.
Was macht dir Spaß an den Bergtouren?
Mir macht es Spaß, mit Kindern in der Natur selbst wieder zum Kind zu werden und die Dinge die am Wegrand liegen mit Kinderaugen zu sehen. Ich denke, das muss man auch drauf haben. Denn sonst erscheint so eine Kleinkindtour schnell reizlos.
Bilder: Titelbild: Clker; Bilder im Artikel: Ute/zwerg-am-berg.de