In Deutschland gibt es insgesamt rund 20,7 Millionen Heizungen. Das sind mehr, als alle Hunde und Katzen hierzulande zusammengenommen. Denn auch wenn die abends auf der Couch ebenfalls als Heizdecke dienen können, ist man gerade jetzt im Winter jedes mal wieder froh, dass es zuhause schön warm ist. Doch die herkömmliche Heizung zuhause ist noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn auch was Heizungen angeht gibt es technische Entwicklungen. So kennen die wenigsten Menschen die Infrarotheizung, obwohl das eigentlich ein ziemlicher Hingucker in jedem Wohnzimmer wäre. Fachmann Alex erklärt uns Im Interview warum.
Wie funktioniert eine Infrarotheizung?
Wie der Name schon vermuten lässt, funktioniert eine Infrarotheizung mit Hilfe von Infrarot Strahlen. Das sind elektromagnetische Wellen, die Energie transportieren. Mit diesen Strahlen werden dann die Gegenstände im Raum sowie Decke und Wände erwärmt. Und weil die dann auch Wärme abstrahlen, erwärmt sich die gesamte Raumluft. Die Grundidee ist quasi genau anders herum wie bei einer normalen Heizung. Dort wird die Luft erwärmt, die dann auch die Gegenstände mit erwärmt. Bei der Infrarotheizung werden die Gegenstände erwärmt, die dann ihrerseits die Raumluft erhitzen.
Kann man die Strahlung sehen oder hören?
Nein. Wir Menschen können diese Strahlung nicht wahrnehmen. Für uns ist die Infrarotheizung eine Platte an der Wand, die weder sichtbare Strahlen erzeugt noch einen Laut von sich gibt.
Erwärmen die Infrarotstrahlen auch direkt den Körper? Kann man sich also wie bei einem Heizkörper vor die Heizung stellen und warm werden?
Die Strahlen erwärmen prinzipiell auch den Körper, aber das wird natürlich nicht so warm wie bei einem herkömmlichen Heizkörper. Wenn das so wäre, würde es im Raum insgesamt viel zu heiß werden.
Sind die Strahlen gefährlich?
Wie bei so vielen Dingen kommt es auf die Dosis an. Es gibt auch Infrarotlaser, die beispielsweise in der Medizin eingesetzt werden und sehr viel Kraft haben. Würde man damit den ganzen Körper bestrahlen, wäre das nicht gerade Vorteilhaft. Die Strahlung einer Infrarotheizung ist aber kein Vergleich dazu. Sie ist so schwach, dass sie absolut ungefährlich ist. Eine Glühbirne ist ein guter Vergleich dazu. In Form einer normalen 60 Watt Lampe ist die kein Problem, auch wenn du dich 24 Stunden am Tag davor stellst. Gebündelt als Laser kann sie auch Stein durchlöchern und du könntest dich nicht einmal ein paar Sekunden davor stellen.
Was sind die Vorteile einer Infrarotheizung?
Eine Infrarotheizung schafft ein angenehmeres Raumklima. Um zu verstehen warum, muss ich kurz die Funktion eines normalen Heizkörpers erklären. Der Heizkörper ist selbst warm und erwärmt damit die Luft. Die steigt nach oben und drückt die kalte Luft nach unten, die wiederum in den Heizkörper gelangt und ihrerseits aufgeheizt wird. Dadurch entsteht eine Luftzirkulation mit dem unangenehmen Nebeneffekt dass es unten im Raum eher kalt bleibt. Und genau dieses Problem hat man mit einer Infrarotheizung nicht. Damit herrscht einfach ein angenehmes und ausgeglichenes Raumklima.
Zudem gelangt diese Luftzirkulation einer normalen Heizung nicht in die Ecken eines Raumes. Die bleiben kalt und feucht, weswegen es dort gerne schimmelt. Auch das verhindert eine Infrarotheizung. Ein weiterer Vorteil ist, dass besonders große oder ungedämmte Räume wesentlich besser erwärmt werden können, weil alles im Raum, das mit den Infrarotstrahlen bestrahlt wird (also Möbel, Wände und andere Gegenstände) auch wieder Wärme abstrahlt. Die Heizfläche ist also wesentlich größer als bei einem Heizkörper, weswegen große oder ungedämmte Räume besser warmgehalten werden können.
Besonders interessant ist natürlich auch die Möglichkeit, eine Infrarotheizung zum Beispiel als Bild oder als Spiegel zu tarnen und somit clever in den Raum zu integrieren.
Wie sieht es mit dem Energieverbrauch aus?
Der ist in jedem Fall nicht niedrig und wird der Infrarotheizung auch oft als großer Nachteil angerechnet. Wenn man aber den Stromverbrauch in den Verbrauch einer Öl- oder Gasheizung umrechnet, kommt man am Ende aber sogar besser heraus, da eine Infrarotheizung wesentlich energieeffizienter arbeitet. Welches Heizungssystem am günstigsten ist, hängt letztlich von den Preisen von Strom, Öl und Gas ab.
Wie genau kann die Infrarotheizung denn als Dekoelement genutzt werden?
Das habe ich ja schon bei den Vorteilen angesprochen und das ist eine Sache, die diese Art von Heizung wirklich innovativ macht. Da man für die Heizung letztlich nur eine Platte braucht, kann man sie in den verschiedensten Formen verpacken. So gibt es von der Firma Burda beispielsweise zahlreiche Heizungen, die aussehen wie ein Wandgemälde, hier einige Beispiele. Man kann sich dann ein Motiv auswählen, die Heizung aufhängen und es macht keinen Unterschied zu einem normalen Bild.
Es ist auch möglich, die Infrarotheizung in Form eines Spiegels oder auch einer kleinen Tafel beziehungsweise einer Pinnwand anzubringen. Der Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt. Heizkörper sind ja eher unästhetisch und störend, so eine Infrarotheizung macht optisch richtig was her.
Warum ist die Infrarotheizung so wenig verbreitet? Ich habe noch nie eine gesehen.
Vielleicht liegt das ja einfach an der guten Tarnung, siehe die Frage über dieser .
Aber Spaß beiseite, das ist eine gute Frage. Denn im direkten Vergleich können herkömmliche Heizkörper was Effizienz und Co. angeht nicht mit einer Infrarotheizung mithalten. Hier spielen aber vor allem wirtschaftliche Interessen eine Rolle. Das jetzt zu erklären würde den Rahmen sprengen. Ich kann nur generell sagen, dass man als Hausherr selbst aktiv werden muss wenn man eine Infrarotheizung haben will und sich dann nicht von Beratern und anderen Leuten reinquatschen lassen darf.
Bilder: Titelbild: Clker