Baum Titelbild

Was macht ein Garten- und Landschaftsbauer? Thomas über seinen Beruf

Egal wo man hingeht, irgendwo gibt es immer Natur oder zumindest einen Park oder ein paar einzelne Bäume. Selbst in der Wolkenkratzer-Hochburg Manhattan gibt es den 350 Hektar großen Central Park, der ein bisschen Natur in die Millionenmetropole bringt. Und irgendjemand muss sich um diese ganzen Pflanzen ja kümmern. Das ist die Aufgabe von Garten- und Landschaftsbauern. Mein heutiger Interviewpartner Thomas, der diesem Beruf seit vielen Jahren nachgeht, erzählt uns heute mehr über die Arbeit an Bäumen und Co. und gibt ein paar Tipps für den heimischen Garten.

 

 

Wie bist du dazu gekommen, Garten- und Landschaftsbauer zu werden?

Eigentlich ein echter Zufall. Mein ehemaliger Nachbar hat über Jahre hinweg in diesem Beruf gearbeitet und konnte die Begeisterung für Naturpflege und das Arbeiten im Freien wahnsinnig gut in Worte fassen. Irgendwann war ich so neugierig, dass ich nicht nur zuhören, sondern auch selbst mit anpacken wollte und schon nach wenigen Stunden wusste ich: das ist es. Das ist die Kombination aus Arbeit und Hobby, die mir wirklich Spaß macht.


Was genau machst du da alles?

Ganz klassisch machen wir Gärten schön und bringen Bäume in Form. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen nach „Personal Trainer“ für die Flora – ist aber schon ein anders. Wir greifen so in die Natur ein, dass es gut ausschaut und gleichzeitig den Pflanzen und Bäumen gut tut. Dazu gehört es auch alte Bäume fachgerecht auszuschneiden, damit sie im Frühjahr neu treiben können und genug Kraft behalten um noch viele Winter zu überstehen. Ebenfalls ein Klassiker: Hecken trimmen. Klingt einfach, braucht aber Übung, schneidet man zuviel weg, verkümmert die Pflanze und die Hecke wird plötzlich durchsichtig. Schneidet man zu wenig, wachsen oftmals zu wenig neue Triebe nach, was die Gesundheit der Pflanze beeinträchtigt. Das Verschönern betrifft übrigens nicht nur die Pflanzen in Gärten und Parks. Wir setzen auch Wege instand, legen Pflaster und gestalten (Innen-) Höfe neu.

 

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Womit genau versuchst du Bäume zu retten wenn du in sie hineinkletterst?

Auch wenn es vielleicht brutal klingt: wir retten Bäume mit einer Säge. Dazu klettern wir hinauf und schneiden jene Äste aus, die der Baum nicht mehr richtig mit Nährstoffen versorgen kann. Das kommt häufig nach Stürmen oder sehr kalten Wintern vor, wenn Äste angebrochen sind, oder aber der Baum durch anhaltenden Frost so wenig Wasser bekommen hat, dass er einen Teil der Äste gar nicht mehr mit Nährstoffen versorgen konnte. Dieses Geäst wird früher oder später als trockener Ast vom Baum fallen. Damit es bis dahin nicht die Kraft des Baumes weiter auszehren kann, befreien wir ihn mit unseren Sägen von diesem toten Gehölz und er kann dann seine ganze Energie darauf verwenden neue, gesunde Äste auszubilden.

 

Wie schwierig ist das Klettern?

Die Frage ist eher wie viel Übung hat man. Für Ungelernte ist es schon nicht einfach den Baum hoch zu steigen, sind sie dann oben und versuchen wieder abzusteigen wird klar, dass das sogar noch komplizierter wird. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen – es gab schon Fälle, bei denen Ungeübte ihre Bäume lieber selbst schneiden wollten und dann mit Hilfe der örtlichen Feuerwehr den Abstieg geschafft haben.

Wir machen das deshalb ein bisschen anders: erst lernen neue Kollegen die Ausrüstung kennen, dann üben sie das Auf- und Absteigen an einer Wand (Kletterparks sind eine tolle Gelegenheit zum Üben) und erst wenn das sicher klappt, folgt der erste Aufstieg an einem Baum. Entsprechend ist das Baum-Klettern für unser Team kein Problem. Damit es auch unfallsicher ist, sind wir wie Bergsteiger mit Steigeisen und Gurten gegen einen Absturz gesichert.

 

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Bist du schonmal runtergefallen?

Nein! Von einem Baum noch nie – von der Leiter beim Glühbirnenwechsel schon (lacht). Anders als bei solchen Aktionen Zuhause sind wir bei auf Kletter-Arbeiten maximal konzentriert, trainiert, abgesichert und natürlich versichert.

 

Wie passiert einem Kletterprofi so ein Missgeschick?

Die Glühbirne in der Hand, den Besserwisser auf dem Boden, da kann man schonmal eine Leiterstufe verpassen. Mir ist nichts passiert nur die Glühbirne hat sich was gebrochen.

 

Wenn du zum Beispiel durch einen Park gehst, siehst du das dann mit anderen Augen und erkennst praktisch wie das „designt“ wurde?

Eher nein. Dann müsste ich ja fast jeden Baum als Teil eines Konzeptes anschauen. Es ist eher so, dass ich durch einen Park laufe und abzuschalten versuche. Auch wenn die Natur mein Arbeitsplatz ist, versuche ich das trotzdem zu genießen. Aber andererseits, wenn ich Wegverläufe oder Pflasterarbeiten sehe die besonders gut (oder manchmal auch schlecht) gemacht wurden, weckt das durchaus Interesse.

 

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Wie sollte ein guter Park aussehen?

Ich finde übersichtliche Parks toll. Es gab mal einen Trend Parks „naturbelassen“ wirken zu lassen. Das mag Botanikern gut gefallen haben, ich fand es dagegen einfach nur total ungepflegt und hatte den Eindruck, dass das Baumwachstum auch nicht wirklich optimal unterstützt wurde. Ein guter Park strotzt vor Gesundheit, da stehen viele gesunde Bäume in allen Größen und Formen aus allen Regionen. Da sind die Hecken pflanzengerecht geschnittenen und Büsche dürfen als grüne Oasen optisch ausgleichen. Wenn dann noch ein schöner großer Teich und natürlich-rustikale Bänke zum Sitzen einladen ist das doch perfekt.

 

Welche Tipps kannst du für die Gartensaison geben, was ist da deiner Meinung nach das wichtigste?

Sobald die Frostperiode zu Ende ist: Augen auf, Ärmel hoch und loslegen. Zunächst muss trockenes Geäst ausgeschnitten werden, damit neue Triebe schnell nachwachsen können. Nach dem Ausschneiden einmal ordentlich wässern und die Pflanzen beziehungsweise Bäume während des Frühjahres im Blick behalten. Solange es noch nicht sommerlich warm geworden ist, könnte theoretisch ein kleinerer Nachschnitt erfolgen, ob das wirklich sinnvoll ist oder ob der Baum sich schlecht entwickelt weil er im Winter einen Schaden genommen oder eine Krankheit bekommen hat, kann aber manchmal nur ein Gartenbau Fachmann beurteilen. Deutlich entspannter kann man mit Hecken umgehen, hier ist mehrmaliges Nachschneiden völlig unproblematisch, wer sicher gehen will, lässt den ersten Schnitt von einem Fachmann durchführen und orientiert sich dann bei den Nachschnitten an dessen Empfehlung.

 

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Was machen Hobbygärtner oft falsch?

Sie bewässern zu wenig. Ich sage Kunden in solchen Fällen gerne „ich habe noch keinen Baum ertrinken sehen, aber schon viele vertrocknen“ – da lässt sich dann auch nichts mehr retten. Ein trockener Stamm ist tot, den kann man nur noch fällen und die Wurzel ausgraben. Ebenfalls ein wiederkehrendes Problem sind zu hohe Bäume. Die stehen dann irgendwann so nahe am Haus, dass Drinnen dauerhaftes Dämmerlicht herrscht und man sich vorkommt wie im Hexenhaus bei Hänsel und Gretel. In manchen Gemeinden dürfen solche Bäume dann auch nicht mehr gefällt werden, weil der Stamm bereits einen Umfang erreicht hat, der das verbietet. Dann müssen die solange stehen bleiben bis entweder der Baum morsch ist, oder die Wurzel das Mauerwerk des nahen Hauses erreicht und „Sicherheitsgründe“ eine Fällung entgegen der bestehenden Verordnung erlauben. Um das zu vermeiden und dem Baum etwas Gutes zu tun schneidet man den lieber frühzeitig herunter, dann sammelt der Baum auch deutlich mehr Kraft in Stamm und Wurzeln und bleibt länger gesund.


Was macht dir Spaß an deinem Job?

In den allermeisten Fällen sehen wir Dinge wachsen. Ob Bäume, Hecken, Wege oder einfach nur ein wunderbares Pflaster, dass sich Stein für Stein zu einem Muster zusammenfügt. Dort wo ich arbeite entsteht Neues. Ganz oft werden wir bereits zu Beginn der Planungsphase einbezogen und können wie auf einem leeren Blatt die optimale Lösung vorschlagen. Die wird niemals so realisiert wie es ideal wäre, dazu spielen zu viele andere Faktoren mit in eine solche Planung hinein, aber wir werden immer wieder neu herausgefordert. Da schaut man sich immer wieder neue Aufgabenstellungen an und sucht Lösungen die einfach, gut und dauerhaft sind. Das fasziniert, das macht wirklich Spaß.

 

 

Bilder: Titelbild: Clker; Nebel 1: Kurt Bouda  / pixelio.de; Baum am Fluss: berggeist007  / pixelio.de; Nebel 2: Kurt Bouda  / pixelio.de; Sonnenuntergang: angieconscious  / pixelio.de

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