Fritzchen gibt in der Schule im Kunstunterricht ein leeres Blatt ab. Die Lehrerin fragt ihn was das denn sein soll. Da sagt Fritzchen: “Ich habe eine Kuh und eine Wiese gemalt. Dann hat die Kuh das Gras aufgegessen und ist weggelaufen”. So, das war ein kleiner Witz über das Zeichnen als Einleitung, der uns zum heutigen Interview über das Zeichnen von Witzen bringt. W. Schinski, der seine Cartoons auf kritzelkomplex.de veröffentlicht, hat mir heute ein paar Fragen über sein Hobby beantwortet.
Wie bist du dazu gekommen, Comics zu zeichnen?
Ganz klassisch (so wie es schon viele Comiczeichner zuvor durchlebt haben) konnte ich meine zeichnerischen Fähigkeiten während des Schulunterrichtes vertiefen. Insbesondere habe ich Lehrer und Mitschüler karikiert. So ganz konnte ich den Stift nie aus der Hand legen. Während der Ausbildung und auch später im Berufsleben konnte man mich nicht davon abhalten Blödsinn zu zeichnen. Ich habe dabei immer Unterstützung von Freunden und Kollegen bekommen bis hin zu der Aufforderung „Ey, mach da mal mehr draus!“.
Ja, warum auch nicht. Aus einer Schnapsidee entstand dann kritzelkomplex.de und seitdem kann ich den Stift erst recht nicht mehr aus der Hand legen und die Unterstützung nimmt gefühlt jeden Tag zu.
Wie kommst du auf deine Ideen?
Manchmal taucht eine Idee einfach so aus dem Nichts auf. Das ist selten. Es gibt aber auch witzige Situationen und Dialoge, die ich beobachte und später verändert oder unverändert zeichnerisch umsetze. Schwieriger ist es zu einem Stichwort oder vorgegebenem Thema spontan eine Idee zu zeichnen. Hierbei hilft beispielsweise Brainstorming in Verbindung mit starken Übertreibungen, Umkehrungen, Tabubrüchen etc.
Bei der zeichnerischen Umsetzung empfiehlt sich Kaffee, Bier oder guter Whisky als Hilfsmittel – Das könnte die Idee spontan verbessern. Zuviel davon führt allerdings zu einem verwirrenden Zeichenstil.
Konntest du schon immer gut zeichnen oder hast du das mit der Zeit erst gelernt?
Grundlagen zum Zeichnen konnte ich durch meinen Vater lernen. Und im Anschluss habe ich entweder in der Schule Blödsinn gekritzelt oder in meiner Freizeit Bücher über das Zeichen und Comiczeichnen gelesen. Später habe ich dann den Fernstudienlehrgang Karikatur und Comic erfolgreich abgeschlossen. Momentan absolviere ich mein Fernstudium in Grafik Design.
Um auf die Frage zurückzukommen: Ich habe es mit der Zeit gelernt, wobei ich gleichzeitig noch viel lernen muss. Manchmal bekomme ich die einfachsten Dinge nicht aufs Blatt gezeichnet.
Wie lange arbeitest du an so einem Comic?
Das ist sehr unterschiedlich und von vielen Faktoren abhängig. Im Zweifelsfall benötige ich schon ein paar Stunden von der Idee bis zur Fertigstellung. Die einfachen Wurm-Cartoons und die schwarz-weiß Comicstrips sind relativ schnell fertiggestellt. Aber es gibt auch hin und wieder aufwendigere Bilder. Einige wenige Comics haben so viele Stunden in Anspruch genommen, dass ich das jetzt gar nicht frei äußern möchte. Man würde mich für verrückt erklären. Aber es bleibt ja auch nicht aus, dass Bildaufteilung und Dialoge oft verändert werden, da man die Zeichnung insgesamt möglichst „auf den Punkt“ bringen möchte. Wenn man das schafft sieht die Zeichnung oft total einfach und übersichtlich aus. Schade nur, dass die Arbeit dahinter dann nicht mehr zu sehen ist. Es heißt ja „gutes Design ist einfaches Design“ – so ähnlich sollte bei einem Cartoon alles Unwichtige weggelassen werden. Das ist stellenweise gar nicht so einfach.
Passiert es manchmal dass du dir alte Comics von dir anschaust und dann denkst „Oh, hier ist ein Fehler“ oder „das hätte ich lieber anders gezeichnet“?
Das kommt oft vor. Einige der älteren Comics zeichne ich momentan neu oder überarbeite sie. Teilweise habe ich auch Ideen komplett rausgenommen, weil ich da nicht mehr drüber lachen kann. Es ändert sich ja nicht nur die zeichnerischen Fähigkeiten, sondern auch der Humor. Ich ärgere mich darüber, dass ich meine alten Comics nicht mehr gut finde. Aber auf der anderen Seite hätte ich mich nicht weiterentwickelt, wenn ich anders denken würde. Ich denke also auch manchmal „Wie konntest du nur so einen Scheiß veröffentlichen?“
Hat man auch beim Comiczeichnen Schreibblockaden und falls ja, wie kommst du da raus?
Schreibblockaden habe ich eher selten. Vielmehr fehlt es mir an Zeit, meine Ideen umzusetzen zu können. Die Ideenfindung ist ja ein durchgehender Prozess, so dass ich im Regelfall immer ein oder zwei Ideen im Kopf habe, die noch darauf warten gezeichnet zu werden. Spätestens mit einem guten Whisky oder mit Kaffee könnte ich eine Schreibblockade auflösen. Wenn ich das zu oft betone, könnte man meinen ich hätte ein Alkohol- oder Kaffeeproblem. Das ist aber nicht so. Aber ich habe auch schon die ein oder andere Nacht durchgezeichnet – das geht nicht ohne Kaffee.
Hast du ein Vorbild oder jemanden an dem du dich orientierst bei den Zeichnungen?
Auch wenn ich nur selten Comics lese: Es gibt schon sehr coole Comics oder Cartoonbände (Adam, Hilbring, Krumbiegel, Ruthe, Perscheid, Joscha Sauer, Flix, Til Mette, Fernandez, Holtschulte, Masztalerz und viele weitere). Ich bin mir selbst nicht sicher, in wie weit ich von den anderen Zeichnern beeinflusst wurde. Ich versuche meinen eigenen Stil weiter auszubauen.
Kannst du dir vorstellen irgendwann einmal hauptberuflich Comics zu zeichnen?
Wenn es jetzt nur um Cartoons geht, dann würde ich ja dafür bezahlt werden, mir täglich Quatsch und Blödsinn ausdenken zu dürfen. Was gibt es besseres?
Aber viele wollen ja in jungen Jahren Comiczeichner oder Polizist werden. Ich bin jetzt in gewisser Hinsicht beides. Das ist perfekt.
Was macht dir Spaß am Comic zeichnen?
Es ist immer wieder eine neue Herausforderung eine Idee zeichnerisch auf den Punkt zu bringen. Davon abgesehen freue ich mich über die Reaktionen und Rückmeldungen der Leser (Kommentare, Mails etc.). Außerdem gefällt mir das kollegiale Miteinander mit anderen Zeichnern.
Bilder: Titelbild: Clker; Biler im Artikel: Kritzelkomplex.de