Im Internet gibt es so viele Wörter und Buchstaben, dass man wahrscheinlich nie aufhören könnte sie zu zählen, da in jeder Minute immer mehr dazukommen. Aber wer schreibt das eigentlich alles? Neben selbstgepflegten Webseiten greifen vor allem Unternehmen für ihre online Texte oft auf Texter zurück, die (wie der Name fast schon vorwegnimmt) Texte anfertigen. Aber wie geht das konkret? Das kann uns meine heutige Interviewpartnerin Susanne erklären, die selbst Texterin ist. Auf ihrer Webseite und heute im Interview erfahren wir mehr.
Wie bist du dazu gekommen, Texterin zu werden?
Wie das oft so ist im Leben – wie die Jungfrau zum Kinde. Ich habe 2 Jahre lang in einem Verlag als Korrektorin gearbeitet und mich nach meiner Ausbildung zur Heilpraktikerin selbstständig gemacht und 50% für den Verlag im Homeoffice gearbeitet und 50% in der Praxis. Irgendwann blieben die Aufträge vom Verlag aus und sonst schien niemand bereit für Korrekturen zu zahlen. Also schrieb ich fortan Texte statt zu korrigieren. Der Name meiner Seite Fehlerwerkstatt ist quasi noch ein Überbleibsel aus Korrekturzeiten.
Wie viel schreibst du da pro Tag?
Das ist sehr unterschiedlich und kommt immer auf das Thema an. Zwischen 1.000 und 3.000 Worte pro Tag.
Was für Texte schreibst du alles?
Inzwischen hauptsächlich Blogbeiträge für Kunden. Natürlich viel aus dem Bereich Gesundheit aber auch über Ernährung, Hunde, Mode, Elektrik und Autos. Dazwischen ein paar Artikelbeschreibungen oder Kategorietexte für Shops. Mit reinem SEO-Geblubber ohne Sinn und Verstand habe ich angefangen, inzwischen wird zum Glück mehr auf Qualität geachtet.
Welche Texte machen mehr Spaß und welche weniger?
Auch wenn sie oft sehr zeitintensiv sind schreibe ich am liebsten medizinische Texte – verständlich für den Laien – bei denen man sich so richtig in Statistiken reinfuchsen muss. Allgemein sind mir Texte für die man viel Hintergrundwissen braucht am liebsten, ich liebe es neue Dinge zu lernen und mich in kürzester Zeit zum Experten zu lesen und das an den zukünftigen Leser weiterzugeben.
Wie lange braucht es sich da einzuarbeiten und einen Namen zu machen damit man vom Texten leben kann?
Wenn ich das wüsste könnte ich meiner Zukunft vielleicht etwas entspannter entgegensehen Wenn man Quereinsteiger ist, ist es hartes Brot. Es gibt unzählige Texter. Jede Hausfrau und jeder Student kann sich damit was dazuverdienen und die meisten potentiellen Arbeitgeber sind nur auf der Suche nach Billigheimern. Sie wollen schnell einen Blog hochziehen um ihre Affiliate-Links unterzubringen, bestellen 2-3 Artikel in der Woche und zahlen 1 Cent pro Wort. Auf so eine Jobausschreibung kommen etwa 10 Texter die das gerne machen würden. Pro Artikel verdient man damit etwa 3-5 Euro, je nach Länge. Selbst wenn ich einfach ohne Hirn drauflosschreibe schafft man vier kurze oder zwei lange Texte in dieser Zeit – macht einen Stundenlohn von 10-12 Euro. Gut lebt es sich damit also nicht wirklich. Und bis man sich einen Namen macht beziehungsweise so viele Referenzen gesammelt hat, dass man etwas mehr bekommt dauert es etwa 2 Jahre.
Hast du manchmal Schreibblockaden? Wenn ja, was tust du dagegen?
Schreibblockaden im klassischen Sinne, dass mir nichts einfällt oder dergleichen hatte ich wirklich noch nie. Ich habe allerdings manchmal schlechte Tage an denen die Konzentration einfach irgendwann völlig weg ist und ich einen Satz 12 mal schreibe, weil ich mich bei jedem 2. Buchstaben vertippe. Da hilft dann auch wirklich nur es sein zu lassen und eine Runde mit den Hunden zu drehen. Manchmal klappt es danach wieder, manchmal nicht.
Erkennst du selbst ob Texte bei einer Produktbeschreibung, in einem Buch oder auf einer Webseite per Auftrag angefertigt wurden oder vom Autor selbst?
Bei einer Produktbeschreibung ist es eher schwer zu erkennen. Webseiten sind sehr oft fremd betextet und ich möchte fast behaupten, dass beinahe alle Texte auf der ersten Seite bei Google von jemand professionellem geschrieben worden sind. Ausnahmen sind Blogs, da schreiben viele wirklich selber, vor allem dann, wenn ein Bild des Autors zu sehen ist. Oft lohnt sich ein Blick ins Impressum. Ist dort eine einzelne Person namentlich genannt schreibt wohl auch nur diese Person. Auch Formulierungen im Text verraten viel darüber. Steht nirgendwo “ich” oder “wir”, es fehlt also jede persönlich Note, ist vermutlich der Text in Auftrag gegeben worden. Bei Firmenblogs wird auch viel fremd geschrieben und Self-Publishing macht es im Bereich der E-Books – vor allem Erotikbücher, die seit Shades of Grey wie Pilze aus dem Boden schießen – einfach, arme Texter auszubeuten die für eine erotische Geschichte mit 10.000 Worten 60-80 Euro bekommen und alle Rechte an ihrem Werk abgeben. Viele der Rezensionen zu diesen Büchern sind dann ebenfalls wieder gekauft, das erkennt man leicht am Account des Rezensenten. Oft ist das ihre einzige geschriebene Rezension oder es gibt noch ein bis zwei andere, die ebenfalls nicht ganz koscher erscheinen.
Kannst du bei deinen Texten einfach drauf losschreiben oder ist da auch Recherche nötig?
Ich recherchiere grundsätzlich, und sei es nur um mich inspirieren zu lassen. Über so ziemlich jedes Thema wurde schon einmal etwas geschrieben – manchmal auch zu oft. Ich hatte bisher nur bei einem einzigen Auftrag Probleme etwas zu finden, da sollte ich Schulungsunterlagen über ätherische Öle erstellen. Zum Glück habe ich fünf Bücher über ätherische Öle daheim und konnte so dennoch alles finden, was ich benötigt habe. Das war einer dieser Jobs der mir irre Spaß gemacht hat aber auch extrem zeitintensiv war.
Was macht dir Spaß an deinem Job?
Mir macht eigentlich alles Spaß. Ich mag den Nervenkitzel wenn ich mich um einen guten Auftrag beworben habe und minütlich meinen Posteingang checke, ob der Auftraggeber sich meldet. Ich mag den Moment wenn ich die Zusage bekomme. Ich mag es darüber zu recherchieren und meine Gedanken in Worte zu fassen. Und den Teil wo ich dafür Lob bekomme und die Rechnung bezahlt wird liebe ich ganz besonders
Bilder: Titelbild: Clker; Tastatur und Maus: I-vista / pixelio.de; Notizblock und Stift: Lupo / pixelio.de; Laptop Tastatur: Erwin Lorenzen / pixelio.de