Durchschnittlich haben die Neuwagen hierzulande rund 140 PS unter der Haube. 1995 waren das grade einmal 95, das ist eine Steigerung um 47 Prozent in knapp 20 Jahren. Bei den Deutschen Herstellern hat wenig überraschend Porsche mit durchschnittlich 342 PS die Nase vorne, im weltweiten Vergleich muss man sich aber Bugatti beugen die es aus Prinzip nicht unter 1000 Pferdestärken machen. Das lassen sie sich aber auch dementsprechend bezahlen, weswegen der durchschnittliche Deutsche mit seinen 140 PS vorlieb nehmen muss. Kein Wunder, dass sich Leistungssteigerungen großer Beliebtheit erfreuen. Was dort alles möglich ist, wie viel das kostet und bis wohin das gut für den Motor ist erklärt uns heute Hobby Schrauber Dennis im Interview.
Was sind die besten Methoden zur Leistungssteigerung von Autos und wie teuer sind die?
Da gibt es viele verschiedene Wege und Methoden, die aber vor allem vom verfügbaren Budget eingeschränkt werden. Am günstigsten ist eine Softwareoptimierung mit ein paar kleineren weiteren Modifikationen beispielsweise an der Auspuffanlage. Wenn man höher hinaus will und mehr zu bezahlen bereit ist, kann man bei Saugmotoren einen Kompressor einbauen oder bei bereits vorhandenen Turboladern oder Kompressoren ebendiese ersetzen. Bei solchen Maßnahmen, die eine ziemlich große Ladung Zusatz-PS mit sich bringen, kann es zudem notwendig werden weitere Anpassungen am Motor (zum Beispiel Pleuel) durchzuführen, damit der dieser Kraft standhält. Wer möchte kann alternativ natürlich auch den kompletten Motor wechseln.
Preislich bewegt man sich bei einer Softwareoptimierung bei einigen hundert bis circa 1500 Euro. Bei größeren Umbauvorhaben gibt es kein Limit nach oben. Ein gut durchgeführter Kompressorumbau kostet schonmal 20.000 Euro, das Einbauen eines neuen Motors kann noch teurer werden. Durch Selbermachen kann man da natürlich sehr viel einsparen, das kann oder möchte aber nicht jeder.
Lässt sich das generell bei jedem Auto durchführen?
Das geht bei jedem Auto. Die Kosten-Nutzen Rechnung – also wie viel Geld muss ich investieren und wie viel Leistung bekomme ich dafür – ist allerdings sehr unterschiedlich. Mit Softwareoptimierungen und dem Tauschen einiger Teile kann man bei Turbomotoren mit wenigen Tausend Euro gerne einige hundert Pferdestärken herausholen, während man bei einem Saugmotor über die Software kaum Gewinne macht. Um hier einige hundert Extrapferdchen herauszukitzeln landet man bei einigen 10.000 Euro, mit einer Softwareoptimierung alleine gibt es dagegen kaum einen Gewinn.
Welche Leistungszuwächse kann man erzielen?
Von keinem Zuwachs aber dafür einem gesenkten Spritverbrauch bis hin zu Radikalumbauten auf über 1.000 PS ist eigentlich alles möglich. Es kommt ganz auf das Auto an. Welche Art Motor liegt vor, wie sehr ist dieser Motor schon verschlissen, sind aufgrund des Leistungszuwachses weitere Umbauten nötig und gibt es bekannte Probleme. Diese Fragen muss man individuell klären um das festzustellen. Ich möchte an dieser Stelle aber festhalten, dass es letztlich nicht um die Zahlen geht, sondern um das Fahren. Du hast mehr davon, wenn du auf ein bisschen Leistung verzichtest, dafür aber eine bessere Fahrbarkeit und ein besseres Ansprechverhalten bekommst.
Bis zu welcher Motorlaufleistung kann man eine Leistungssteigerung machen?
Eine größere Leistungssteigerung würde ich als Faustregel bis maximal 100.000 Kilometern durchführen. Das ist aber nur ein grober Richtwert, da vor allem der Fahrstil einen wesentlichen Anteil am Verschleiß hat. 40.000 Kilometer Stadtverkehr mit vielen Kaltstarts und dann gib ihm sind wesentlich schlimmer für die Technik als 150.000 Kilometer Langstrecke. Die Vorgeschichte eines Autos zu kennen kann also hilfreich sein.
Wo sollte man eine Leistungssteigerung durchführen lassen?
Man sollte auf die Seriosität der Anbieter achten. Gibt es Hilfestellung bei TÜV-Gutachten, hat man eine Garantie und so weiter. Am besten sucht man natürlich nach Erfahrungsberichten, entweder von Bekannten oder auch in Internetforen. Viel Know-How gibt es auch bei Anbietern, die sich auf bestimmte Autos konzentrieren. Auf italo-welt.de findet man beispielsweise ausschließlich Tuning für italienische Wagen wie Alfa Romeo oder Seat während sich andere Tuner wie Geiger sich auf US-Autos wie die Corvette oder den Mustang fokussieren.
Verschiedene Motorisierungen von Automodellen haben ja häufig denselben Motor, der dann gedrosselt wird. Kann man per Software von einer Motorisierung zur nächsten springen?
Das geht nicht so einfach, weil das mit demselben Motor eben nur die halbe Wahrheit ist. Bei so vielen Modelle wie die Hersteller heutzutage anbieten, wird natürlich nicht für jedes Modell und jede Motorisierung ein komplett neuer Motor gebaut. Der Motorblock der verschiedenen Motorisierungen ist dann meist derselbe, aber die verwendeten Teile eben nicht. Schwächere Motoren haben überspitzt gesagt billige Materialien und Teile, die aber trotzdem hohe Laufleistungen überstehen weil sie eben nur 100 PS ausgesetzt sind. Stärkere Motoren haben hochwertigere Teile, weil die dann vielleicht 220, 240 PS aushalten müssen. Wenn man die per Software auf den „schwächeren“ Motor loslässt, dann wird der das nicht lange mitmachen. Man kann natürlich die Leistung eines Low-End Motors erhöhen, aber nicht unbedingt von Einstiegsmotorisierung auf Topmotorisierung.
Welches Auto bietet die meiste Leistung für das kleinste Geld?
Eine gute Frage! Wenn man nur nach dem Motor geht und einem der Rest des Autos egal ist, dann ist man wohl mit einem gebrauchten Kleinwagen mit Turbodiesel und nicht zu hoher Laufleistung gut beraten. Aus dem lassen sich beim richtigen Tuner gerne 400 PS herausholen, wenn man mit einer kurzen Lebensdauer leben kann auch noch mehr. Wenn man das vergleicht mit dem Preis eines Wagens, der von Serie aus so viel Leistung besitzt, ist das ein richtiges Schnäppchen.
Welches Potenzial in Sachen Leistung siehst du in Elektroautos?
Über Alltagstauglichkeit und Gewinn für die Umwelt kann man freilich diskutieren, aber Elektroautos sind was die Leistung angeht sehr interessant! Anders als Verbenner haben sie ihre komplette Power auf Abruf zur Verfügung und müssen nicht schalten (natürlich gibt es auch Verbenner mit DSG, aber die Mehrheit Autos hat das nicht). Die meisten Hersteller drosseln diese Leistung der Reichweite wegen natürlich, aber wenn man das aufhebt, hat man ein wahres Beschleunigungsmonster. Der Tesla ist natürlich ein Extrembeispiel, aber mit einer anderen Programmierung können auch mittelmäßigere Elektroautos beim Beschleunigen Sportwagen in die Tasche stecken. Ich bin gespannt was die Zukunft dort bringt.
Bilder: Titelbild: Clker