Das Carsharing wird in letzter Zeit immer beliebter. Anfang 2012 gab es über 220.000 Carsharingnutzer sowie 140 Anbieter in Deutschland, und diese Zahlen steigen jedes Jahr deutlich an, mittlerweile bieten auch schon Autohersteller selbst Carsharing an. Die meisten Carsharingfahrzeuge in Relation zur Einwohnerzahl gibt es übrigens in Karlsruhe. Aber wie funktioniert das eigentlich alles genau? Im heutigen Interview mit dem Carsharingfan, der auf seinem Blog mehr darüber schreibt, gehen wir dieser Frage auf den Grund.
Wie genau funktioniert Carsharing?
Bei jedem Carsharing-Anbieter ist zuerst eine Anmeldung notwendig. Diese Registrierung erfolgt meistens online. Aktuell gibt es 150 (!) Anbieter in Deutschland. Ich persönlich bin bei den zwei größten, nämlich DriveNow und Car2Go. Hat man im Internet seine Daten eingetippt, erfolgt die endgültige Registrierung im Büro des Anbieters. Hier zeigt man/frau seinen Personalausweis und Führerschein vor und erhält dann eine Kundenkarte. Mit der Kundenkarte lässt sich ab sofort jeder freie Wagen von DriveNow und Car2Go mieten.
Ob ein Fahrzeug frei ist oder nicht, zeigt ein kleines Licht (grün oder rot) hinter der Windschutzscheibe des Autos. Um nicht lange suchen zu müssen, schaut man vorher in der App (Android/Apple iOS) oder auf der Webseite des Anbieters nach freien Fahrzeugen. Noch einfacher geht es auf carsharingfan.de, dort gibt es den Link (“Fahrzeug finden”) für alle Großstädte in Deutschland.
Hält man die Kundenkarte an das Display in der Windschutzscheibe, öffnet sich der Wagen und man kann einsteigen. Im Auto wird schließlich die vierstellige PIN eingetippt und los geht’s.
Was ist der Unterschied zu einer konventionellen Autovermietung?
In meinem Fall ist der Unterschied nicht so groß, denn hinter DriveNow steckt der Autovermieter Sixt und bei Car2Go ist es Europcar. Letztendlich funktioniert die entsprechende Kundenkarte wie ein Generalschlüssel für die Autos des jeweiligen Verleihers. Die Karte gibt mir die Möglichkeit, unbürokratisch und sofort ein Auto in meiner Heimatstadt Düsseldorf zu mieten. Der größte Unterschied zu einer konventionellen Autovermietung ist das sogenannte Geschäftsgebiet von DriveNow und Car2Go. Dieses Gebiet umfasst in der Regel das Zentrum einer Großstadt sowie einige Aussenbezirke. Ich darf mein gemietetes Fahrzeug nur in diesem Bereich abstellen und die Miete beenden.
Wieviel Geld kostet das dann konkret? Hat man da eine Ersparnis im Vergleich zum eigenen Wagen?
Bei Car2Go und DriveNow sind die Kosten eine Frage von Minuten Das heißt, die Abrechnung richtet sich nach der konkreten Mietzeit des Wagens. Hier ein Beispiel: Von meiner Wohnstraße im Zentrum bis zur Altstadt (ja genau, die mit der längsten Theke der Welt
brauche ich etwa 10 bis 15 Minuten. Bei Car2Go kostet mich das 0,29 Euro pro Minute, also zwischen 2,90 Euro (10 Minuten) und 4,35 Euro (15 Minuten). Das ist billiger als jedes Taxi und manchmal auch billiger als Bus oder Bahn. Der Minutenpreis ist All Inclusive, das heißt, es fallen keine weiteren Kosten an! Eine Ersparnis zum eigenen Wagen gibt es meiner Meinung nach nicht. Die Experten streiten darüber, ob sich das private Carsharing bei maximal 9000 Kilometern jährlicher Fahrleistung lohnt oder bei höchstens 5000 Kilometern. Ich halte mich aus diesem Streit heraus und genieße einfach die bequeme, schnelle und sichere Verfügbarkeit der Fahrzeuge.
Für wen eignet sich Carsharing?
Für alle, die auf die Schnelle ein Auto brauchen! Egal ob tagsüber oder nachts.
Stehen die Autos dann wie bei der Vermietung auf einem bestimmten Parkplatz oder dort, wo es die letzte Person stehen gelassen hat?
In meinem Fall dort, wo es der letzte Mieter stehen gelassen hat. Deshalb auch die Begrenzung auf ein Stadtgebiet. Durch die App der Anbieter ist jedoch immer ein guter Überblick über die aktuellen Standorte gewährleistet. Es kann schon mal vorkommen, dass man/frau ein paar Minuten zu Fuß bis zum Auto zurücklegen muss. Damit einem Niemand in der Zwischenzeit das Fahrzeug wegschnappt, lässt sich der Wagen per App für 15 Minuten kostenlos reservieren. Meiner Erfahrung nach reicht das dicke, um nach einer kurzen Wanderung den Standort des Autos rechtzeitig zu erreichen.
Wie weit ist es mittlerweile verbreitet? Nur in Städten oder auch schon auf dem Land?
Eindeutig mehr in den Großstädten! Die Anbieter mit den meisten Kunden tummeln sich vor allem in der City. Das bedeutet aber nicht, dass auf dem Land carsharingmäßig nichts los ist. Bei den erwähnten 150 Carsharing-Anbietern gibt es natürlich auch welche, die in der Provinz ihre Autos teilen.
Carsharing klingt immer so nach kleinen, wendigen Smarts für die Stadt. Kann man sich auch einen dicken Benz mieten wenn man gerade lustig ist?
Nee, einen Benz haben die Carsharing-Firmen (leider) nicht im Programm. Man sollte hier im Auge behalten, dass der Ursprung des Autoteilens in der Umweltbewegung liegt. Nach wie vor soll Carsharing eigentlich dazu führen, dass weniger Benz, äh, Autos auf der Straße rollen. Die Idee ist ja, dass mehrere oder am besten ganz viele Menschen sich 1 (!) Auto teilen. Aber eigentlich hast du Recht, auch ein Mercedes ließe sich mit Anderen teilen
Was sind deine positiven, und was deine negativen Erfahrungen mit Carsharing?
Positiv ist eindeutig die Verfügbarkeit der Autos. In Düsseldorf stellen DriveNow und Car2Go jeweils 250 Fahrzeuge, also insgesamt 500 Autos, zur Verfügung. Egal wo ich mich gerade in der Stadt befinde und zu welcher Tages- oder Nachtzeit, ich finde immer einen Wagen in meine Nähe.
Was mich persönlich am meisten aufregt ist nur ein kleines aber wichtiges Detail bei Beendigung der Fahrzeugmiete: Alle Autos sind per Telematik mit ihrer Zentrale verbunden. Manchmal ist dieser Kontakt gestört und das Fahrzeug meldet, dass man sich nicht im Geschäftsgebiet befindet. Dann heißt es, den Wagen wieder zu starten, eine Runde um den Block zu drehen und zu hoffen, dass der Kontakt auf einem anderen Parkplatz wieder hergestellt ist, damit die Miete beendet werden kann. Natürlich läuft der Gebührenzähler während der Parkplatzsuche weiter! Zum Glück tritt diese Störung äußerst selten auf.
Bilder: Titelbild: Clker; Parkplatz: Günther Schad / pixelio.de; Autobahn: Maik Schwertle / pixelio.de; Nachts: Klaus Bindernowski / pixelio.de